Grenchen
«Da werden Fake News verbreitet»: SWG-Chef nimmt Stellung zu den Vorwürfen von Elias Meier

In einem Flugblatt erhebt Pro-Grenchen-Präsident Elias Meier massive Vorwürfe gegen die SWG und ihren Chef Per Just. Dieser spricht von unwahren Behauptungen.

Andreas Toggweiler
Drucken
SWG-Direktor Per Just wird in einem Flugblatt persönlich angegriffen und wehrt sich.

SWG-Direktor Per Just wird in einem Flugblatt persönlich angegriffen und wehrt sich.

Oliver Menge

Der Grenchner Windparkgegner Elias Meier möchte der SWG unter anderem verbieten, Gewinn zu machen. Er hat ein entsprechendes Flugblatt verteilen lassen. Wie beurteilen Sie dieses Vorhaben?

Ich beurteile dieses Vorgehen als unredliche, irreführende Falschinformation. Es wird in diesem Flugblatt reisserisch und mit falschen Behauptungen operiert. Weiter wird mir persönlich und dem Verwaltungsrat unredliches Verhalten vorgeworfen, was ich persönlich als rufschädigend erachte. Abgesehen davon muss eine Firma Gewinn machen, um zu existieren, das heisst, die getätigten Investitionen abschreiben und neue Ideen und Produkte entwickeln zu können. Eine Firma ohne Gewinn geht früher oder später Konkurs.

Unter dem Titel «Grenchner Info» verteilte Windparkgegner Elias Meier ein Flugblatt, das massive Kritik am Geschäftsgebaren er SWG formuliert.
3 Bilder

Unter dem Titel «Grenchner Info» verteilte Windparkgegner Elias Meier ein Flugblatt, das massive Kritik am Geschäftsgebaren er SWG formuliert.

Oliver Menge

Was ist denn genau irreführend?

Die Behauptung, dass die SWG Kunden alles via ihre Energie und Wasserpreis bezahlen, ist so falsch. Die SWG hat ihre Ertragskraft ohne Erhöhung der Margen in den letzten Jahren gesteigert, indem sie mit weniger Mitarbeitern mehr macht und auch ausserhalb von Grenchen mit Fremdaufträgen tätig ist. Man nennt dies landläufig unternehmerische Tätigkeit.

«Wir wissen nicht, was die SWG mit unseren Gebühren macht», heisst es. Ist die SWG eine Blackbox?

Die SWG ist ganz klar keine Blackbox. Wir machen genau das, was in unseren Statuten unter dem Zweckartikel aufgeführt ist. Wer unseren neuen Geschäftsbericht anschaut, wird feststellen, dass wir unsere Rechnung sehr transparent darstellen. Weiter haben wir einen vom Gemeinderat gewählten Verwaltungsrat, dessen Vorsitzender unser Stadtpräsident ist.

Massive Vorwürfe

Unter dem Titel «Grenchner Info» verteilte Windparkgegner Elias Meier ein Flugblatt, das massive Kritik am Geschäftsgebaren er SWG formuliert: Die Gebühren würden für einen teuren Hauptsitz, den Kauf von zwei Baufirmen und neue Zähler verwendet. «Mit unseren Gebühren können SWG-Direktor Per Just und der Verwaltungsrat machen, was sie wollen.» Es herrsche «Keine Demokratie, keine Transparenz und keine Sicherheit.» Meier fordert in einer Motion, die am kommenden Dienstag von der Gemeindeversammlung behandelt wird, die SWG dürfe lediglich kostendeckend geführt werden, müsse das Volk über Ausgaben von mehr als 1 Mio. Fr. entscheiden lassen, ihre Bücher öffnen und eine Schuldenobergrenze einführen. Es handle sich um ein durchsichtiges Manöver gegen den Windpark, hiess es bei der Behandlung der Motion im Gemeinderat. Dieser lehnte den Vorstoss einstimmig bei einer Enthaltung klar ab. (at.)

Das Flugblatt behauptet ferner, die SWG baue bei der ARA ein neues Biogas-Kraftwerk. Was ist da dran?

Wie Sie schon in Ihrer Zeitung berichtet haben, baut die SWG in Zusammenarbeit mit der ARA Region Grenchen eine Biogasanlage. Dieses Gas wird dann in das Netz eingespeist und erhöht noch zusätzlich die Umweltfreundlichkeit von Erdgas/Biogas. Dies ist ein innovatives System, um den CO2-Ausstoss reduzieren zu können und dient dem Umweltschutz. Es ist mir ein Rätsel, warum uns so etwas als Vorwurf formuliert wird. Ich würde es verstehen, wenn wir nichts machen würden und dafür Vorwürfe ernten würden.

Vorwürfe gegen den Kauf von zwei Baufirmen durch die SWG reissen auch nach Jahren nicht ab. War der Kauf von Panaiia & Crausaz (P&C) wirklich gerechtfertigt?

Schauen Sie, am Anfang meiner Tätigkeit hatten wir sechs Baufirmen, die mit uns einen Pikett-Vertrag abgeschlossen haben. Vor dem Kauf von P&C waren es noch zwei und beide wollten ihre Firma verkaufen. Um die schnelle Reaktion bei Notfällen zu sichern, haben wir uns für den Kauf entschieden. Dies wurde unter anderem letztes Jahr an der Löwenkreuzung bewiesen. Weiter haben wir schon im Vorfeld zusammen mit der Firma P&C wertvolle Erfahrungen mit den grabenlosen Rohrlege-Verfahren gesammelt. Diese wollten wir mit einem Verkauf von P&C an eine andere Baufirma nicht verlieren.

Aber rechnet sich die Investition auch?

Aus finanzieller und unternehmerischen Sicht war der Kaufentscheid eine der besten, die wir in den letzten Jahren getätigt haben. Beinahe 50 Prozent der Aufträge kommt mittlerweile von ausserhalb Grenchen und diese stärken damit die Ertragskraft der P&C und der SWG. Auch die Stadt profitiert von diesen Vorteilen in Form von höheren Erträgen.

Was würde geschehen, wenn die Gemeindeversammlung die Motion annehmen würde? Wäre dann die Finanzierung des Windparks gefährdet?

Das wäre das kleinste Problem, da würde wohl der Windpark von jemandem anderem realisiert werden. Die Stadt und die SWG würden jedoch die geplanten Einnahmen nicht erwirtschaften, was schade wäre.

Schlimmer ist der Umstand, dass die SWG in ihrer unternehmerischen Handlungsfreiheit stark eingeschränkt und damit die Ertragskraft reduziert würde. Die Stadt würde dann entsprechend weniger Abgaben von der SWG erhalten. Weiter würden die Sponsorings für Sportclubs und Engagements für kulturelle Anlässe reduziert werden müssen.

An der Gemeindeversammlung entscheiden ein paar Promille der Stimmberechtigten über wichtige Fragen. Wenn der ganze Verein gegen den Windpark aufmarschiert, wird die Sache für Sie unberechenbar. Schlafen Sie da noch ruhig?

Ich hüte mich, an dieser Stelle das politische System zu kritisieren. Im Gegenteil, ich bin zutiefst überzeugt, dass dieses das Beste ist. Ich rechne mit der Vernunft und dem gesunden Menschenverstand der Grenchner Stimmbürger. Was mich zuweilen beim Schlafen stört, sind die unqualifizierten Behauptungen, die von Herr Meier aufgestellt werden.

Haben Sie denn weitere Beispiele?

Die im Flugblatt als Kosten von 30 Mio Fr. taxierten Beträge sind keine Kosten, sondern Investitionen, welche jede Unternehmung tätigen muss, um weiterzukommen. Abgesehen davon ist der genannte Betrag viel zu hoch und reisserisch aufgemacht. Oder: Der SWG die Investitionen in das Smart metering System vorzuwerfen, zeugt von eklatantem Unwissen. Dies ist eine Vorgabe der Energiestrategie. Und auch der SWG vorzuwerfen, viel Fremdkapital aufgenommen zu haben, ist schlichtweg falsch. Seit vier Jahren hat die SWG keines mehr aufgenommen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 60 Prozent. Dabei sind auch die von uns gebildeten Rückstellungen als Fremdkapital aufgeführt. Wenn wir diese rausrechnen würden, läge unser Eigenkapitalanteil sogar bei 80 Prozent. Sie sehen, mein teilweise unruhiger Schlaf hat weniger mit der Gemeindeversammlung zu tun, als mit den Fake News, die da verbreitet werden.