Mit lustigen und kreativen Sujets wurde heuer wieder viel Politisches auf die Schippe genommen. Und auch die Guggenmusik kam am schönen Fasnachtswochenende nicht zu kurz.
Kommt es, das Velodrome – oder kommt es nicht? Das war die oft gestellte Frage in Granges-les-Bains während des vergangenen Herbstes. Nun, wir wissen inzwischen, die erste Etappe ist genommen, Grenchen soll zur Velo-Hochburg westlich des Urals werden.
Eigentlich braucht es die zwei Millionen aus der Stadtkasse gar nicht: Am Fasnachtsumzug bewies die Froschzunft-Musig, dass das Velodrom bereits vorhanden ist. Die Gugge, die jedes Jahr mit originellen Ideen aufwartet, liess auf ihrem Wagen die Bikes drehen, bis alle Köpfe ein Velo-(Syn)drom bekamen. Auf jeden Fall durften die Fröschzünftler sämtliche Mountainbikes der Umgebung requiriert haben.
Im Umzug aufgetaucht
Ein ganz anderes Gefährt führte die Luna-Zunft mit. Ein Bus der BGU in voller Grösse transportierte die Gugge der Lunesen, die Cocoloris, die heuer ihr 25-Jahr-Jubiläum feiern darf. Auf den BGU-Bus, der übrigens keinen Blechschaden hatte und für einmal mit Passagieren voll besetzt war, kamen die Lunesen nicht einfach so.
In den letzten Jahren soll es vorgekommen sein, dass plötzlich ein Linienbus der BGU mitten im Umzug aufgetaucht ist. Das war aus allererster närrischer Augenzeugen-Quelle zu erfahren. Damit das orange Ungetüm einmal offiziell dabei sein kann, haben die Lunesen dieses Jahr extra einen auf ihrem Fasnachtswagen aufgebaut.
Steinzeitliches und Emanzipiertes
«Es rumplet» lautet das heurige Fasnachtsmotto. Die Dolce Vita-Zunft drehte das Rad der Zeit zurück und liess die Familie Rumpelschtein aufleben. Wie gewohnt machte die noch junge Zunft mit viel Fussvolk und noch mehr Disco einiges an Betrieb um ihren Wagen. Wer genau hinschaute, konnte entdecken, dass Traktorführer Harry Meier hinter dem Dinosaurier an einem Holzrad steuerte und seinen echten (!), wirklich steinzeitwürdigen Bart mit kleinen Knochen verziert hatte. Ein Rumpelschtein-Gefährt, bestehend aus Fässern, Holzaufbau und viel Leopardenfell, ergänzte das Sujet auf originelle Weise.
Kommen wir auf die älteste Fasnachtszunft zwischen Bettlach und Lengnau zu sprechen: Die Faschingszunft zelebrierte das 110-Jahr-Jubiläum. Da darf man sich jetzt schon auf das nächste Jahr freuen, wenn es eine Schnapszahl ist. Der Wagen wurde überragt von zwei Wiibergrinden mit blonden Zöpfen und Zunftmützen: Ein Zeichen, dass die Faschingszünftler nach über einem Jahrhundert ihr närrisches Zölibat aufgegeben haben und nun auch Frauen in ihre Reihen aufnehmen – was der Verschönerung des Zunft-Erscheinungsbildes durchaus zuträglich werden dürfte. Sehr sportlich kamen die Aare Schnägge aus Selzach daher: In Seuze gibt es ja ein Gschtürm mit dem Turnhalle-Neubau, da bauten die Schnäggen mit ihrem fast 30 Meter langen Wagen gleich eine mobile Variante für die Turnhalle. Ebenfalls zum Thema Sport nahmen die Selzacher gleich noch die Sache mit dem Kunstrasen für die Grenchner Fussballer auf die Schippe.
Last, but not least: First Lady Banga
Ein Gschtürm anderer Art hatten die Bewohner des Halden-Quartiers in Grenchen, nämlich (zu) hohe Bäume. Die Hilari Zunft nützte den Baum-Streit für ein tolles Sujet. Für die Zunft waren nicht die Bäume zu hoch, sondern die Häuser zu klein: Deshalb hoben sie ein Haus gleich hydraulisch an. Und die dennoch gefällten Bäume durften die Zuschauer zu Kleinholz zersägen. Viele Lacher gab es für Fasnachts-Urgestein James Luterbacher mit Stoffhündchen auf dem Arm, der als Barbara Banga zu Wort kam.
Den bedeutendsten politischen Entscheid des letzten Jahres thematisierten die Sauzfassnarre aus Selzach: Sie schauten zurück in die Zukunft und verzierten ihren Wagen mit erneuerbaren Energien. Die Knappe-Clique aus Lyss besuchte Grenchen als Punker, während die Türmliwilerzunft aus Büren an der Aare ihre Konfetti auf die Köpfe der Zuschauer regnen liess. Die Wiiiberzunft trug prèt-à-porter mit schönen Kostümen aus 40 Jahren, und die Amedisli-Zunft brachte Farbe auf und um den Wagen von Umzugsschnurri DJ Horse. «Les Machoires», die Gäste aus Grenchens Partnerstadt Sélestat, verschönerten den Umzug mit ihrem Reigen. MuKi Bettlach ist seit Jahren am Fasnachtssonntag in Grenchen, diesmal flogen mit ihnen im kalten Februarwind schon die Bienen.
Und ohne Guggenmusiken geht es natürlich nicht: Mit den kakofonischen Klängen verschönerten die Wüudbach Blosofoniker aus Oberdorf, die Nuggi-Gugge aus Selzach, die Schnabuwetzer aus Selzach mit belgischen Gästen, die Schwarzmeerfrösche aus Bellach und die Krachwanzä aus Bettlach den Umzug. Einheimische Fasnachtsklänge kamen von den Schuelschwänzern und den Witijättern.