Peter Brotschi setzt sich in der Freizeit gerne mit religiösen Texten auseinander und erklärt, was man daraus für Lehren ziehen kann und wieso Religion für ihn wichtig ist.
Damit offenbart der vielen nicht unbekannte Grenchner eine Facette seiner Persönlichkeit, die weniger bekannt ist. Bücher sind ein Lebenselixier für Peter Brotschi. «Da ich selbst schon Bücher veröffentlicht habe, möchte ich nicht ohne sie sein. Ich habe täglich ein Buch in der Hand.» Schade sei jedoch, dass er am Abend oft zu müde zum Lesen sei. Er hat sieben Bücher veröffentlicht, vier aviatische Sachbücher, zwei kriminalistische Erzählungen und ein autobiografisches Werk.
Brotschi ist Oblate, also Säkularbenediktiner des Klosters Mariastein sowie Lektor in der Grenchner Pfarrei und bezeichnet sich als liberalen Katholiken, der gegenüber der Ökumene offen ist. Wichtig ist für ihn die gelebte christliche Spiritualität «Diese gibt mir im Alltag Kraft», so Brotschi. Eher kritisch steht er Dogmen gegenüber – gleich welcher Art.
Brotschi setzt sich mit vielen Themenbereichen wie der Luftfahrt auseinander, und so auch gerne mit Theologie und Philosophie. Eine Verletzung mit anschliessender Erkrankung am Knie hat ihn vom Herbst bis Weihnachten ausser Gefecht gesetzt. Der Lehrer, Politiker und Journalist musste zu Hause bleiben. «In dieser Zeit spielte das Lesen natürlich ein grosse Rolle», berichtet Brotschi.
Angetan habe es ihm ein Buch des ehemaligen ARD-Fernsehjournalisten Franz Alt mit dem Titel «Was Jesus wirklich gesagt hat». «Dieses Buch geht auf die Rückübersetzung der Jesu-Worte ein, die der Theologe Günter Schwarz (1929–2009) anfertigte. Er benötigte dafür fünfzig Jahre. Die These des Buches ist, dass viele Worte von Jesus im Neuen Testament falsch übersetzt wurden.» Schwarz übersetzte die ältesten altsyrischen Grundtexte in die aramäische Muttersprache von Jesus und anschliessend direkt vom Aramäischen ins Deutsche.
Der Ansatz, dass das Neue Testament ins Aramäische rückübersetzt werden sollte, scheint für Brotschi der Richtige zu sein. «Die Bibelsprache Griechisch war vor 2000 Jahren vom Aramäischen so weit entfernt wie heute das Arabische vom Deutschen. Die Diskrepanz zwischen Jesus in seiner aramäischen Muttersprache und der heutigen Kirchenlehre wird im Buch verständlich dargestellt.»
Der Gedanke, zum Kern der Jesu-Worte in ihrem ursprünglichsten Sinn vorzustossen, wie das Buch von Alt vorschlägt, fasziniert Brotschi. «Das hätte durchaus das Potenzial, einen grossen Beitrag zur Aussöhnung der verschiedenen christlichen Konfessionen zu leisten. Und nicht nur die Spaltung der Kirche könnte dadurch überwunden werden, sondern auch die Frauen gleichberechtigt in Kirchenämtern zulassen.»
Schliesslich würde die Befolgung dieses Kerns auch Konsequenzen in der Politik haben. Eintreten für die Schöpfung, also den Schutz der Umwelt, ist da nur ein Beispiel. «Das ist nicht immer bequem, auch für mich selber nicht, und wird manchmal selbst von eigenen Kollegen und Freunden nicht verstanden, wenn ich mich als bürgerlicher Politiker im Zweifelsfalle klar für die Umwelt einsetze.»