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Nach 37 Jahren ist Schluss – Max Mehr, Chef der Stadtgärtnerei, geht Ende Monat in Pension. Der 63-Jährige hör auf, ohne der Arbeit müde zu werden. Nun zieht es ihn für den Lebensabend ins Wallis.
«Grenchen.. und (viel) mehr», lautet der neue Slogan, der auf Events in der Uhrenstadt hinweist. Doch das «mehr» im Satz steht nicht für Max Mehr. Obwohl: Der Stadtgärtner, der Ende Monat zurücktritt, hat wesentlichen Anteil am Erscheinungsbild der Stadt. Die Gestaltung des Girardplatzes im Jahre 2004, wurde vom deutschen Fachorgan Dega als Pionierleistung gefeiert. «Es ist gelungen, mit geringen Kosten die Natur beispielhaft ins Zentrum zu bringen», heisst es dort.
Max Mehr hat sich mit seinem Credo, die Natur in der Stadt sichtbar zu machen, nicht nur Freunde gemacht. Als er einst beim Kunsthaus erstmals die Blumenwiese nicht mähen liess, hagelte es Proteste. «Eine Sauerei sei das», waren einige überzeugt, «das Zeug muss weg, damit man sich nicht schämen muss», meinten andere, weiss Mehr. Auch das hohe Gras in Teilen der Badi war einigen Leuten auch ein Dorn im Auge: Es ziehe Wespen und Bienen an. «Der Zwetschenkuchen auf euren Tellern ist für die Wespenplage mehr verantwortlich, als die Blütenpflanzen im Gras», entgegnete Mehr stets seinen Kritikern.
Aus wenig viel gemacht
Heute erntet Stadtgärtner Max Mehr bei der Gestaltung der öffentlichen Anlagen mit seiner Handschrift Anerkennung. Natürliche Blumenwiesen werden geschätzt und längst sind Frauenmantel, Rosmarin, Thymian, Majoran und Liebstöckel zu Augenweiden in Kreiseln und Rabatten geworden. Klar galt es Kompromisse einzugehen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Sein Vorgesetzter, Jürg Vifian von der Baudirektion, schildert den 63-Jährigen als hartnäckig, kantig und beharrlich, mit viel Kreativität und Energie.
Genau diese Charakterzüge haben Mehr geholfen, sich und seine Philosophie durchzusetzen. Mit 12 Mitarbeitern hat er 33 Hektaren unterhalten: Rasen- und Grasflächen, Pflanzungen, Gehölze und Weg- und Platzflächen. Max Mehr sieht im Rückblick die früher knappen Gemeindefinanzen und die verordnete Lohnreduktion bei den Mitarbeitenden der Stadt als Chance. Mit wenigen Ressourcen wurden Projekte umgesetzt, die der Natur Raum liessen.
Umzug ins Wallis
Im Luzerner Hinterland ist Max Mehr aufgewachsen. Statt Koch erlernte er in Stans den Beruf des Gärtners – ein Kletterunfall brachte eine Neuorientierung. Er bildete sich weiter, wurde Meister und hat als 26-Jähriger die Stelle als Chef in der Stadtgärtnerei angetreten. «Ich war stark beeindruckt von Grenchen», erzählt er. Vor allem die Infrastruktur habe ihm imponiert. «Es gab Dinge, die ich nicht gewohnt war», erinnert er sich und spricht vom Schwimmbad, von Schulanlagen und dem Turnerstadion.
Im letzten Herbst konnte Max Mehr sein Lebenswerk anlässlich einer Tagung des Vereins Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter zahlreichen Fachleuten präsentieren. Die optische Aufwertung der Strassenräume in Grenchen und der Aspekt der Ökologie und Nachhaltigkeit stiessen auf grosses Interesse. Mehrs Nachfolger ist bereits bekannt: Der Gartentechniker Alexander Verdecchia ist bereits im Amt.
Für Max Mehr heisst es Abschied nehmen. Er freut sich auf sein neues Leben. Schon lange pflegt er rege Beziehung zum Wallis und zieht jetzt nach Erschmatt, in seine neue Heimat. In einer alten Mühle und Sägerei wird er neue Projekte in Angriff nehmen. Das Haus ist ihm Herzensangelegenheit und gilt als Industriedenkmal.