Leberberger Instrumentalisten und Singkreis führten mit Arsis Chor Mozarts «neue», grosse Messe in c-Moll auf. Die Zuhörer waren begeistert.
Es lohnte sich für die vielen Zuhörer, die sich trotz der heiklen Strassenverhältnisse am Samstagabend auf den Weg in die St.-Klemenz-Kirche gemacht hatten, um geistliche Musik aus der Feder Wolfgang Amadeus Mozarts zu hören.
Die 1882/83 komponierte und in Salzburg uraufgeführte Messe in c-Moll KV 427 ist ein Fragment, und wird auch oft als solches aufgeführt. Nur «Kyrie», «Gloria», «Sanctus» und «Benedictus» sind vollständig komponiert, von einigen Teilen sind Entwürfe Mozarts erhalten, andere fehlen ganz.
Zusammen sind sie gut
Es gibt mehrere Ansätze, die Messe zu vervollständigen, etwa den des amerikanischen Musikwissenschaftlers Robert D. Levin. Anhand der Skizzen und anderer Werke Mozarts hat Levin die fehlenden Teile rekonstruiert.
Um diese Fassung des Werkes aufzuführen, haben sich der Arsis Chor und der Singkreis Leberberg sowie die Leberberger Instrumentalisten zusammengetan. Unter der subtilen Leitung von René Kunz und der Mitwirkung der Solisten Trudy Walter (Sopran I), Corinne Angela Sutter (Sopran II), Silvan Müller (Tenor) und Daniel Reumiller (Bass) bekamen die Zuhörer eine eindrückliche Idee davon, wie die Messe als ganze, als «Grosse Messe» klingen kann.
Die verschiedensten Einflüsse
Das Werk ist geprägt von einer Vielfalt der Kompositionsstile. Zu Beginn der 1880er-Jahre setzte sich Mozart intensiv mit Bach und Händel sowie den italienischen Komponisten des 18. Jahrhunderts auseinander.
Die barocken Einflüsse zeigen sich in vielen polyfonen Passagen und Fugen-Einsätzen im Chor. An anderen Stellen wiederum hört man deutlich Mozarts eigenen, typischen Stil mit Anklängen an das kurz vor seinem Tod entstandene Requiem.
Der Chor meisterte dieses monumentale, anspruchsvolle Werk bravourös. Es ist unvermeidbar, dass man bei über hundert Sänger und Sängerinnen und dazu in einer sehr hallenden Akustik in der Kirche Einbussen bei Artikulation und Textverständlichkeit hinnehmen muss. Das jedoch wurde ausgeglichen durch die vielschichtige dynamische Ausgestaltung und den kraftvollen, homogenen Klang des Chores.
Herausragende Solisten
Die Leberberger Instrumentalisten, ein Ensemble aus Berufsmusikern, spielten hervorragend und waren trotz der Wucht des Chores stets gut vernehmbar.
Von den Solisten hatte Trudy Walter den schwierigsten Part übernommen. Besonders die Arie «Et incarnatus est», die Mozart für seine Frau Constanze geschrieben hat, stellte hohe technische Anforderungen an die Sopranistin, die sie jedoch virtuos erfüllte.
Beeindruckend auch die Arie «Agnus Dei» von Sutter mit kraftvoller und tragender Stimme klagend, fast wie zornig über das erbrachte Opfer gesungen.
Auch ein Chor dabei
Die vier Solisten gemeinsam sangen herausragend im wunderschönen Quartett «Benedictus» und noch einmal zusammen mit dem Chor im abschliessenden «Dona nobis pacem». Es ist schwer zu sagen, ob die Messe so oder so ähnlich geklungen hätte, wenn Mozart sie zu Ende komponiert hätte. Das wäre Spekulation. Das Publikum allerdings war mit dieser Fassung einverstanden, es erhob sich zu Standing Ovations.
Letzte Gelegenheit: Konzert «c-Moll» am Samstag, den 4. Dezember, um 20 Uhr in der Französischen Kirche zu Bern.