Schiffahrt
Das Dampfschiff «Neuchâtel» fährt neu bis nach Biel

Die Linie Neuchâtel–Biel/Bienne wird mit dem Dampfschiff «Neuchâtel» wieder erschlossen.

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Ein Bild des DS «Neuchâtel» unterwegs auf dem Neuenburgersee in Richtung Bielersee anlässlich der Generalversammlung des Vereins «Trivapor».

Ein Bild des DS «Neuchâtel» unterwegs auf dem Neuenburgersee in Richtung Bielersee anlässlich der Generalversammlung des Vereins «Trivapor».

Franz Geisser

Im Jahr 1999 wurde das DS «Neuchâtel» zum Verkauf ausgeschrieben. Im selben Jahr gründete der Journalist Denis Barrelet den Verein Trivapor, der sich den Kauf und die Restauration des Schiffs zum Ziel setzte. Im Frühjahr 2007 gelang schliesslich der Durchbruch, und das DS «Neuchâtel» konnte vom Verein «Trivapor» gekauft werden.

Mit einer gross angelegten Spendenkampagne, die von vielen privaten Spendern getragen wurde – unter anderem trat der ehemalige Berner Zahnarzt und passionierte Sammler von Oldtimer-Autos, Marc Oesterle, als grosszügiger Mäzen in Erscheinung und legte über eine Million Franken bar auf den Tisch – Beiträgen der Loterie Romande, sowie der Kantone Neuenburg und Waadt, durch Zuwendungen der meisten Ufergemeinden und einer Subvention vom Bundesamt für Kultur, wurde die Renovation finanziert.

Die originale Escher-Wyss-Dampfmaschine war beim Umbau des Schiffes zu einem Restaurant verschrottet worden. Man musste nach einem passenden Ersatz suchen. Eine Maschine des Raddampfers Ludwig Fessler der Chiemsee-Schifffahrt war erhalten geblieben, die letzte Schiffsdampfmaschine, die von Maffei gebaut wurde. Sie wurde beim Umbau der Ludwig Fessler auf dieselelektrischen Antrieb 1973 entfernt und nach verschiedenen Eigentümerwechseln 2004 von Trivapor erworben.

Unterwalden ist Vorbild

Auf dem Vierwaldstättersee verkehrt seit 2011 ein noch etwas älteres Dampfschiff, die Unterwalden, das im ähnlichen Stil generalüberholt wurde. Fachleute derselben Firma «Shiptec», die die «Unterwalden» wieder flott gemacht hatte, renovierten die DS «Neuchâtel» in der Werft in Sugiez – Kostenpunkt: rund 10 Millionen Franken. Der Betrag ist so hoch, weil das Schiff denselben Vorschriften genügen muss wie moderne Schiffe. Behindertentoilette, Abwassertanks an Bord etc. Ausserdem ist die DS «Neuchâtel» der einzige in Fahrt befindliche Halbsalon-Dampfer in der Schweiz. Weil der Salon in den Rumpf eingebaut ist und der Kamin versenkbar ist, kann die Neuchâtel unter den Kanalbrücken hindurchfahren und so auf allen drei Seen verkehren. Die erste Probefahrt des DS «Neuchâtel» fand am 18. September 2013 statt.

Der gegenwärtige Betrieb

«Trivapor» hat den Betrieb des Schiffes an die LNM – die Schifffahrtsgesellschaft des Neuenburger- und Murtensees AG – übertragen. Der Unterhalt des spezifischen Antriebsystems mit Dampf und den Schaufelrädern bleibt dabei unter der Verantwortung der «Trivapor». Seit 2014 ist der Dampfer wieder auf dem Neuenburgersee unterwegs und verkehrt fahrplanmässig – aber nicht auf dem Bielersee: Vertragsmässig ist die LNM verpflichtet, das Schiff während einer saisonalen Periode, im Fahrplandienst an mindestens 4 Tagen pro Woche zu betreiben. Dies zum gleichen Ticketpreis wie demjenigen auf den anderen Schiffen der Flotte und auf allen drei Juraseen. Bis 2018 war die letzte Forderung nicht erfüllt. Die Konzession für den Bielersee fehlte und die Zusammenarbeit der LNM und der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft BSG erwies sich als schwierig.

Beide Gesellschaften haben seit kurzem neue Geschäftsführer, und zwischen Jean-Luc Rouiller (LNM) und Thomas Mühlethaler (BSG) scheint die Chemie zu stimmen. Am Wochenende findet die Eröffnungsfahrt der Linie Neuchâtel–Biel durch das DS «Neuchâtel» statt. Sie wird in Zukunft (25. Mai–28. September) jeden Samstag durchgeführt.

Für sein 20-jähriges Jubiläum kann «Trivapor» nun mit Stolz seinen Namen tragen, der bewusst den Begriff «drei» beinhaltet. (om/mgt)

Im Jahr 1912 wurde das Dampfschiff «Neuchâtel» durch Escher-Wyss in Zürich für den Transport von 550 Personen erbaut. Dieser bis dato grösste Dampfer der Juraseen wurde gebaut, um einen lange gehegten Traum zu verwirklichen. Er sollte nach fünfzigjährigem Unterbruch die attraktiven Längsfahrten von Biel nach Yverdon zu neuem Leben erwecken. Nach dem Bau der Jura-Südfuss Eisenbahnlinie sank das Verkehrsvolumen und die Schifffahrt beschränkte sich auf den Bedarfsverkehr Neuenburg-Estavayer und Neuenburg-Murten. Im Jahr 1913 eröffnete das Dampfschiff «Neuchâtel» wie geplant den täglichen Dienst Neuenburg–Biel. Diesem Angebot war leider ebenfalls keine Zukunft beschieden, schon ein Jahr später erfuhr es, bedingt durch den Kriegsausbruch des Ersten Weltkrieges, ein jähes Ende. Seitdem wurde es praktisch nur an Sonntagen während der Sommermonate eingesetzt. Der fahrplanmässige Dienst Neuenburg–Biel wurde ab 1961 wieder eingeführt. Leider entsprachen die Raddampfer nicht mehr dem Zeitgeist der 60er-Jahre. Aus diesem Grund und wegen eines Kesselschadens im Jahr 1968 wurde die «Neuchâtel» 1969 ausser Dienst gestellt. Sie diente als Restaurant im Hafen von Neuenburg weiter, wurde unter dem Namen «Au vieux Vapeur» betrieben und später in «Au Bâteau» umbenannt. (om/mgt)

Im Jahr 1912 wurde das Dampfschiff «Neuchâtel» durch Escher-Wyss in Zürich für den Transport von 550 Personen erbaut. Dieser bis dato grösste Dampfer der Juraseen wurde gebaut, um einen lange gehegten Traum zu verwirklichen. Er sollte nach fünfzigjährigem Unterbruch die attraktiven Längsfahrten von Biel nach Yverdon zu neuem Leben erwecken.

Nach dem Bau der Jura-Südfuss Eisenbahnlinie sank das Verkehrsvolumen und die Schifffahrt beschränkte sich auf den Bedarfsverkehr Neuenburg-Estavayer und Neuenburg-Murten. Im Jahr 1913 eröffnete das Dampfschiff «Neuchâtel» wie geplant den täglichen Dienst Neuenburg–Biel. Diesem Angebot war leider ebenfalls keine Zukunft beschieden, schon ein Jahr später erfuhr es, bedingt durch den Kriegsausbruch des Ersten Weltkrieges, ein jähes Ende. Seitdem wurde es praktisch nur an Sonntagen während der Sommermonate eingesetzt.

Der fahrplanmässige Dienst Neuenburg–Biel wurde ab 1961 wieder eingeführt. Leider entsprachen die Raddampfer nicht mehr dem Zeitgeist der 60er-Jahre. Aus diesem Grund und wegen eines Kesselschadens im Jahr 1968 wurde die «Neuchâtel»
1969 ausser Dienst gestellt.

Sie diente als Restaurant im Hafen von Neuenburg weiter, wurde unter dem Namen «Au vieux Vapeur» betrieben und später in «Au Bâteau» umbenannt. (om/mgt)