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Mit 15 Jahren hat Markus Bandi in der Firma Titoni mit seiner Lehre begonnen, heuer arbeitet er schon seit 50 Jahren für die Grenchner Uhrenfirma. Seit dreissig Jahren ist er für den Reparaturservice zuständig. Dieses Jahr will Bandi in die Pension.
«Diese Frau habe ich auch noch erlebt. Ihn ebenso, er war hier einst Hauswart. Und dieser Arbeitskollege war in der Fussballnati», Markus Bandi blättert an seinem Arbeitsplatz ein Buch mit alten Fotos von der Uhrenfirma Titoni LTD durch und zeigt auf die entsprechenden Personen, dabei kommen Erinnerungen hoch. Früher wurde viel mehr Handarbeit gemacht, die Arbeiterinnen und Arbeiter sassen nah beieinander in einer Reihe, während sie mit den kleinsten Teilchen einer Uhr arbeiteten. Zwar tun sie dies noch heute, doch durch Maschinen wurden mehrere Arbeitsschritte automatisiert.
Bandi erinnert sich noch genau an seinen ersten Arbeitstag. «Am 17. April 1967 trat ich als Lehrling in die Firma ein, damals war ich 15 Jahre alt.» Nun fünfzig Jahre später arbeitet er noch immer in der Titoni. «Nur einmal hatte ich Pläne zu kündigen, da ich ein Jobangebot erhalten habe, doch ich wurde von der Titoni zurückgehalten und das war gut, denn nur zwei, drei Monate später ging diese kleine Firma an der Solothurnstrasse, bei der ich hätte anfangen können, Konkurs.»
Was ihn von Anfang bis Schluss seiner Karriere beim gleichen Unternehmen gehalten habe? «Das Arbeitsklima», erklärt er strahlend. «Wir alle sind ein gutes Team und die Schlueps waren immer zuvorkommend und fair.» Allerdings der Einzige, der so lange geblieben sei, wäre er nicht. «Einer blieb 49 Jahre, ein anderer 53 Jahre», nennt er zwei Beispiele.
Auf Bandis Etabli wimmelt es von Gegenständen: Da ist beispielsweise ein Vibrograph, um die Uhren zu kontrollieren, eine Zange, mehrere Reibahlen und ein «Stöckli», um die Zeiger zu stecken. Von seinem Arbeitsplatz aus hat Bandi Sicht auf die Wohnung an der Kirchstrasse, in der er aufwuchs. «Und das graue Haus bei der Bushaltestelle – ehe ich anfing, war dort drin die Felca.»
Während seiner Lehrzeit hat Bandi alle Facetten der Uhr bis ins Details gelernt und hatte jeweils diverse Aufgaben im Produktionsprozess inne. Seit dreissig Jahren ist er für den vielseitigen Reparaturservice zuständig. Heute würden die meisten Uhren mit einem ETA-Werk hergestellt, doch immer wieder werden ältere Uhren zur Reparatur gebracht, die ein anderes Werk enthalten. «ETA-Werke sind simpler zu reparieren als die älteren», so Bandi. Mit Voraussicht hat er alte Teilchen gesammelt und aufbewahrt, die älteste Furniture stammt aus dem Jahr 1919. Er kann sie immer noch sehr gut gebrauchen.
Bandi weiss noch mehr zu erzählen. So unter anderem, dass sich die Kollegen dazumal untereinander viele Streiche gespielt hätten. Manche hätten beispielsweise Wespen in die Uhrenlupe von Mitarbeitern geklebt. Früher hat die Titoni zudem viele Schmuckuhren hergestellt, was sie heute nicht mehr tut. Die Firma sei weitergegangen, so Bandi, habe sich in Qualität und Aussehen der Uhren gesteigert und befindet sich eine Preisklasse höher.
Chinesisch sprechen kann er überdies trotz den Handelsbeziehungen zu China nicht. Nicht er, sondern andere Arbeitskollegen seien für die Geschäftsreisen zuständig. «Aber ich war einmal in China mit anderen Mitarbeitern in den Ferien, es war sehr schön.»
Titoni-Direktor Daniel Schluep äussert sich voller Wohlwollen über Bandi. «Dass Herr Bandi ein halbes Jahrhundert bei Titoni gearbeitet erfüllt die Firma mit Stolz», erklärt er auf Anfrage. «Als Verantwortlicher für die Reparaturen, auch von Uhren aus früheren Jahrzehnten, welche für die jeweiligen Besitzer nicht selten einen grossen emotionalen Wert haben, ist die langjährige Erfahrung von Herrn Bandi für unseren Betrieb von unschätzbarem Wert.»
Auch Lehrlinge führt Bandi ein und ist gerade dabei, seinen Nachfolger einzuarbeiten. «Mein letzter Arbeitstag ist am 11. September, aber vielleicht bleibe ich noch bis Ende Jahr.» Über das näher rückende Datum denkt er nicht nach, noch scheint es in weiter Ferne. Aber langweilig würde es ihm nach seiner Pensionierung nicht, ist er überzeugt. Er ist ein leidenschaftlicher Fischer, erst letztens habe er am Lungernsee zusammen mit Freunden mehrere Regenbogenforellen gefangen. Seit Jahren ist er im Vorstand im Fischerverein Grenchen-Bettlach und hat schon so manchen Fisch bei lokalen Festen zubereitet. Früher hat er noch Tennis, Handball und Fussball gespielt. Heute widmet er sich neben dem Fischen dem Wandern. Auch interessiert er sich sehr für Flugzeuge.