Grenchen
Beim Bahnhof Süd soll eine neue Nord-Süd-Verbindung her

Grenchner Kantonsräte reichen bei der Regierung einen Auftrag für eine Passage für den Langsamverkehr beim Bahnhof Süd ein.

Oliver Menge
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Fototermin der Grenchner Kantonsräte mit Fahrrädern (v. l.): Nicole Hirt (GLP), Remo Bill (SP), Peter Brotschi (CVP) als Erstunterzeichner, Angela Kummer (SP) und Richard Aschberger (SVP). Verhindert war Hubert Bläsi (FDP)

Fototermin der Grenchner Kantonsräte mit Fahrrädern (v. l.): Nicole Hirt (GLP), Remo Bill (SP), Peter Brotschi (CVP) als Erstunterzeichner, Angela Kummer (SP) und Richard Aschberger (SVP). Verhindert war Hubert Bläsi (FDP)

Oliver Menge

Am Mittwoch Nachmittag reichte Peter Brotschi (CVP) bei der Regierung einen überfraktionellen Auftrag für die Schaffung einer Passage für den Fahrrad- und Personenverkehr zur Querung der SBB-Linie Jurasüdfuss beim Bahnhof Grenchen Süd ein. Die Regierung soll die Passage zusammen mit den SBB und der Stadt Grenchen möglichst zeitnah, das heisst spätestens bis Ende der Legislaturperiode 2021–2025 realisieren. Unterschrieben haben den überparteilichen Auftrag alle sechs Grenchner Kantonsrätinnen und -räte, mit Brotschi als Erstunterzeichner.

In ihrer Begründung schreiben die Antragssteller: «Die Jurasüdfusslinie existiert seit 1857. Eine Unterquerung der Gleisanlagen für den Fussgängerverkehr gibt es nur beim Stationsgebäude des Bahnhofs. Weitere Querungen ausserhalb des Bahnhofbereichs befinden sich östlich bei der Leimen-/ Flughafenstrasse und im Westen bei der Léeon Breitling-Strasse.»

Bestehende Queren sind gefährlich

Velofahrerinnen und -fahrer könnten die SBB-Linie nur via diese Strassen queren. Aber diese Passagen seien als gefährlich einzustufen, da sich auf beiden Seiten des Bahnhofs gleichzeitig noch Kreuzungen befänden: Die Léon Breitling-Strasse münde in die sehr stark befahrene Kreuzung mit der Schlachthausstrasse respektive Archstrasse, die als Zubringer aus dem Westen der Stadt zur Autobahn A5 ausgebaut sei.

Weit im Osten der Stadt gebe es noch die Hundsackerbrücke – der Autobahnzubringer für Bettlach, Selzach, Lommiswil und die östlichen Grenchner Industriequartiere –, im Westen die Monbijoubrücke auf der Achse des westlichen Autobahnzubringerastes.

Die SBB-Linie zerschneide Grenchen in zwei grosse Teile, schreiben die Grenchner Kantonsräte. «Es ist für eine Stadt von fast 18000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein unhaltbarer Zustand, dass es für den Langsamverkehr über 160 Jahre nach dem Bau der Bahnlinien noch keine eigene Querung gibt.» Südlich der Bahnlinie würden Tausende von Grenchnerinnen und Grenchner wohnen, die zu Fuss oder mit dem Velo nur an den beschriebenen Stellen die Bahnlinie über- oder unterqueren können.

In ihrer Begründung heisst es weiter, dass viele Anlagen, wie die gesamte Sportstättenzone mit dem bei der Bevölkerung beliebten Schwimmbad, dem Velodrome und den Fussballstadien, südlich der Bahnlinie lägen.

Aber die Mittelachse der Stadt, vom Marktplatz hinunter zu dieser Zone, sei durch die Bahnlinie für den Velo- und Fussgängerverkehr vollständig unterbrochen und eine Weiterentwicklung des Veloverkehrs sei in der Stadt Grenchen nur mit dieser längst überfälligen, neuen Querung der Gleise möglich.

Entwicklungspotenzial südlich der SBB-Linie

Mit dieser geforderten Passage würde die Erschliessung der Gleisanlagen für die Park-
und-Ride-Benutzer vom Parkplatz an der Güterstrasse aus vereinfacht und verkürzt, schreiben die Verfasser. Denn aktuell sei das Mittelperron vom Parkplatz aus nur über einen grossen Umweg via Unterführung beim Stationsgebäude erreichbar.

«Das Industrieareal Grenchen Südost an der Neckarsulmstrasse, also unweit des Bahnhofs Grenchen, ist gemäss kantonalem Richtplan ein Top-Entwicklungsstandort der Hauptstadtregion Schweiz, in dem in Zukunft sehr viele Arbeitsplätze geschaffen werden sollen», schreiben die Initianten.

Es befänden sich schon heute Schulen in dieser Gegen d und unmittelbar südlich des Bahnhofs, zwischen den Gleisanlagen und dem neuen Betriebsgebäude der SWG sei die Errichtung eines «Bildungs- und Technologiezentrums» geplant. Dies alles verlange dringend nach einer besseren südseitigen Erschliessung des Bahnhofs Grenchen Süd.

Abschliessend schreiben die unterzeichnenden Grenchner Kantonsräte:«Als grosses Industrie- und Technologiezentrum des Kantons Solothurn kommen sehr viele Pendlerinnen und Pendler mit den SBB nach Grenchen Süd. Auch für sie wäre die direkte Erschliessung von den Perrons in Richtung Industrieareal Grenchen Südost und zu den Firmen in Grenchens Mitte eine grosse tägliche Erleichterung.»
Den Auftrag unterzeichnet haben Peter Brotschi (CVP) als Erstunterzeichner, Angela Kummer (SP), Remo Bill (SP), Hubert Bläsi (FDP), Richard Aschberger (SVP) und Nicole Hirt (GLP).

Stadt stösst in dieselbe Richtung

Laut Brotschi stehe auch Stadtpräsident François Scheidegger voll und ganz hinter der Sache, was dieser auf Anfrage auch bestätigt: «Wir sind der Meinung, dass dringender Handlungsbedarf besteht», so Scheidegger. Die Nord-Süd-Verbindung in der Stadt sei ungenügend und man habe sich diesbezüglich auch schon Gedanken gemacht. «Die jetzige Unterführung beim Südbahnhof ist für die Bahnpassagiere konzipiert und ungenügend angesichts der Tatsache, dass südlich des Bahnhofs einiges geplant ist, dass mit Sicherheit zu mehr Frequenzen führt.»

Scheidegger betont auch, dass die Ideen, die dem Vorstoss zugrunde liegen, mit den Ideen der aktuellen Ortsplanungsrevision kompatibel seien. Die Gegend Südbahnhof werde in 20–30 Jahren komplett anders aussehen.