Grenchen
Dank dieser Handy-App brauchts kein Münz mehr zum Parkieren

Ab Donnerstag geht in Grenchen «parkingpay» in Betrieb. Die Gebühr fürs Parkieren kann auf dem ganzen Stadtgebiet über die App auf dem Handy beglichen werden. Bezahlt wird nur die effektive Parkzeit – und die ersten 15 Minuten sind gratis.

Oliver Menge
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Christian Ambühl, Kommandant der Polizei Stadt Grenchen, mit der neuen App fürs bargeldlose Parkieren.

Christian Ambühl, Kommandant der Polizei Stadt Grenchen, mit der neuen App fürs bargeldlose Parkieren.

Oliver Menge

Die Stadt Grenchen ist eine von rund 180 Gemeinden in der Schweiz, die das bargeldlose Parkieren flächendeckend auf dem ganzen Stadtgebiet möglich macht. In der Innenstadt sind alle weissen Parkfelder kostenpflichtig, die Gebühr konnte bisher an Parkautomaten oder Parkuhren beglichen werden.

Jetzt wird alles anders: Statt sich auf die Suche nach passendem Münz zu machen, zur Parkuhr zu laufen und dort seine Parkzeit zu buchen, erledigt man nun den ganzen Bezahlvorgang bequem mit dem Handy und erspart sich so den Gang.

In der Versuchsphase, die mehrere Monate dauert, ist es immer noch möglich, wie bisher an den Parkuhren zu bezahlen. Oder man nutzt eben die App «parkingpay» des Schweizer Anbieters Digitalparking AG und erhält so sogar noch 15 Gratisminuten bei jedem Parkvorgang. Die Anmeldung und Inbetriebnahme der neuen Software ist einfach und nicht besonders zeitaufwendig. Nachdem man sich registriert und das Konto aufgeladen hat, erhält man einige Tage später eine Parkingcard-Vignette für die Frontscheibe und einen Parkingcard-Badge für einige Parkhäuser in der Schweiz.

Jetzt kann man mit dem Auto auf einen Parkplatz fahren und dort auf dem Smartphone in der App die entsprechende dreistellige Nummer eingeben, die bei den Parkplätzen auf den jeweiligen Schildern vermerkt ist. Die App erkennt dann sowohl den Ort als auch die maximale Parkdauer, die dort erlaubt ist. Per Knopfdruck startet man den Parkvorgang und beendet ihn so auch wieder. Bezahlt wird nur die effektive Parkzeit. Oder der Parkvorgang wird gestoppt, wenn die maximale Parkdauer erreicht ist. Auf Wunsch kann man sich kurz vor Ablauf der Parkzeit auch mit einem SMS darauf hinweisen lassen, dass man nächstens wegfahren sollte.

Viele Vorteile

Christian Ambühl, Kommandant der Polizei Stadt Grenchen, weist auf die vielen Vorteile hin. Da wäre zum einen das kostenlose Parkieren in den ersten 15 Minuten, welches die Umstellung mit sich bringt. Zum anderen können auch andere Parkbewilligungen, wie Tageskarten, Bewilligungen für die blaue Zone mit Anwohnerprivilegierung, spezielle Bewilligungen für mehrere Kontrollschilder, beispielsweise für Firmen, die auf ein Konto laufen, bequem über die App oder übers Internet bestellt und gelöst werden. Für die sogenannten Spontanparkierer, die nur sporadisch in Grenchen parkieren, gibt es eine einfachere Menuführung. Allerdings müssen auch sie die App herunterladen. «Parkieren in der blauen Zone ohne Anwohnerprivilegierung funktioniert wie bis anhin mit der Parkscheibe. Oder man löst über die App eine Tagesbewilligung für fünf Franken.»

Das Parkkonto ist schweizweit in den bereits erwähnten 180 Gemeinden einsetzbar und es kommen ständig neue dazu. Auch Parkhäuser, welche die neue Software aufgeschaltet haben. Die Suche und das Anstehen an Parkautomaten wird überflüssig. Die Abrechnung ist übersichtlich und man bezahlt nur die effektive Parkzeit. «In Grenchen könnten wir ohne Mehrkosten auch das Coop-Parking, die grossen Parkplätze bei Lidl, Aldi, dem Flughafen, bei der Badi und dem Velodrome in der App aufschalten. Das sind private Parkplätze, die zwar bewirtschaftet werden müssen, jetzt noch nicht in der App integriert sind und wo man noch am Automaten bezahlen muss.» Die App werde dauernd weiterentwickelt und verbessert, so Ambühl.

Datenschutz ist gewährleistet

Die Kontrolle erfolgt durch einen Scan des Nummernschildes durch die Polizei, was dann einzig und alleine die Information freischalte, ob dieses Kontrollschild berechtigterweise dort stehe oder nicht, erklärt Ambühl. «Andere Daten, wie der Name oder die Adresse des Halters sind nicht ersichtlich», so Ambühl. Die Sicherheit ihrer Daten sei heutzutage den Bürgerinnen und Bürgern doch sehr wichtig, weshalb man darauf grossen Wert lege.

Die Stadt erwirtschaftet jährlich zwischen 400'000 und 500'000 Franken aus den Parkgebühren. Jährlich fallen auch um die 270'000 Franken an Parkbussen an, die allerdings direkt und ohne Umweg zum Kanton fliessen. Das neue System bringe aber erhebliches Sparpotenzial, erklärt Ambühl. So spart man alleine beim Unterhalt der Parkautomaten, beim Leeren des Kleingelds und den dafür abkommandierten Mitarbeitern jährlich rund 50'000 Franken. Und weil auch die Vignetten für Jahresparkbewilligungen wegfallen, spare man nochmals rund 30'000 Franken an Druck- und Versandkosten.

Möglicherweise beschliesst man nach der Testphase den kompletten Wechsel auf das neue System und verbannt Parkuhren und Parkautomaten ganz aus dem Stadtbild. Erst dann würden nämlich die ganzen Einsparungen tatsächlich zu Buche schlagen. Damit würde Grenchen eine Pionierrolle übernehmen, sagt Ambühl. Eine Tariferhöhung, wie vom Gemeinderat beschlossen, würde dann nicht mehr die aufwendige Umprogrammierung der Parkautomaten und Parkuhren erfordern, sondern könnte einfach softwaremässig zentral umgesetzt werden. Nicht geklärt wäre allerdings die Frage, wie diejenigen Leute, die kein Smartphone besitzen oder es zu Hause haben liegen lassen, ihre Parkgebühren bezahlen sollen, wenn die Parkuhren abgeschafft sind.

Morgen Donnerstag findet ab 18 Uhr beim Feuerwehrgebäude eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung statt, bei der das neue System eingehend vorgestellt und Fragen beantwortet werden. Kommenden Montag und Dienstag werden zudem Beamte der Polizei Stadt Grenchen in der Stadt auf den Parkplätzen anwesend sein, um den Einwohnerinnen und Einwohnern Grenchens das neue System näher zu bringen.