Flughafen Grenchen
«Bei der Pistenverlängerung geht es um eine bedeutende Chance für die Zukunft»

Die Verantwortlichen orientierten am Dienstag in einer Medienzkonferenz über die Grundlagen zur Pistenverlängerung. Man wolle das Projekt «mit Respekt und Rücksicht auf Anwohner und Umwelt» durchführen, wurde betont.

Oliver Menge
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Erich Blösch (l), Verwaltungsratspräsident der Regionalflugplatz AG und Flugplatzdirektor Ernest Oggier

Erich Blösch (l), Verwaltungsratspräsident der Regionalflugplatz AG und Flugplatzdirektor Ernest Oggier

Hanspeter Bärtschi

Die Verantwortlichen des Regionalflughafens Grenchen haben am Dienstag zu einer Medienkonferenz auf dem Flughafen eingeladen. Thema: Pistenanpassung – Klarstellung der Fakten.

Erich Blösch, Verwaltungsratspräsident der Regionalflugplatz Grenchen AG, warf noch einmal alles in die Waagschale. Er betonte, dass man das Projekt «Pistenanpassung» unter der Devise «mit Respekt und Rücksicht auf Anwohner und Umwelt – mit Gewinnern auf beiden Seiten» durchführen wolle. «Wir führen niemanden hinters Licht und wir sind nicht niederträchtig.» Der Bund stelle hohe Erwartungen an den Flugplatz, unter anderem im Bereich Ausbildung, so Blösch.

Grenchen ist einer von vier Standorten, an denen die Swiss ihre Piloten ausbildet, der Einzige in der Schweiz. Für den Kanton seien Überlegungen im Bereich Standortmarketing entscheidend. Und für die Region müsse der Flughafen Grenchen ein zuverlässiger Standortfaktor bleiben. Grenchen, mit rund 20% Marktanteil aller Flugbewegungen der schweizerischen Regionalflugplätze, stehe auf drei Standbeinen: 65% Schulung, 20% Freizeitfliegerei und 15 % Business. 22 Betriebe mit rund 220 Arbeitsstellen erzielten eine Wertschöpfung von rund 26 Mio. Franken, ohne die induzierte Wertschöpfung mitzurechnen, erklärte Blösch. Grenchen sei einer der wichtigsten Regionalflugplätze der Schweiz.

Flughafendirektor erklärt das SIL-Verfahren

Das Sachplan-Infrastruktur-Luftfahrt-Verfahren, kurz SIL, verläuft nach klaren Vorgaben des Bundes. «Luftfahrt ist Bundesangelegenheit», so Ernest Oggier, Direktor des Regionalflugplatzes Grenchen. 2008 wurden aufgrund internationaler Sicherheitsvorschriften alle Pisten für Jets um 40% und für Turbo-Prop-Maschinen um 30% verkürzt. Um das Dienstleistungsangebot beizubehalten, sei in Grenchen das Projekt einer Verlängerung der Piste um 450 Meter lanciert worden. Der Regierungsrat habe nun die Variante Ost «befohlen». Das Projekt werde ständig verbessert und angepasst, wie zum Beispiel die Möglichkeit eines GPS-gestützten Westanflugs bei Rückenwind, aber man bewege sich streng nach dem vorgegebenen Fahrplan. Zunächst gehe es um eine Anpassung des SIL-Objektblattes mit Koordinationsgesprächen, einer Mitwirkungsphase und der Verabschiedung eines Koordinationsprotokolls Ende Januar 2015. «Dann entscheidet der Regierungsrat über Übungsabbruch oder Weiterführung.» Hat das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Uvek nach der öffentlichen Auflage seine Zustimmung erteilt, beginnt frühestens Ende 2015 Phase 2 mit dem Plangenehmigungsverfahren. «Bis also der erste Business-Jet auf der verlängerten Piste landet, dauert es 6 bis 8 Jahre.»
Auf die Frage nach einem Plan B meinte Oggier: «Wenn wir die Businessflieger verlieren, ist ein ständig besetzter Tower und der Verbleib der Swisspiloten-Ausbildung infrage gestellt. Das wäre das Worst Case- Szenario.» (om)

Den Vorschriften gerecht werden

Für die Businessfliegerei sei eine Pistenlänge von 1400 - 1500 Metern bis maximal 2000 Meter erforderlich, damit erfülle man die europäischen Vorschriften JAR-OPS 1 für den gewerbsmässigen Luftverkehr, so Blösch. Falls Grenchen die Pistenanpassung vornehme, sei man einer von drei Regionalflughäfen, die diese Bedingung erfüllen. Payerne, als Militärflugplatz mit einer Piste von fast 2,5 Kilometern, habe nur eine Bewilligung von 8000 Bewegungen pro Jahr, die Absicht zum Ausbau der Businessfliegerei bestehe aber schon jetzt. (Grenchen hat 90 000 bewilligte Bewegungen, Anm. d. Red.). Bern-Belp mit 1730 Metern Pistenlänge sei für die Businessflieger uninteressant, weil der dort abgewickelte Linien- und Charterverkehr die Abläufe kompliziere.

Nicht so Grenchen. Der Regionalflugplatz Grenchen als Business Airport Jura Mittelland erfülle zusätzlich vier wichtige Voraussetzungen: Die Möglichkeit zum Instrumentenanflug, die Flugsicherung durch Skyguide, der Flughafen sei 362 Tage im Jahr geöffnet und er hätte – nach der Anpassung – die nötige Pistenlänge. Damit erhalte er eine «Unique selling Proposition», ein einmaliges Alleinstellungsmerkmal, betonte Blösch. Und genau dies sei eine Jahrhundertchance für den Wirtschaftsstandort der Grossregion Jura Südfuss. «Wenn wir mit diesem Standortvorteil unsere Unternehmen halten und ein oder zwei solide Firmen anziehen, haben wir das Ziel schon erreicht.»

Verlagerung zur Businessfliegerei

Die Businessfliegerei sei tendenziell am Wachsen und spiele auch in Grenchen eine zunehmend wichtigere Rolle. Man prognostiziere eine Verlagerung von der Freizeitfliegerei zur Businessfliegerei, die emissionsverträglicher sei und eine grössere Wertschöpfung ermögliche. Es gehe aber nicht um einen Ausbau, nicht darum, dass grössere Flugzeuge in Grenchen landeten, keine Erhöhungen der Bewegungen und nicht um die Einführung von Linienverkehr. Man müsse einfach für auswärtige Businessflieger auf dem Monitor bleiben.

Der Flughafen Grenchen müsse up to date bleiben, für die regionale Wirtschaft ein langfristig zuverlässiger Partner sein. «Wir planen in die Zukunft, damit unsere Bevölkerung keine Chance verpasst, wirtschaftlich attraktiv zu bleiben.» Nur eine starke Wirtschaft generiere die Mittel, die man für die Erhaltung von Wohlstand benötige und die man in eine umsichtige, pragmatische Umweltpolitik investieren könne. Umgekehrt gehe nicht. «Am Scheitern des Projekts kann niemand ernsthaft ein Interesse haben.» Blösch betonte, es gehe darum, langfristig – für die nächsten 10 bis 20 Jahre – die Existenz des Flughafens zu sichern.

Blösch sprach in der Folge von Falschaussagen der Gegnerschaft bezüglich Anzahl Bewegungen, kritisierte Aussagen in den Medien und fragte provokativ, was denn die Kritiker zu bieten hätten: «Welche Bedeutung hat für sie der Wirtschaftsstandort? Wie wollen sie die Attraktivität erhalten und stärken? Welches Alleinstellungsmerkmal schlagen sie vor?» Es gehe um eine bedeutende Chance für die Zukunft, «c’est à prendre ou à laisser.»