Bei einem Vortrag in Grenchen macht das Projekt «Bildungslandschaften Schweiz» auf die non-formale Bildung der Jugend aufmerksam. Der Kanton Solothurn hinkt trotz hohem Bekanntheitsgrad mit dessen Umsetzung noch hinterher.
Referentin Rita Schweizer stellte in der Aula IV das Projekt «Bildungslandschaften Schweiz» vor. «Bildung erhält man nicht nur in der Schule, sondern überall.» Nach «Bildungslandschaften Schweiz» gibt es für das Kind drei Bildungsbereiche: Ein Bereich ist die formale Bildung, die organisiert ist und der obligatorischen Schule entspricht. Als ein zweiter Bereich gilt die non-formale Bildung, die ebenfalls organisiert ist, aber auf freiwilliger Basis beruht. Damit sind Institutionen wie die Musikschule und der Hort gemeint. Als dritter Bereich gilt die informelle Bildung. Diese ist nicht organisiert und bezieht alles andere ein, so beispielsweise das Leben des Kindes in der Familie. Aber auch ein Besuch auf dem Spielplatz, ein Arzttermin oder ein Einkaufsbummel mit der Mutter.
«Im zweiten und dritten Bereich nimmt das Kind am meisten mit. Schätzungen gehen davon aus, dass sich 70 bis 90 Prozent seines Wissens aus diesen zwei letzten Bereichen zusammensetzt», erklärte Rita Schweizer von Jacobs Foundation in ihrem Referat beim fünften Vernetzungstreffen am Donnerstagabend. Ein Kind lerne viel und das spielend. «Diese drei Bildungssettings werden in einer Bildungslandschaft verknüpft und arbeiten zusammen.» Durch die Vernetzung der verschiedenen Akteure profitiere das Kind sehr, wie erste Ergebnisse aus Schweizer Bildungslandschaften und Rückmeldungen von Eltern zeigen. «Durch diese Vernetzung werden Brücken zwischen den Lerninseln des Kindes gebaut. Schliesslich braucht es, wie ein afrikanisches Sprichwort sagt, ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.»
Das Konzept der Bildungslandschaft stammt aus Deutschland. Durch die dort gesammelten positiven Erfahrungen entschied sich Jacobs Foundation, dieses Projekt auch in der Schweiz anzugehen. 2013 entstanden in den Kantonen Zürich, Basel und Freiburg die ersten drei Bildungslandschaften. Inzwischen gibt es ganze 22, im Kanton Solothurn existiert aber noch keine.
Eine Bildungslandschaft ist nie gleich. Es gibt lokale Unterschiede. Bildungslandschaften sammeln vorhandene Angebote und führen sie gut sichtbar auf Karten und Websites auf. Es werden auch Deutschlernprogramme für fremdsprachige Eltern gebildet. Durch die Koordination wird unerwünschte Doppelspurigkeit verhindert, und die bewusst gestalteten Übergänge bieten den Kindern eine Chance der Weiterentwicklung.
Dabei gibt es auf der einen Seite die Bildungslandschaft, in der die Schule die Hauptverwaltungskraft bildet. Auf der anderen Seite kann eine Bildungslandschaft auch so organisiert werden, dass jede Institution einen gewissen Teil der Hauptorganisation übernimmt. Durch Bildungslandschaften wird die Schule entlastet, da sie nicht mehr allein verantwortlich ist. Die Integration von ausländischen Familien wird gefördert.
Das Kind steht im Zentrum, die drei Bildungsbereiche befinden sich auf Augenhöhe. Der politische Wille ist für das Gelingen aber entscheidend. «Bildungslandschaften gestalten sich professionell, und alle Instanzen verfolgen das gleiche Ziel. Man setzt sich an einen Tisch, tauscht sich aus und setzt gemeinsame Aktivitäten um.» Bildungslandschaften bedingen Langfristigkeit, man muss am Ball bleiben. Schweizer: «Bis sich durch die Bildungslandschaften erste Einflüsse bei den Kindern zeigen, dauert es zwei bis drei Jahre.»