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Der beliebte Airport- Spielplatz in Grenchen sorgt für rote Köpfe. Seit letzten Samstag sind die Sitzflächen der vier Bänkli auf dem Spielplatz weg. Offenbar haben viele den Spielplatz genutzt, ohne etwas im Restaurant zu konsumieren.
Die erste Vermutung: Die Sitzflächen wurden entfernt, um sie zu überholen, aufzufrischen, neu zu lackieren oder zu streichen. Die zweite Vermutung: Sie wurden extra entfernt, um die Mütter und Väter dazu zu zwingen, ihre Kinder von der Terrasse des Restaurants Airport aus zu beaufsichtigen - und natürlich gleichzeitig etwas zu konsumieren. Honi soit qui mal y pense.
Fakt ist: Seit Samstag sind aus den vier Bänkli auf dem Spielplatz vor dem Restaurant Airport «Lehnli» geworden, also Sitzbänke, die nur noch aus Lehnen bestehen.
Der Spielplatz ist wahrscheinlich der meistbenutzte in ganz Grenchen. Die Sitzflächen sind nun weg, nur noch die Betonelemente und die Rückenlehnen sind vorhanden.
Schon am Sonntag sassen die Mütter auf den Betonträgern, wie sie auf Facebook berichten. Die Empörung ist gross, man geht allgemein davon aus, dass die Betreiber des Restaurants die Aktion mit der Absicht unternommen haben, um das Geschäft anzukurbeln und sie nur den Profit im Sinne haben. Grund genug, nachzufragen.
Ja, man habe am Samstag die Sitzflächen entfernt, bestätigt eine Person aus dem familiären Umfeld des Geschäftsführers John Traub. Diese Person weiss auch, weshalb die Sitze entfernt wurden: Sie hätten einfach genug gehabt. Ein Grossteil der Leute, die den Spielplatz benutzten, seien weder bereit, die Parkgebühr zu bezahlen, weil sie genau wüssten, dass keine Bussen ausgesprochen würden, noch seien sie dazu bereit, im Restaurant zu konsumieren.
Ganze Sippschaften kämen jeweils am Wochenende, breiteten auf den Bänken ihre Decken aus und verbrächten den ganzen Tag dort.
Statt im Restaurant zu essen, stehe Fast Food von Mc Donald's auf deren Speisekarte und auch die Getränke brächten sie selber mit. Eine Angestellte bestätigt diese Aussagen. Man müsse abends dann den ganzen Müll wegräumen, der liegen bleibe. Denn die Leute würden einfach alles auf den Boden schmeissen. Es sei wirklich schlimm. Ausserdem, so wird gesagt, würden die Toiletten des Restaurants häufig benutzt und entsprechend verschmutzt. Und das könne doch nicht sein. Das Airport sei ein kinderfreundliches Restaurant, aber irgendwo gebe es auch Grenzen.
Spielplatz ist Privateigentum
Der Spielplatz sei Privateigentum des Restaurantbetreibers, also stehe es ihnen als Besitzer im Prinzip frei, dort Bänke zu haben oder nicht. Man könne auch eine Kette vorlegen und die Benutzung einschränken, denn schliesslich gehöre der Platz den Betreibern und diese unterhielten auch die Geräte.
Und das sei nicht billig. Gerade jetzt sei wieder eine Überholung der Spielgeräte notwendig, und das koste auch Tausende von Franken. Gewisse Geräte müssten nämlich ersetzt werden, weil unter anderem auch Erwachsene darauf herumturnten, und dafür seien sie einfach nicht konzipiert.
Unnötige Provokation
«Das ist einfach eine völlig unnötige Provokation», meint eine Mutter, die anonym bleiben will. Es gebe auf dem ganzen Spielplatz keinen Schattenplatz, also müsse man seinem Kind auch viel zu trinken geben. Und da ein Glas Sirup im Restaurant 2 Franken koste, nehme man halt eine Flasche Wasser von zu Hause mit. «Ich besuche den Spielplatz mit meinem Kind seit Jahren mindestens einmal die Woche. Die meisten Eltern oder Grosseltern gehen ins Restaurant und konsumieren dort, trinken einen Café oder essen einen Coupe. Auch wir tun das eigentlich immer. Dass ich aber für mein Kind nichts mitnehmen dürfen soll, das geht doch einfach nicht.»
Von den erwähnten Müllbergen oder den tagelangen Sitzbank-Belegungen habe sie noch nichts gesehen. «Das ist doch einfach übertrieben.» Sie bedauert, dass die Sitzgelegenheiten weg sind. Denn gerade mit kleineren Kindern müsse man als Aufsichtsperson sowieso immer in unmittelbarer Nähe bleiben, auf dem Spielplatz. Denn zwar sei dieser von einem Zaun umgeben, aber der Eingang stehe immer offen. «Ein kleineres Kind darf man dort nicht alleine spielen lassen, das ist viel zu gefährlich. Denn der Parkplatz und die Strasse sind nicht weit entfernt.»
Später meldet sich Geschäftsführer John Traub telefonisch und erläutert die Gründe für sein Vorgehen, will aber in der Zeitung nicht zitiert werden. Seine Beweggründe decken sich weitgehend mit den im Restaurant gemachten Aussagen. Er wolle sich lieber mit den Personen persönlich unterhalten, die über den Privatspielplatz unzufrieden seien. Ansonsten wolle er nichts Weiteres dazu sagen.