Stadtbummel Grenchen
Darwin und der Osterhase

André Weyermann
André Weyermann
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Ostern steht vor der Tür.

Ostern steht vor der Tür.

Wer in den letzten Wochen und Tagen mit offenen Augen durch die Stadt bummelte, der wurde in diverser Hinsicht auf die Ostertage vorbereitet. Ebenso neckische wie fröhliche Osterhasen wiesen auf das bedeutende Fest hin, Osterschalen und andere österliche Dekorationen verzierten das Stadtbild, und auch der Gewerbeverband bewarb die traditionelle Eiertütschete am Marktplatz mit Plakaten, versehen natürlich mit einem Osterhasen, Kindern und eben Eiern.

Woher stammt aber nun der Glaube an den eierbringenden Osterhasen? Über die Herkunft des Eierlieferanten ist man sich bis heute nicht ganz einig. Das erste Mal erwähnt wurde ein Osterhase vom Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau im Jahr 1682.

In seiner Abhandlung «De ovis paschalibus – von Ostereiern» führt er den Osterhasen an und warnt ausserdem vor einem übermässigen Eierverzehr.

Vor dem 17. Jahrhundert brachten in vielen Regionen noch andere Tiere die Eier: der Fuchs, Kuckuck, Storch oder ein Ostervogel.

Die Verbindung des christlichen Osterfestes mit dem Ei als Symbol ist für verschiedene europäische Länder spätestens aus dem Mittelalter bekannt, möglicherweise auch früher anzusetzen. Es gibt daneben seit dem

4. Jahrhundert auch eine ältere Deutung des Hasen als Auferstehungssymbol. Die vielfältige christliche Hasensymbolik fand im Mittelalter in vielen Bildwerken ihren Ausdruck, siehe etwa den Hasen in der Kunst.

Die Verbindung des Hasen mit dem österlichen Eierbrauch ist jedoch noch unklar, auch wenn die Fruchtbarkeit der Hasen für sich allein eine enge Verbindung zum Frühling hat.

Nun stellt sich natürlich die Frage, woher der Osterhase seine Eier bezieht. Vom Supermarkt, über den Onlinehandel, aus einem geheimen Versteck? Oder hat auch der Osterhase «seinen Darwin» gelesen und sich im Zuge der Evolution in ein eierlegendes Säugetier verwandelt (analog dem Schnabeltier oder dem Ameisenigel)? Eigentlich nicht so wichtig, Hauptsache, die kleinen und grossen Kinder haben ihre Freude am immer noch aktuellen Brauch.

Lassen wir also dieses Mysterium Mysterium sein, denn der Stadtbummler ist dezidiert der Meinung, dass es gerade in einer Zeit, in welcher so viele Informationen (und Falschinformationen) frei erhältlich sind, wichtig bleibt, das eine oder andere nicht erklären zu müssen oder zu wollen.

Tröstlich ist in diesem Kontext auch die Tatsache, dass es weithin als unschädlich gilt, kleineren Kindern zu vermitteln, der Osterhase bringe Eier und Süssigkeiten zum Osterfest.

Nach Auffassung von Psychologen rege diese Illusion die Fantasie an und unterstütze die kognitive Entwicklung.

Allerdings sollten kritische Fragen und Zweifel der Kinder unterstützt werden, sodass der Glaube an den Hasen auch durch Austausch mit anderen Kindern schliesslich von selbst verschwindet.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Eiersuchen.