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Schon zweimal wurde die Einweihungsfeier des neuen Hangars am Flughafen verschoben. Weil kein Tag der offenen Tür durchgeführt werden konnte, standen jetzt die Türen für das «Grenchner Tagblatt» offen.
Inzwischen ist zwar schon ein neues Ausbauprojekt am Grenchner Flughafen aktuell,, doch musste die offizielle Eröffnung des im Sommer 2019 fertiggestellten Multifunktionsgebäudes am Grenchner Flughafen zweimal verschoben werden. Eine Einweihung fand nur im kleinen Kreis mit Regierungsrat Roland Fürst, den Stadtpräsidenten Kurt Fluri und François Scheidegger, Rega-CEO Ernst Kohler, dem Direktor der Lufthansa Aviation Training David Birrer und Verwaltungsratspräsident Erich Blösch vom Flughafen statt.
Als «neues Kompetenzcenter im nationalen Interesse» bezeichnet Flughafendirektor Ernest Oggier die neuen Gebäulichkeiten. Sie umfassen die neue Ausbildungsbasis für die Rega, die grösste Luftrettungsorganisation der Schweiz, die Büros und Theorieräume von Lufthansa Aviation Training (LAT), die hier die Piloten von Swiss, Edelweiss und der Luftwaffe ausbildet, ein neues Feuerwehrmagazin für die Flughafenfeuerwehr, den Werkhof für den Flughafenbetreiber und last but not least eine gediegene Piloten-Lounge mit Terrasse direkt über dem Vorfeld, die auch als Sitzungszimmer benutzt bzw. gemietet werden kann.
All diese Räumlichkeiten und Neuerungen wollte der Flughafen dieses Jahr der Bevölkerung an einem Tag der offenen Tür zeigen. «Wir haben uns nun entschieden, das Projekt dem breiten Publikum per Video vorzustellen», sagt Ernest Oggier. Der Link zum «Eröffnungsvideo» wird heute auf der Website des Flughafens aufgeschaltet. Der Film wurde vom Grenchner Filmteam Susanne Sahli und Oliver Messerli realisiert.
Zurzeit werden auch keine Führungen mehr am Flughafen durchgeführt, ein Angebot, das in «normalen» Jahren von mehreren hundert Personen genutzt wird. Laut Ernest Oggier hat die Krise sowohl die Linienpilotenausbildung als auch die Geschäftsfliegerei hart getroffen. Die Einschätzung des Laien, wonach die Taxiflüge aufgrund der Quasi-Stilllegung der Linienflüge florieren, trifft nicht zu: «Was nützt es, wenn Sie einen Taxiflug buchen möchten, aber im betreffenden Land gar nicht einreisen können oder dann dort gleich in Quarantäne müssten?»
So sind denn bei einem Rundgang mit dem Flughafenchef und dem Grenchner Architekten Ivo Erard, der das Gebäude konzipiert und realisiert hat, kaum Leute anzutreffen. Der Betrieb von LAT ist zurzeit heruntergefahren, kann aber nach Bedarf in Grenchen mit drei simultanen Klassen geführt werden. So wurden 2019 insgesamt 97 Piloten brevetiert.
In Betrieb ist auch die Rega-Ausbildungsbasis. Denn es ist klar, dass die Helikopterpiloten die Luftrettung auch in unsicheren Zeiten weiter üben müssen, um operativ bleiben zu können. Der Heli ist bei unserem Besuch gerade im Einsatz.
Natürlich bleibt auch die Flughafenfeuerwehr einsatzbereit, zu der Personen der Betriebe und vom Platzdienst eingeteilt sind, die auf dem Flughafengelände arbeiten. Sie hat letztes Jahr im Mehrzweckgebäude ebenfalls ihr neues Magazin beziehen können mit Garagen für die moderne Rettungsausrüstung, unter anderem das 2015 neu beschaffte Flugfeldlöschfahrzeug mit Wasserwerfer für Löscharbeiten auf der Piste.
Die Erlebnisfliegerei und der Segelflug haben laut Angaben Oggiers dieses Jahr bisher weniger gelitten, im Gegenteil. Hier sei man vergleichsweise gut unterwegs, erklärt er. Vielleicht, weil die Piloten dieses Jahr mehr Zeit haben und Auslandferien gestrichen sind.
Im hinteren Teil des neuen Hangars befindet sich der Werkhof. In der gut ausgerüsteten Werkstatt können kleinere Unterhaltsarbeiten und Reparaturen selber durchgeführt werden. Zurzeit werden gerade Schlossereiarbeiten für eine künftige Vorfeld-Beleuchtung ausgeführt. Auch Ersatzlampen für die Pistenbefeuerung müssen stets vorrätig sein. In einem speziell gesicherten Raum werden Betriebsstoffe (z. B. Motorenöl) gelagert, welche die Piloten am Flughafen kaufen können.
Last but not least ist auch die Ausschmückung des Gebäudes inzwischen fertiggestellt. Im Treppenhaus aufgehängt wurde ein Holzflügel eines Farner-Flugzeuges, ein historisches Überbleibsel der einstigen Grenchner Flugzeugfabrik.
Sehenswert ist auch die Piloten-Lounge, die mit einem grossen Videoschirm ausgestattet ist, die sowohl als elektronische Wandtafel als auch als Kino-Screen dient. An der Wand ist die Geschichte der Fliegerei in Grenchen mit historischen Fotos und Texten dokumentiert.
Stolz ist die Bauherrschaft auf die Bausubstanz: «Das ganze Gebäude ist mit Ausnahme von einigen Versteifungswänden zum Erdbebenschutz in Holzbauweise ausgeführt», erklärt Architekt Ivo Erard. Dazu kommt eine zeitgemässe Haustechnik mit eigener Solarproduktion und Luftwärmepumpen auf dem Dach.
Dort ist übrigens nach wie vor Platz frei für den Bau eines neuen Flughafentowers. Die Baubewilligung ist bereits vorhanden, auch ein Serverraum für die elektronischen Geräte des Towers, so er denn neu gebaut würde. Dies hängt nach wie vor davon ab, wer künftig wie viel an Flugsicherung für die Regionalflughäfen zu zahlen hat.
Weitere Videos unter www.airport-grenchen.ch oder auf dem Youtube-Kanal des Flughafens.