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Olivia Schwab, Filialleiterin in der Buchhandlung Lüthy in Grenchen, erzählt vom Alltag in der Buchhandlung und macht einen Vorschlag, wie mehr Kunden ins Zentrum gelockt werden könnten.
Die Buchhandlung Lüthy in Grenchen ist eine von dreizehn Filialen des Schweizer Familienunternehmens. Seit 11 Jahren ist sie an ihrem jetzigen Standort im Centro. Bereits 1998 öffnete er an der Rainstrasse in der aufgekauften Buchhandlung Scherz seine Tore, damals noch ein winziger Laden, mit kleinem Angebot. «Durch den Umzug im Jahr 2006 konnte die Buchhandlung sein Angebot dank der grösseren Ladenfläche ausbauen. Wir wurden bekannter und die Öffnungszeiten haben sich verbessert», erklärt Olivia Schwab, die seit zehn Jahren die Filialleitung inne hat. «Es ist ein genialer Standort, man sieht uns gut und auch die vorhandene, moderne Infrastruktur kommt uns hier zu Gute.»
Das Thema Gewerbe und Einkaufen im Grenchner Stadtzentrum ist ein Politikum. Ob der Diskussion über die leeren Schaufenster geht rasch vergessen, dass es noch etliche Fachgeschäfte gibt, die sich seit Jahren behaupten. Einige haben wir besucht und mit ihnen über ihre Erfolgsrezepte, aber auch die aktuellen Herausforderungen gesprochen. Fazit: Der Detailhandel in Grenchens Zentrum lebt, wie wir in unserer Serie zeigen. Bereits mehrere Geschäfte haben wir besucht, zuletzt vor einer Woche die Drogerie Arnold. (rrg)
10’000 Bücher hat die Buchhandlung in Grenchen im Sortiment, mit Schwerpunkt auf Belletristik, Kinderbuch, Sprachen und Reisen. «Es ist ein sehr breites, aber nicht tiefes Angebot; beschreibt Schwab. Die Bücher im Laden wechseln sich ständig aus. «Ein Buch bleibt hier selten länger als ein halbes Jahr. Die Schnelllebigkeit ist ein Charakteristikum im Buchmarkt, jährlich erscheinen sehr viele neue Bücher und diese neuen Bücher landen sozusagen als eine Art Probezeit im Regal.»
Meistens seien es nur diejenigen, die sich sehr gut verkaufen, die länger im Laden bleiben. Als Buchhandlung sei es notwendig über das aktuelle Sortiment zu verfügen. «Ältere Bücher können wir aber jeder Zeit und meist innerhalb eines Tages bestellen.»
60 Prozent der Verkäufe werden im Laden getätigt, meist durch Impulskäufer. Doch das Internet hat das Kundenverhalten verändert. Schwab: «Der Detailhandel hat durch das Internet und die Auslandeinkäufe Konkurrenz bekommen. Es ist keine prekäre Situation, aber wir haben Umsatz verloren. Auch wir müssen unsere Abläufe und Organisation stets verbessern und optimieren. Ich kann nicht sagen, wie es für die Filiale in fünf Jahren aussieht, das liegt ganz an der Leserschaft und ob sie den Laden nutzt.» Doch man bemühe sich sehr darum, dass die Filiale in Grenchen bleiben könne.
Die Buchhandlung Lüthy wurde 1838 in Solothurn gegründet. Sie ist das letzte grosse Schweizerische Buchunternehmen. Alle anderen, so auch der Orell Füessli befinden sich in Händen ausländischer Besitzer, sind fusioniert oder eingegangen.
Das Verhältnis zu den Kunden sei ein sehr persönliches und vertrauensbasiertes, das schätzen Schwab und die anderen angestellten Buchhändlerinnen sehr. «Wir haben viele dankbare Kunden», so Schwab.
Mit attraktiven und liebevoll dekorierten Tischen lädt die Buchhandlung zum Entdecken ein, das hat sie dem Internet voraus. «Im Laden kann man im Buch schmökern, man kann die Buchqualität überprüfen oder es unverbindlich zur Ansicht bestellen. Als Kunde hat man keine Verpflichtungen, wir erledigen alles für ihn. Bestellungen im Internet können immer wieder zu Mehraufwand für den Kunden führen, so beispielsweise wenn beim Versand ein Fehler passiert. Dann ist der Kunde auf sich allein gestellt.» Dazu komme, dass die Buchhändler auf jeden individuellen Lesegeschmack eingehen können und über ein grosses Fachwissen, verfügen, auch das fehle im Internet. Jede Buchhändlerin müsse ein Buch pro Woche lesen, erklärt Schwab. Und auch, dass es schon frustrierend sei, wenn Kunden Beratungen einholen, um schliesslich das Buch billig im Internet zu kaufen.
Zwei bis drei attraktive Geschäfte mehr in Grenchen könnten das Zentrum mehr beleben und mehr Kunden anlocken, ist Schwab überzeugt. «Wir haben zum Beispiel keinen H&M oder C&A. Viele Grenchnerinnen und Grenchner gehen nach Solothurn oder Biel einkaufen und kaufen dort dann auch gleich die Bücher. Es braucht teure und billige Geschäfte und die Öffnungszeiten müssen einheitlich sein. Wenn beispielsweise ein Geschäft am Montag geschlossen ist, dann mindert das die Besuche in anderen Läden.»
Sie findet, dass es genügend Parkplätze habe. «Im Coop kann man für eine Stunde gratis parken, das ist etwas Einmaliges.» Der Wochenmarkt locke zudem Kundschaft an, aber über die Jahre sei er kleiner geworden. «Man könnte den Marktplatz noch etwas charmanter gestalten, sodass er noch mehr zum Verweilen einlädt», überlegt Schwab.