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Boris Banga (SP) muss seinen Sessel als Stadtpräsident von Grenchen nach 22-jähriger Tätigkeit räumen. Zum neuen Stadtpräsidenten wurde im zweiten Wahlgang François Scheidegger (FDP) gewählt.
Boris Banga (SP) muss seinen Sessel als Stadtpräsident von Grenchen SO nach 22-jähriger Tätigkeit räumen. Zum neuen Stadtpräsidenten wurde im zweiten Wahlgang François Scheidegger (FDP) gewählt, der schon im ersten Wahlgang mehr Stimmen als Banga gemacht hatte.
Mit 137 Stimmen war der Vorsprung im zweiten Wahlgang nun noch knapper als am 9. Juni, als Scheidegger mit 170 Stimmen vorne lag. Scheidegger holte gesamthaft 2610 Stimmen, Banga 2473 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 53,85 Prozent. Schon bei den Exekutivwahlen vom 14. April hatte Scheidegger einen knappen Sieg über Banga errungen.
114 Jahre SP-Herrschaft zu Ende
Mit Bangas Nichtwiederwahl verliert die SP nach 114 Jahren das Stadtpräsidium der Uhrenstadt. Seit 1899 hatte Grenchen allerdings nur gerade sechs Stadtpräsidenten. Banga ist mit 22 Jahren nicht einmal derjenige mit den meisten Amtsjahren. Eduard Rothen vor ihm regierte während 30 Jahren.
Der 51-jährige François Scheidegger ist seit 2010 einer von zwei Präsidenten des Amtsgerichtes Solothurn-Lebern. Von 2002 bis 2009 war der FDP-Politiker Stadtschreiber von Grenchen und damit Untergebener von Banga.
Nicht frei von Affären
Bangas Herrschaft an der Spitze der Stadt Grenchen war nicht frei von Affären. 2010 kam aus, dass seine Frau Barbara im Blog der lokalen Internetseite www.grenchen.net anonyme und beleidigende Kommentare geschrieben hatte.
Sie habe die anonymen Angriffe gegen ihren Mann «schlicht nicht mehr ertragen» können, hatte sie ihr Handeln gerechtfertigt. Sie gestand ein, «einen Fehler» gemacht zu haben. Banga selber bezeichnete die Blog-Einträge seiner Frau als den «grössten Liebesbeweis».
Untersuchung eingestellt aber Ermahnung
Im Jahr darauf wurden Mobbing-Vorwürfe gegenüber Boris Banga laut. Eine Voruntersuchung externer Experten hatte ergeben, dass in drei Fällen Mobbing nicht ausgeschlossen werden könne. Nachdem dies öffentlich wurde, ging Banga in die Offensive und beantragte eine Disziplinaruntersuchung gegen sich selbst.
Diese wurde dann allerdings nicht eröffnet, weil die betroffenen Mitarbeiter «zu einem so langwierigen und belastenden Verfahren» nicht bereit waren. Die Gemeinderatskommission stellte aber dennoch fest, dass beim Stadtpräsidenten «beträchtliche Führungsprobleme» vorlägen. Sie ermahnte ihn mit Nachdruck, sich «strikt an die geltenden Anstands- und Ausstandsregeln zu halten».