Nostalgik
Das Grenchen, das einst war, auf Film gebannt

Der Grenchner Andreas Kaufmann digitalisierte alte Filme aus einem Dachbodenfund. Heraus kam ein nostalgischer Kurzfilm über Grenchen.

Andreas Toggweiler
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Der Grenchner Andreas Kaufmann hat im Nachlass seines Firmgöttis und in den Filmbeständen seines Vaters eine grosse Menge Schmalfilme mit alten Szenen aus Grenchen gefunden. Diese hat er nun digitalisiert und einige Ausschnitte ins Internet gestellt.

«Es sind meist Filme, die private Situationen zeigen, aber auch viele Stadtansichten von Grenchen oder von Landschaften in der Schweiz und Süddeutschland», berichtet Kaufmann, der als Redaktor bei der «Solothurner Zeitung» arbeitet.

Die Videos sind im damals für Hobbyfilmer gebräuchlichen Normal-8- Format aufgenommen und ohne Ton. Die Kamera (zum Aufziehen) belichtete beim Vor- und Zurückdrehen der 7,5 Meter langen Spule jeweils die Hälfte der Filmspur. Diese wurde nach dem entwickeln zu einer Filmspule von 15 Meter Länge zusammengesetzt. «Für ein abendfüllendes Filmerlebnis musste man dann eine stattliche Anzahl dieser Spulen zusammenkleben. Ein dreiviertelstündiger Film mit rund 16 Bildern pro Sekunde beansprucht etwa 180 Meter», berichtet Kaufmann.

Da einiges Material zur Verfügung stand, postete er sich ein Digitalisierungsgerät, das gegenüber dem Abfilmen von der Leinwand einige Vorteile biete (bezüglich Flimmern, Schärfe und Helligkeit). Es digitalisiert eine Spule mit 3600 Einzelbildern in rund 40 Minuten. Da heutige Bearbeitungsprogramme von 30 Bildern pro Sekunde ausgehen, laufen manche Filme digitalisiert aber zu schnell. Einige Szenen mit Ansichten von Grenchen hat Kaufmann nun auf Youtube veröffentlicht. Und was ist nun auf den Filmen zu sehen? «Leider kann ich die Aufnahmen, da aus einer verstaubten Kiste gezogen, zeitlich und oft thematisch nicht genau einordnen», meint Kaufmann.

Die Alltagsszenen mit Autos lassen sich zumindest in den 1950er oder 60er-Jahren verorten. Auch die einstige Eterna-Blumenuhr auf dem Marktplatz ist kurz zu sehen und die Badi kurz nach der Eröffnung, als die Bäume noch klein waren und kaum Schatten spendeten.

1971: Landung des «Harriers»

Auch für Flugzeugfans wird ein ganz spezieller Leckerbissen gezeigt, wenn auch aus einiger Entfernung gefilmt: die Landung eines Senkrechtstarter-Flugzeugs vom Typ Harrier der Royal Air Force auf dem Flughafen Grenchen. Laut Aviatikexperte Peter Brotschi war ein solches Flugzeug nur ein einziges mal in Grenchen zu Gast, nämlich im Jahr 1971. Auf dem Grenchner Stadtwiki hat Brotschi seine Recherchen zur damaligen Landung des ungewöhnlichen Flugzeuges in Grenchen publiziert.

Über 900'000 Views für Bettlacher Spielfilm

Der Grenchner Filmproduzent Lukas Eggenberg hat im Sommer mit einer Bettlacher Schulklasse einen Spielfilm zum Thema Mobbing in der Schule gedreht. Der Film mit dem Titel «Ist das alles meine Schuld?» ist auf der Videoplattform Youtube ein grosser Erfolg. Mit 900'122 Aufrufen bis gestern nähert er sich allmählich der ersten Milllion Clicks. Eggenberg, der das Projekt vor allem zu Werbezwecken lancierte, freut sich.

«Ich habe vielleicht mit 5000 Views gerechnet, doch plötzlich ging der Film in Deutschland viral und das hat sich dann in ganz Europa ausgebreitet», berichtet der Grenchner Filmproduzent. Dies sei umso erstaunlicher, als der Film in Schweizerdeutsch und ohne Untertitel produziert sei. Eggenberg kündigt ferner an, dass er dieses Jahr einen Kurzfilm über den Grenchner Weihnachtsmarkt drehen und dem OK danach gratis zu Werbezwecken zur Verfügung stellen will. «Als ehemaliges OK Mitglied möchte ich damit weiterhin meinen Beitrag zum Gelingen des Weihnachtsmarkts leisten», meint er. Der Film soll noch während des Marktes online gestellt werden. (mgt)