Berufsausbildung
Berufs-Champion lernt in Grenchen

Blerton Ahmeti hat an den Schweizer Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» die Goldmedaille geholt. Der 18-Jährige aus dem Tessin nimmt Kurse im Schulungszentrum Consumer Electronics in Grenchen.

Patric Schild
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Claude Weinstock (links) leitet das Ausbildungszentrum seit 2012. Er konnte kürzlich dem Schweizer «Berufschampion» Blerton Ahmeti gratulieren.

Claude Weinstock (links) leitet das Ausbildungszentrum seit 2012. Er konnte kürzlich dem Schweizer «Berufschampion» Blerton Ahmeti gratulieren.

Patric Schild

Blerton Ahmeti, so heisst der Gesamtsieger der 1. Schweizer Berufsmeisterschaft, die von «Swiss Skills» Ende September in Bern auf dem BEA-Expo-Gelände durchgeführt worden war. Der 18-jährige Tessiner aus Paradiso, der im 3. Lehrjahr als Detailhandels-Fachmann der Branche Consumer Electronics bei Manor in Lugano tätig ist, hat den höchsten Punktequotienten aller Berufswettkämpfe erzielt und sich dabei gegen über 1000 Mitstreiter in 67 verschiedenen Berufsgruppen durchgesetzt.

So richtig erklären kann sich der junge Tessiner seinen Sieg jedoch selber nicht: «Ich bin einfach glücklich, dass sich der ganze Aufwand und die Unterstützung durch Freunde und Familie ausgezahlt haben», erzählt Ahmeti. Trotzdem, der frischgebackene «Campione», wie er nun im Manor scherzhaft genannt wird, ist bescheiden geblieben. Denn er möchte nicht, dass er am Arbeitsplatz jetzt anders behandelt wird als vorher.

Sein wichtigstes Anliegen sei zunächst sicher mal die LAP gut zu bestehen, aber der angehende Detailhandels-Fachmann hegt noch ehrgeizigere Karrierepläne. « Mein Ziel ist es, dass ich es einmal bis zum Filialleiter schaffe», gibt sich Ahmeti selbstbewusst.

1700 Absolventen

Das Berufsbildungszentrum gehört der 1986 gegründeten Genossenschaft VSRT-BBZ. und hat sein Domizil an der Niklaus-Wengi Strasse. Hier hat auch der Verband der Schweizerischen Radio- TV- und Multimediafachhändler seinen Sitz, der dieses Jahr sein 90-jähriges Bestehen feierte . Aus- und weitergebildet werden jährlich rund 1700 Multimedia-Elektroniker, Detailhandels-Fachleute und -Assistenten. Der Betrieb beschäftigt rund 20 Personen, hat eine eigene Mensa sowie ein Internat mit 82 Betten und jährlich rund 6500 Übernachtungen. (at.)

Ausbildung in Grenchen

Einen nicht unwesentlichen Teil seiner Ausbildung absolviert der Südschweizer dabei in Grenchen. Seit seinem 1. Lehrjahr besucht Ahmeti das Berufsbildungszentrum des Verbandes Schweizerischer Radio-, TV- und Multimediafachgeschäfte (VSRT-BBZ) in der Uhrenstadt und verfeinert dort, während der überbetrieblichen Kurse, seine Branchenkunden-Kenntnisse und seine Verkaufstechniken. Das VSRT-BBZ ist seit seinem Wegzug aus Biel 1996 in Grenchen ansässig und der einzige Standort in der Schweiz, indem Detailhandels-Fachleute und -Assistenten der Branche Consumer Electronics sowie Multimediaelektroniker ihre üK durchführen können.

Da der Unterricht sowohl in Deutsch, Französisch als auch Italienisch abgehalten wird, ist damit ein gewisser Kostenfaktor verbunden. Denn alle Medien, die von den Auszubildenden genutzt werden, müssen in drei Sprachen übersetzt werden. «Allein die Übersetzungskosten der neuen Lehrmittel und Lernapps belaufen sich auf rund 40 000 Franken, das sind natürlich happige Beträge», erklärt Geschäftsführer Claude Weinstock.

Dennoch macht eine Zentralisierung dieses Aspektes der Ausbildung Sinn, denn gerade in der Consumer Electronics Branche ist man auf eine Vielzahl von teuren Geräten angewiesen, welche auch ständig auf dem neusten Stand gehalten werden müssen. «Die gesamte Infrastruktur ist enorm aufwendig, das wäre allein aus Kostengründen regional gar nicht umsetzbar», so der Geschäftsführer.

Üben wie im Laden und zu Hause

So wurden für die Lehrlinge ein Verkaufsladen oder auch Wohnzimmer und andere häusliche Räumlichkeiten nachgebildet, damit einerseits der Verkauf, aber auch das Einrichten von elektronischen Geräten zu Hause beim Kunden, möglichst praxisnahe geübt werden kann.

So wird zum Beispiel im nachgebauten Laden einerseits Produktekenntnis trainiert, aber auch der Kundennutzen der einzelnen Geräte gelernt. «Es geht nicht nur darum, dass man die Technologien kennt, man muss dem Kunden auch erklären, welche Vorteile er durch das Gerät erhält», sagt Weinstock. Schliesslich gehe es darum, dem Konsumenten einen Mehrwert zu bieten, damit er das Produkt im Laden erwirbt, denn die Konkurrenz, vor allem durch das Internet, ist heutzutage enorm.

Das schlägt sich auch deutlich in den Gewinnmargen nieder. «Oft ist der Gewinn durch ein zusätzlich verkauftes Zubehör grösser als durch den Hauptverkauf», erklärt der Geschäftsführer des VRST-BBZ.