Die Berner Kantonalbank verlagerte Stellen in die Uhrenstadt und stellte den klassischen Schalterbetrieb in Lengnau ein. Damit vernachlässige sie ihre Stammlande, kritisieren Politiker.
Es kommt naturgemäss eher selten vor, dass sich der Regierungsrat des Kantons Bern mit Grenchen befasst. Doch nun musste er gleich einen ganzen Fragekatalog zur Uhrenstadt beantworten: SVP-Politiker hatten bei der Regierung interveniert, weil die Berner Kantonalbank entschieden hatte, die Mitarbeitenden ihrer Filiale in Lengnau nach Grenchen zu zügeln. In der Seeländer Gemeinde gibt es seit vergangenem Herbst nur noch eine sogenannte Selbstbedienungszone mit Automaten.
Dass die Kantonalbank eine klassische Filiale in ihrer Berner Stammlande schliesst und stattdessen im Solothurnischen investiert, stiess manchen in der Region sauer auf. Schliesslich schaltete sich sogar die Politik ein. SVP-Grossrat Mathias Müller kritisierte in einem Vorstoss die «Auslagerung von Arbeitsplätzen der eigenen Kantonalbank in einen anderen Kanton».
Der Fraktionsvizechef sah gar die volkswirtschaftlichen Interessen Berns tangiert. Zudem verwies Müller auf die verfassungsrechtlichen Verpflichtungen der Bank. Demnach müsse diese «der Berner Bevölkerung in den verschiedenen Regionen eine minimale Grundleistung im Bankensektor» zur Verfügung zu stellen. Der Kanton Bern hält 51,5 Prozent der Aktien der Bank, die seit 1998 privatisiert ist.
Doch die Regierung will die Bedenken nicht gelten lassen. Durch die Verlagerung nach Grenchen sehe man keine volkswirtschaftlichen Interessen gefährdet, hält sie in ihrer nun vorliegenden Stellungnahme fest. Auch könne man in dem Schritt «keine politische Dimension» erkennen. Es handle sich dabei in erster Linie um einen unternehmerischen Entscheid der Kantonalbank, und in einen solchen mische man sich nicht ein.
Der Berner Regierungsrat spricht von «veränderten Kundenbedürfnissen». Das klassische Schaltergeschäft habe an Bedeutung verloren, im Vordergrund stehe «die flexible und selbstständige Erledigung von Bankgeschäften». Deshalb gebe es nun in Lengnau eine während 24 Stunden geöffnete Selbstbedienungszone mit zahlreichen Dienstleistungen. Betroffen von der Verlagerung seien drei Arbeitsstellen. Und weiter:
«Der Regierungsrat macht zudem darauf aufmerksam, dass die Filialen Lengnau und Grenchen lediglich rund drei Kilometer auseinanderliegen.»
Die Berner Kantonalbank ist ausserhalb ihrer Heimregion ausschliesslich im Solothurnischen mit Filialen präsent. Seit dem «Kantonalbank-Debakel» in den 1990er-Jahren hat der Kanton Solothurn keine eigene Staatsbank mehr.