Grenchen
Berufswahlmesse soll im Gewerbe Schule machen

Die Grenchner Wirtschaftsförderung arbeitet an einer neuen Berufserlebniswelt für Industrie und Kleinbetriebe. Ein ambitioniertes Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt, aber durchaus Sinn macht.

Patrick Furrer
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Berufsmesse

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Oliver Menge

Hinter der Industrie- und Berufsmesse IB live steht ein erfolgreiches Konzept. Nun will die Wirtschaftsförderung das Angebot auf die Gewerbeberufe ausweiten. Ein ambitioniertes Projekt.
Geburtenschwache Jahrgänge, weniger qualifizierter Nachwuchs, immer mehr ausländische Fachkräfte. Grenchen mit seinen hoch spezialisierten Unternehmen hat eigenes Industrie- und Gewerbepersonal dringend nötig, wenn die Wirtschaft weiter wachsen soll.

Einen herben Verlust ortet die Wirtschaftsförderung der Stadt im Wegfall der Mittelländischen Berufsmesse Mibe, welcher eine Lücke in den Berufsbildungsstandort gerissen hat. Viele Gewerbeberufe können höchstens noch am Gewerbeevent GEG einem breiteren Publikum präsentiert werden. Ende letzten Jahres erhielt Wirtschaftsförderer René Goetz deshalb von den Behörden den Auftrag, ein Konzept für ein «Forum Bildung Grenchen» zu entwickeln, um dem sich mittelfristig akzentuierenden Fachkräftemangel am Jurasüdfuss entgegenzuwirken. Das Ideenpapier dazu liegt jetzt vor. Zentraler Bestandteil: Eine Mischung aus Berufsmesse und Schnuppermöglichkeiten in Betrieben, genannt «Erlebniswelt Berufsbildung».

Ab 2012 alle zwei Jahre

«Die Erlebniswelt soll die Industrie- und Berufsmesse IB live ergänzen. Sie soll den Jugendlichen Einblicke in die Gewerbe- und Industrieberufe der Region ermöglichen», erklärt Wirtschaftsförderer René Goetz, und schiebt gleich nach: «Eine einfache Ausstellungsmesse ist aber nicht das Ziel, sondern eine Art Mischung aus Berufsmesse und betriebsinternen Prä-
sentationen ähnlich der IB live. Konkret: Lernende sollen interessierten Jugendlichen ihre Berufe vorführen. Die Erlebniswelt soll gemäss Grobkonzept fünf Tage dauern. Durchgeführt werden soll das «Forum Bildung Grenchen» alle zwei Jahre.

Die Wirtschaftsförderung setzt derzeit alles daran, die Idee bei Gewerbe, Schulen und Industrie beliebt zu machen. Der Gewerbeverband und die Schulleitung hätten in einer ersten Anfrage grundsätzliches Interesse gezeigt, sagt Goetz.

Grenchen als Vorbild

Überregionale Ausstrahlung soll das Projekt dadurch erhalten, dass viele bestehende nationale, kantonale wie auch privatwirtschaftliche Angebote ebenfalls in Grenchen stattfinden. Zusammen mit der Erlebniswelt soll daraus ein rund zweiwöchiges Forum entstehen. Zielpublikum ist das Dreieck Grenchen-Solothurn- Biel. Gespräche mit der Stadt Biel sind geplant, vorerst will Goetz aber noch beim Industrie- und Handelsverband IHVG vorsprechen.

«Das Rüebli ist vielleicht ein bisschen hoch angesetzt», sagt René Goetz. «Den Aufbau eines solchen Projekts kann man nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen. Ohne grosse Partner aus der Wirtschaft, welche das Ganze ideell, wie auch materiell unterstützen, gelingt es nicht.» Aufwändig wird auch die Ausführung einer Messe fürs Gewerbe. «Das hat sich bereits an der Mibe gezeigt», erklärt er. «Es ist schwierig, Kleingewerbler an einen solchen Anlass zu holen. Wir werden in diesem Bereich sicher mit den Verbänden zusammenarbeiten.»

Noch steckt das Konzept in den Kinderschuhen. René Goetz hat mit der Vermarktung einiges zu tun. Findet er Träger, wird als Nächstes eine Task-Force eingesetzt, welche die Detailarbeiten zum Konzept macht. Nächstes Jahr soll das Projekt dem Gemeinderat vorgelegt werden. Ein Jahr später soll dann das erste «Forum Bildung Grenchen» über die Bühne gehen.