Die Grenchner Kunstgesellschaft organisierte auf dem Marktplatz einen Kunstmarkt der besonderen Art. Alles Mögliche war da zu bestaunen: Bilder und Skulpturen auf Leiterwagen in geräumigen Kombis, und dazwischen gab es auch etwas Krimskrams.
Der wunderschöne Oldtimer der Familie Affolter, ein Mercedes, stahl den Kunstwerken fast die Show. Nur fast, denn Eva Affolter hatte neben ihren eigenen Fotografien auch noch einen «Dalí» für gerade mal 1500 Franken im Angebot. «Coffre ouvert» hiess der Anlass am Samstagmorgen auf dem Marktplatz, der von der Grenchner Kunstgesellschaft durchgeführt wurde.
Im Welschland verbreitet
«Grenchen ist eine weltoffene Stadt. Hier darf man an einem Samstagmorgen sogar versuchen, Bilder der St.-Ursen-Kathedrale aus der benachbarten Kantonshauptstadt zu verkaufen.» Etwa so würde wohl Stadtpräsident Boris Banga das «coffre ouvert» kommentiert haben, als er eines der offerierten Bilder sah – hat er aber nicht.
So einfach kann das Leben sein. «Coffre ouvert» bedeutet offener Kofferraum und ist ein Markt für Künstler, Kunstsammler und alle, die ungezwungen Kunst durchstöbern wollen. Das Prinzip ist simpel: Das Auto vollgeladen mit Kunstwerken auf den Marktplatz stellen und auf Interessenten warten. Die Grenchnerinnen und Grenchner hatten ihren Spass an den Chef-d’oeuvres, die ihnen da auf dem Weg zum Wochenendeinkauf präsentiert wurden.
«Die Idee ist mir im Welschland gekommen», erklärte Claude Desgrandchamps, der den «coffre ouvert» initiiert hatte, «dort gibt es öfters solche Anlässe.» Deshalb habe er auch den französischen Namen gewählt. Neben den in Grenchen bekannten Künstlern wie Max Obrecht, Urs Siegrist oder Toni Bieli stellten auch viele Hobbykünstler ihre Werke aus. «Aber es geht nicht darum, dass man den Keller räumt und alte Schulzeichnungen bringt», sagte Desgrandchamps, «jeder fängt klein an, aber wir möchten schon, dass ein gewisses Niveau eingehalten wird.»
Auch der Umsatz stimmt
Einige Künstler konnten rasch einen schönen Umsatz erzielen», zog Ernesto Gravino von der Kunstgesellschaft eine erste Bilanz. «Wir haben alles mit einem minimalen finanziellen Aufwand auf die Beine gestellt, deshalb gibt es zum Beispiel auch kein Festzelt. Wir hätten den Anlass vermutlich absagen müssen, wenn es geregnet hätte.» Bei strahlendem Sonnenschein und moderaten Temperaturen war es aber ein Vergnügen, zwischen den Kunstwerken zu flanieren. Gut möglich also, dass es den «coffre ouvert» in einem Jahr wieder geben wird.