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«Lego-Talent» Nicolas Fessler aus Grenchen baut ausgeklügelte Wohnanlagen. Zuletzt präsentierte er einige seiner Wohnanlagen an der Muba in Basel. Die Szenen, die gezeigt werden, sind zwar realistisch, jedoch immer mit einem Augenzwinkern.
Haus um Haus steht aneinander gereiht, zusammen bilden sie einen Innenhof. Ein Eisbär steht inmitten einer Waschanlage und schaut auf den Gehsteig hinaus, umgeben von Sicherheitspersonal, einer von ihnen hält einen Knochen, wie um den Bären anzulocken und dafür zu sorgen, dass sich das Tier ruhig verhält. Die Strassen werden von Kandelabern gesäumt und sind gefüllt mit Verkehr, Passanten gehen ihres Wegs, einer von ihnen einen Bretzel in der Hand, ein anderer hält eine Zange, und dann bewegt sich da noch eine Mumie unter ihnen.
Was fast nach einer ganz gewohnten Alltagssituation klingt, ist in Wirklichkeit eine Miniaturwelt aus Legosteinen, in die der Betrachter eintauchen kann. Dabei kann man diese geschaffene Welt sehr lange anschauen und immer wieder etwas Neues entdecken, es ist fast unmöglich, jedes Detail aufzufangen.
Die Legos sind für Grenchner Nicolas Fessler eine Leidenschaft. Von Klein auf begeisterten den nun Einunddreissigjährigen die kleinen bunten Klötzchen. Zusammen mit Alex Böni aus Solothurn baut er ganze Stadtanlagen auf. Sie unterstützen sich gegenseitig und geben sich untereinander Ideen. So hat zwar Fessler manche der Häuser gebaut und andere Böni, doch findet sich in jedem Bau mindestens ein Input des jeweils anderen Kollegen.
«Wir schaffen Momentaufnahmen, so als hätte man ein Foto von einer Situation gemacht», beschreibt Fessler. «Wichtig ist uns, diesen Leben einzuhauchen.» Obschon alles stillsteht, sollen die Szenen lebendig und authentisch wirken, wofür alles bis ins kleinste Detail gestaltet wird. Sogar das Innere der Häuser ist eingerichtet, was der Betrachter durch die Fenster erahnen kann. «Wenn die Inneneinrichtung fehlen würde, würde das dem Auge auffallen», so Fessler. Die Häuser lassen sich auch öffnen. Mit Leichtigkeit nimmt er Stockwerk um Stockwerk in die Hand und zeigt die Inneneinrichtung vor, um sie anschliessend genauso flink wieder zusammenzusetzen. Jedes Zimmer ist einzigartig eingerichtet.
Die Szenen, die sie zeigen, sind zwar realistisch, jedoch immer mit einem Augenzwinkern. Fessler: «Es soll nicht alles so Ernst sein, deswegen bauen wir immer kleine Anekdoten ein, über die sich lachen lässt.» Da ist beispielsweise die Boxerin, die den Einbrecher vertreibt, oder das Männchen, das mit einer Säge eine hochgewachsene, robuste Ranke auf dem Balkon abzuschneiden versucht.
Auch Anekdoten für Lego-Fans und Teile von verschiedenen Lego-Sets sind eingeflochten. Von der Idee zum fertigen Projekt kann es je nach dem sehr lange dauern. Manchmal macht Fessler alles aus dem Kopf, manchmal fertigt er aber auch Skizzen an. «Das Praktische an Lego-Bausteinen ist, dass man verschiedenste Dinge damit bauen kann, ohne zu kleben, sägen, feilen und bemalen. Zudem kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und bauen, was man will, die Grenzen setzt man selbst», erklärt Fessler, was ihn an seinem Hobby so fasziniert.
Vorletzte Woche konnte Fessler mit Böni einige seiner Wohnanlagen an der Muba in Basel bei Bricklive, der grössten Legoausstellung der Welt, präsentieren, dies zusammen mit ihrem Verein SwissLug, der 140 Mitglieder zählt. Rund 50 von ihnen sind aktiv. Für Bricklive wurden von allen Ausstellern zusammen rund 5 Millionen Legosteine angeliefert.
Neben dem städtischen Wohnquartier waren auch eine komplett eingerichtete Lagerhalle, ein Logistikgebäude, ein Bauernhof mit Tieren, ein Einfamilienhausquartier sowie ein Bürogebäude von den beiden zu bestaunen. Dabei waren ihre Bauten jeweils ein Teil von verschiedenen Anlagen, die sich aus verschiedenen Arbeiten der Vereinsmitglieder zusammensetzten. Bei jeder Ausstellung von SwissLug sind die Anlagen anders zusammengestellt, sodass jeweils etwas Einzigartiges entsteht.
Fessler war an der Gründung von SwissLug 2007, dem ersten Schweizer Lego-Verein beteiligt. Inzwischen gibt es vier solche Vereine. Wöchentlich baut er rund vier Stunden Lego. Da er in der Grenchner Feuerwehr aktiv mit dabei ist, bleibt nicht mehr Zeit für seine Passion. Zu Hause hat er einen 22 Quadratmeter umfassenden Hobbyraum für seine Legosammlung eingerichtet. Die Vorräte hat Fessler, der bei der Firma Feumotech arbeitet, nach Farben und Formen eingeteilt. Rund 300 bis 400 Kilo wiegt sein Legoarsenal, für einen Lego-Konstrukteur nicht ungewöhnlich. Fessler: «Es gibt viele, die bereits über eine Tonne Lego-Steine verfügen.»