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Der Fallschirminstruktor Simon Starkl hat sein Hobby zu seinem Beruf gemacht. Zwar nur Teilzeit, doch dafür geniesst er jeden Moment umso intensiver - auch wenn der Job ganz schön stressig sei kann.
Fallschirmspringen ist eine Sportart, welche von vielen Kennern als die schönste überhaupt beschrieben wird. Wer sich den Traum einer «Fallschirmlizenz» erfüllen möchte, hat eine spannende Ausbildung vor sich – eine der Hauptaufgaben für einen Fallschirminstruktor. «Dies ist der einzige Moment auf Erden, in dem man die totale Freiheit erlebt», schwärmt Simon Starkl von seinem Sport, dem Fallschirmspringen. Seit er mit 20 Jahren seinen ersten Sprung gemacht hat, wusste er, dass dieser Sport sein Leben bestimmen würde. «Ich kann heute meinen Traum leben. Zwar nur auf Teilzeitbasis, aber dafür umso intensiver,» erklärt der Fallschirminstruktor. In der Schweiz gebe es nur wenige Vollzeitstellen auf diesem Beruf, bei Skydive Grenchen seien alle nebenberuflich angestellt. Er selbst hat sein Pensum als Sportlehrer auf 50 Prozent reduziert, damit er mehr Zeit auf dem Sprungplatz verbringen kann.
Anstrengende Tage
Bei allem Schönen, ein reines Zuckerschlecken sei es nicht, als Fallschirminstruktor zu arbeiten, meint Starkl. «Viele Aufgaben laufen parallel. Bei einer grossen Schülergruppe braucht jeder einen anderen Sprungauftrag. Gleichzeitig trage ich die Verantwortung, dass unser hoher Sicherheitsstandard gewahrt ist. Dies kann ganz schön stressig sein.» Am Abend nach einem solchen Tag sei er meistens ziemlich erschöpft. Trotzdem liebe er seinen Job, und dies nicht nur wegen des Springens.
Die meiste Zeit werde sowieso am Boden verbracht. «Im mehrtägigen Grundkurs muss natürlich auch viel Theorie vermittelt werden. Bevor es in die Luft geht, werden am Boden Trockenübungen gemacht, bis alles sitzt. Das Springen selbst macht da einen Bruchteil der Zeit aus.» Fallschirmspringen sei eine mental anspruchsvolle Sportart. «Was Du am Boden nicht verinnerlicht hast, kannst Du in der Luft erst recht nicht.» Nach dem Sprung werden eine Videoanalyse und ein Debriefing durchgeführt, damit sich die Schüler schnell weiterentwickeln können.
«Als Fallschirminstruktor braucht es also nicht nur ein Flair fürs Fallschirmspringen, es braucht auch Talent fürs Coaching. Die Schüler müssen sich voll und ganz auf Dich verlassen können, wenn sie aus dem Flugzeug springen», erklärt Simon Starkl. Der Schwerpunkt des Grundkurses liege im Gefühl für die Luft, das entwickelt werden soll. Ausserdem werden alle Sicherheitsmassnahmen eingeübt. Nach dem Grundkurs sind die Fallschirmschüler befähigt, unter Aufsicht eines Sprunglehrers alleine Sprünge durchzuführen.
Sicherheit kommt an erster Stelle
Nach dem Grundkurs haben die Sprungschüler weitere Ausbildungsstufen zu absolvieren. «Wir lehren die Schüler während des Freifalls Drehungen, Schrauben und Saltos zu machen. Zudem werden der Absprung, das Fliegen am offenen Schirm und die Landung verfeinert. In der letzten Ausbildungsphase vor der Prüfung lernen die Schüler, einen zweiten Fallschirmspringer im freien Fall korrekt anzufliegen.» erklärt Starkl.
Auch wenn viele Laien es glaubten, gefährlich sei das Ganze nicht. Die Verletzungsgefahr ist nicht höher als im Fussball. «Es kann vorkommen, dass sich jemand bei der Landung den Knöchel verstaucht. Schwerere Unfälle haben wir hier in Grenchen aber schon sehr lange nicht mehr gehabt.» Dies sei in erster Linie auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen zurückzuführen. «Unter anderem gibt es ein Gerät, das in einer bestimmten Höhe automatisch den Notschirm öffnet, falls man bewusstlos wäre oder aus anderen medizinischen Gründen den Hauptfallschirm nicht selbstständig öffnen kann. Praktisch jede Fallschirmausrüstung verfügt über ein solches Gerät, in der Schulung ist es sowieso vorgeschrieben» führt Starkl aus. «Grund zur Sorge gibt es also nicht,» beruhigt der Instruktor. Er kann nur jedem raten, selbst einmal einen Fallschirmsprung zu wagen und dieses Gefühl der grenzenlosen Freiheit zu erleben.