Startseite
Solothurn
Grenchen
Vor zweieinhalb Jahren wurde die erste Ortspartei der bürgerlich-demokratischen Partei im Kanton Solothurn geboren – die BDP Grenchen. Zum Ziel nahm sich «die neue Kraft», 2013 bei den Gemeindewahlen ihren ersten Sitz zu erkämpfen.
Ortsparteipräsident Christoph Feremutsch sagte damals: «Es ist ein Glück, dass wir bis dahin so viel Zeit haben. So können wir alles seriös durchdenken und haben Zeit, die richtigen Leute zu finden.»
Eine Rechnung, die nicht aufgegangen ist. Auf kantonaler Ebene hat der frühere BDP-Präsident Ernest Cavin den Bettel vor einem Jahr hingeschmissen, auf kommunaler Ebene hat sich der Vorstand fast zur gleichen Zeit aufgelöst (wir berichteten). Die Ortspartei entpuppte sich als Schnellschuss. Es fehlte an politischer Erfahrung und wohl auch am Rückhalt aus der Kantonalpartei. Die BDP Grenchen ist die erste (und bis heute einzige) Ortspartei der bürgerlich-demokratischen Partei.
Für Markus Dietschi, nach Cavin der neue Präsident der BDP Kanton Solothurn, steht fest: «Die Partei war damals noch nicht bereit. Jetzt müssen wir Altlasten sanieren. Aber wir lassen die Ortspartei nicht fallen – im Gegenteil.» Die Zeit, die man bei der Gründung noch hatte, fehlt zwar. Verloren sei aber nichts, sagt Markus Dietschi. «Schauen wir, wo wir vor einem halben Jahr noch waren, haben wir einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht.»
Die BDP Grenchen lebt, auch wenn ihr Herzschlag derzeit noch sehr leise pocht. Nach einer mehrmonatigen Durststrecke hat der 45-jährige Grenchner Roland Hartmann das verwaiste Parteipräsidium übernommen. Politisch ein Neuling, früher Sympathisant des Berner SVP-Flügels. Seit der Neuformierung der Kantonalpartei ist er in deren Vorstand engagiert, seit 2010 Mitglied der bürgerlich-demokratischen Partei.
Wenig Erfahrung, viel Motivation
Der Vorstand der BDP Grenchen wurde Mitte Oktober neu gebildet: Ihm gehören nebst Elektromonteur Hartmann der 70-jährige Rentner Ulrich Decker und der 39-jährige Landschaftsgärtner Mark Mettler (beide Beisitzer) an. Zur Altlastensanierung gehörte unter anderem eine Listenbereinigung, erklärt Präsident Hartmann.
Gleichwohl schaffte es die BDP, ihre Mitgliederzahl bei 20 zu halten. «Wir sind eine kleine, aber topmotivierte Gruppe.» Motiviert und ambitioniert genug, um sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. So bleibt es das Ziel der neuen «neuen Kraft», an den Gemeindewahlen 2013 einen Sitz im Gemeinderat zu erlangen.
Alle drei Vorstandsmitglieder treten an. Der Präsident hofft, noch einen oder zwei Kandidaten mehr zu finden. Ausserdem sucht die BDP die Listenverbindung mit anderen Parteien, infrage kommt nebst CVP und FDP auch die ebenso junge Grünliberale Partei (glp), mit der die BDP um ihre alternative Stellung buhlen muss.
Die Wahlschwerpunkte teilt sich die BDP Grenchen mit der Kantonalpartei, dazu gehören die Energiewende, die Interessen der KMU und der Ausbau von Kinderkrippen und Lehrlingsausbildung. Kommunal setzt Hartmann Akzente bei der «schlechten Verkehrsplanung», ausserdem bei der Stärkung von Gewerbe und Industrie. «Grenchen hat eigentlich alles, was eine lebenswerte Stadt braucht», ist er überzeugt. Aber im Sandwich zwischen Biel und Solothurn sei es wichtig, Highlights setzen zu können. Deshalb sind der BDP auch die Anpassung der Flughafen-Pistenverlängerung und das Velodrome Suisse ein grosses Anliegen.
Für Scheidegger, aber auch Bläsi
Fest steht für Hartmann und seine Kollegen, dass Grenchen dringend einen neuen Stadtpräsidenten brauche – einen bürgerlichen selbstredend. Gespannt ist man daher auf die Nominationsveranstaltung der FDP Stadt Grenchen von Ende November.
Wie die anderen, bürgerlichen Parteien favorisiert die BDP Kandidat François Scheidegger, den früheren Stadtschreiber. Aber auch mit Hubert Bläsi könne man «leben», sagt Roland Hartmann. Wichtig sei, dass die bürgerlichen Kräfte nicht gespalten werden. Unterstützen würde man letztlich beide.
Der Weg für die BDP in die Gemeindepolitik wird hart. Dessen ist sich der Präsident bewusst. «Wir mussten wieder bei 0 beginnen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir etwas reissen können». Der Support der Kantonalpartei jedenfalls ist da. «Einfach wird es nicht, aber Grenchen braucht neue Köpfe und Ideen. Grenchen braucht eine BDP», sagt Hartmann. Ob diese den Schritt aus der Pubertät ins Erwachsenenalter schafft, werden allerdings erst die Wahlen 2013 zeigen.