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Conrad Stampfli, Verwaltungsrat des Regionalflughafens, weist die Totschweige-These zu dem Unfall von 2011 zurück: Der Beinahe-Unfall zeige, dass eine längere Piste der Sicherheit dient - damit hätte der Flughafen Grenchen nicht werben wollen.
«Der Flughafen Grenchen ist sicher», betont Flughafen-Verwaltungsrat Conrad Stampfli als Reaktion auf den Bericht über einen erst jetzt thematisierten Unfall mit einem Business-Jet im Jahr 2011. Das Flugzeug war beim Start aufgrund von zu geringer Geschwindigkeit über das Pistenende hinaus geraten und konnte nur noch knapp abheben. Kantonsrat Peter Brotschi forderte in der Folge eine Denkpause hinsichtlich der geplanten Verlängerung der Piste Richtung Osten. Wenn schon, müsse zuerst im Westen Hand angelegt und die Sicherheitssituation mit einem Tunnel für die Archstrasse verbessert werden.
«Dass der Flughafen auch in seinem jetzigen Layout sicher ist, zeigt die Zertifizierung durch die ICAO, die gerade letztes Jahr erfolgt ist», meint Conrad Stampfli dazu. Nach umfangreichen Vorarbeiten hatte der Grenchner Flughafen letztes Jahr das Zertifikat für sein Sicherheitsmanagement der Internationalen Luftfahrtvereinigung aus den Händen des Bazl-Vizedirektors entgegennehmen können. «Wir gehen sogar noch über diese Richtlinien hinaus, indem wir einen Safety Officer bestimmt haben», meint Stampfli weiter.
«Argumente statt Angstmacherei»
Auf die Frage, wieso der Flughafen den Zwischenfall mit dem Flugzeug, der ja eigentlich ein Argument für eine längere Piste darstellt, nicht von sich aus kommuniziert habe, sagt Stampfli: «Jeder zusätzliche Meter Piste ist für die Sicherheit dienlich. Wir wollen die Bevölkerung aber nicht mit Angstmacherei beeindrucken, sondern mit Argumenten, die die Bedeutung des Flughafens für die regionale Wirtschaft aufzeigen», so der Flughafen-Sprecher.
Es sei überdies auch nicht angebracht, dass der Flughafen mit seiner Darstellung der Dinge in die laufenden Verfahren der Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust eingreife. Dieses Gremium ist für die Untersuchung und Feststellung der Sachverhalte bei Flugunfällen zuständig und gibt allfällige Empfehlungen ab. «Diese Verfahren dauern zum Teil sehr lange, aber alle Schlussberichte werden im Internet veröffentlicht», betont Stampfli. Bei fraglichen Zwischenfall dauerte die Untersuchung über zwei Jahre.
Vorwürfe, der Flughafen habe den Zwischenfall totgeschwiegen, würden deshalb nicht zutreffen. Auch hätten die Beteiligten Konsequenzen gezogen. So verzichte der betroffene Pilot freiwillig auf das lenken von Jets. Der Flughafen habe seinerseits ein Finanzierungsgesuch beim Bund zur Überdeckung des Riederngrabens im Osten der Pistenachse gestellt.
Ob nicht doch demnächst noch weitere Sicherheitsmassnahmen auf der Westseite nötig sein werden, wird sich zeigen. Nach einem ähnlichen Unfall in Altenrhein im Jahr 2012 empfahl die SUST im Abschlussbericht Nr. 2205: «Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) sollte sicherstellen, dass auf allen Schweizer Flugplätzen in einer Gefahrenanalyse («hazard identification») auch die Gefährdung Dritter zumindest in der unmittelbaren Flugplatzumgebung erfasst und zu deren Minimierung geeignete Massnahmen getroffen werden.»
Flughafenchef rätselt
Am Dienstag hatte die SUST auch einen Bericht zu einem Zwischenfall mit zwei Helikoptern mit Sachschaden am Grenchner Heli-Meeting 2013 veröffentlicht. Hier hatte die SUST unter anderem «systemische Mängel im Park- und Abstellkonzept des Flughafens» erkannt, jedoch keine Empfehlungen formuliert. «Das verstehe ich nicht ganz», meint Flughafenchef Ernest Oggier dazu. Immerhin habe man am Heli-Meeting extra Skyguide-Profis für die Regelung des Luftverkehrs engagiert. Auch sei bis jetzt auch an früheren Heli-Meetings noch keine Kritik am gewählten Parkierungskonzept erfolgt.