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Seit der Gründung der kleinen «Chrüpfe-Bier-Brauerei» haben die drei Unternehmer bereits vier Sorten in ihr Sortiment eingeführt. Künftig soll die Produktion verdoppelt werden. Doch zuerst ist Umziehen angesagt - an einen grösseren Standort.
Am 12. Dezember stellt die Chrüpfe-Bier-Brauerei in Oberwil ihr Weihnachtsbier mit Honig und Gewürzen vor. Am Rampenverkauf gibt es nächste Woche am Samstagvormittag auch das übrige Sortiment aus den vier Sorten Blond, Fürobe, Dunkel und Weizen.
So gross ist das Hobbyunternehmen dreier Freunde in nur zwei Jahren geworden, dass die Brauerei nächsten Frühling aus einem Bastelraum in gemietete Räume in die Sagi umzieht.
«Oberwil bleiben wir treu. Wir hatten Angebote von anderen Dörfern, aber das kommt nicht infrage», sagt Brauer Noel Leibundgut. «Hier in Oberwil schauen wir zueinander.» Deshalb war es für ihn Ehrensache, den Honig fürs Weihnachtsbier im Dorf, bei Susan Dürig zu beziehen, der «Fotobiene».
Alles begann damit, dass Noel Leibundgut ein Jahr, nachdem er mit seiner Familie nach Oberwil gekommen war, im Sommer 2012 im Zürcher Oberland einen Wurst- und Braukurs besuchte.
«Ich trinke gern Bier, und das Brauen hat mir auf Anhieb gefallen.» Im Keller seines Hauses machte er sich mit der Ausrüstung, die er von einem Kollegen geliehen hatte, und einem Rezept des Kursleiters ans Werk. «Die 20 Liter helles Bier waren schneller getrunken, als ich es für möglich gehalten hätte», erinnert er sich und lacht.
Der Informatiker Noel Leibundgut fragte seine Freunde Andreas Derungs und Claudio Steiner, ob sie bei der Gründung einer Kleinbrauerei dabei wären. Die Marketing- und Verkaufsprofis sagten zu, und das Projekt begann Ende 2013.
«Per Anfang 2014 haben wir uns bei der eidgenössischen Alkoholverwaltung angemeldet, und nachdem ich einen Hygienekurs zu Einkauf, Lagerung und Zubereitung von Nahrungsmitteln besucht hatte, habe ich uns beim regionalen Lebensmittelinspektorat zur Kontrolle gemeldet», blickt Leibundgut zurück.
Den Namen bekam die Brauerei vom Flurnamen des Quartiers, wo die Familie Leibundgut wohnt: Obere Chrüpfe. Grundrezepte für unterschiedliche Biersorten erhielten die Freunde von einem ihrer beiden Lieferanten.
Mit Pröbeln und Degustationen, bei denen auch die Frauen halfen, entstanden die vier Stammsorten Blond, Fürobe (halbdunkel), Dunkel und Weizen von Chrüpfe-Bier. «Inzwischen weiss ich anhand des Rezepts, wie ein Bier schmeckt», sagt Leibundgut.
Doch in der Regel studiert er keine Rezepte, sondern nutzt jede Gelegenheit, um Bier von Mitbewerbern zu probieren.
Saisonale Spezialitäten von Chrüpfe-Bier sind das Weihnachtsbier sowie das 1.-August-Bier «Walterli» – benannt nach Wilhelm Tells Sohn und zu 98 Prozent aus Schweizer Rohstoffen hergestellt, wie Leibundgut betont.
Wer ein «Walterli» in die Hand nimmt, entdeckt auf der Rückseite der Flasche die ersten zwei Strophen der Nationalhymne.
Ihr Firmendesign und die Etiketten haben die Brauer mit grafischer Unterstützung von Daniela Leibundgut eigenhändig entworfen. «Noch werden die Etiketten in Deutschland gedruckt, aber ich bin mit einer Druckerei in Bern in Verhandlung, um diesen Prozess in die Schweiz zu holen. Swissness bedeutet uns viel», sagt Noel Leibundgut.
Gelagert werden die Vorräte von Chrüpfe-Bier bei Samuel Otti. Sein Biohofladen ist auch eine der drei Verkaufsstellen der Kleinbrauerei. Der Gasthof Bären schenkt die lokale Spezialität aus und bietet eine Sorte im Offenausschank an.
Die jüngste Verkaufsstelle befindet sich bereits ausserhalb des Dorfes, in der Chäsi in Leuzigen. «Die Inhaber haben unser Bier an einer Hochzeit getrunken und waren so begeistert, dass sie es ins Sortiment aufgenommen haben. Mit dem ‹Fürobe› hatten sie die Idee, ein Bierfondue zu machen», freut sich Leibundgut.
Auf Nachfrage bestätigt Heidi Bonfanti von der Chäsi Leuzigen: «Das Bierfondue läuft sehr gut.»
Auch die drei Brauer und ihre Familien haben eine Menge Ideen. Stammkunden profitieren vom Bierpass mit Gratiszugabe, für Feste gibt es Spezialangebote, ein Frühlingsbier ist in Planung und aus einem kleinen Teil der Maische wird Brot gebacken.
«Für mich gibt es kein besseres Brot als dieses», findet Noel Leibundgut. «Ich wünschte, wir könnten die gesamte Maische so verwerten.»
Nächsten Frühling wird die Oberwiler Brauerei in die Sagi zügeln und sich damit vergrössern, beim Platz, wie auch bei der Herstellung. Bisher können 220 Liter Bier aufs Mal gebraut werden, künftig sollen es 500 Liter sein.
«Alles, was wir einnehmen, investieren wir bis auf Weiteres in die Anlage», erklärt der Brauer, der besagte Anlage noch in seinem Keller hat.