Guggen, Wagenbauer und Fussvolk legten sich mächtig ins Zeug und beeindruckten mit farbenfrohen Kostümen und lauter Musik. Auch das kulinarische Wohl kam nicht zu kurz.
Der Umzug rief und die Grenchnerinnen und Grenchner kamen in Scharen. Zu Recht. Sie wurden verwöhnt mit aufwendigen Wagen, ohren- und augenbetörenden Guggen und illustrem Fussvolk.
Beinahe 22 Meter lang, 3 Meter breit und an die 5 Meter hoch: So wälzte sich der Hilari-Wagen durch die Menge. Die Ausmasse stehen gleichsam für den ungebremsten Bauboom in der Stadt. Baukräne, versehen mit den Namen der verschiedenen Baustellen, 2000 eigens gefertigte Legosteine und zahlreiches Fussvolk machten den vierzigsten Wagen (davon 30 als Wagenbauchef) von Hanspeter Zumstein und seiner Crew wiederum zum Erlebnis.
Und natürlich fehlte auch diesmal der Seitenhieb auf die Kantons-Hauptstadt nicht: «Gränche boomt, Soleure schuumt» wurde unmissverständlich kundgetan. Weniger beneidenswert ist die Lage des FC Grenchen. Ungemein symbolträchtig setzte dieses Trauerspiel die Faschingszunft in Szene. Ein mächtiger Sensenmann wartet vor dem Totenbett des dahinsiechenden Vereins – auf welchem es sich dazu noch ein Aasgeier gemütlich gemacht hat – nur darauf, endgültig zuzuschlagen. Dass als Speaker Hansruedi Gribi dem Volk die traurige Nachricht verklickerte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Dieser war nämlich Ende der Sechzigerjahre ein kaum bezwingbarer Goalie in einer erfolgreichen FCG-Mannschaft.
Die Luna-Zunft hingegen rettete sich vor dem Untergang auf die goldene Ar(s)che Noah und brachte den Zuschauenden noch einmal den himmeltraurigen letzten Sommer in Erinnerung. Die Selzacher «Sauzfassnarren» brachten es eindeutig zweideutig auf den Punkt. Aarfähre=Affäre lautete ihr Motto. Sie begrüssten das Narrenvolk im Namen der Kantonsregierung. Ob die weibliche Stimme allerdings wirklich jene von Esther Gassler war, konnte im Trubel des fasnächtlichen Treibens nicht ausgemacht werden.
Den Blues hatten die Akteure jedenfalls nicht, vielmehr verwöhnte Rico Lanz die Zuschauer mit Live-Musik von Boogie-Woogie bis Rock ’n’ Roll. Ihre Kollegen aus demselben Dorf, die «Aare-Schnägge», nahmen Grenchens Gelüste auf eine Pistenverlängerung mit einem stattlichen Wagen und etlichen stimmigen Sprüchen aufs Korn und rieten, doch einfach im (hoffentlich nicht) freiwerdenden Tunnel zwischen Oberdorf und Gänsbrunnen zu starten. Die einheimische Dolce-Vita-Zunft zeigte, dass noch einiges an Energie in ihr steckt. Entsprechende Drinks, Fitnessgeräte, ein ebenso furchterregend wie fit aussehender Box-Champion und mitreissende Aerobic-Girls der ersten Stunde unterstrichen das Motto «Dolce Vital».
Der Obernarr, begleitet von den omnipräsenten Stadtratten, verteilte Rosen und an durstige Kehlen eigens gebrautes Bier von Toni Lötscher. Mit «jede Franke zählt» erinnerte der Sammelwagen daran, dass die Fasnacht als grösste Volkskultur eben auch etwas kostet. Dem Charme der «Amedisli» und dem «Geschnurr» von Daniel Wisard werden hoffentlich die wenigsten widerstanden haben.
Als Fussvolk unterwegs waren die Wiiber. Sie stellten nicht nur kleine und grosse Köstlichkeiten dar, sondern verteilten auch solche an hungrige Schleckmäuler. Fein herausgeputzt streckten zudem die Schnecken der Waldspielgruppe «Mooswichteli» ihre Fühler aus.
«Heute wursteln die Broders», liessen die Hilari-Broders verlauten. Ihr Slogan bezog sich selbstverständlich nur auf die dargebrachten Cipollatas, denn ihr Sound ist immer noch mitreissend und alles andere denn ein «Gewurstel». Wenn schon von einem Virus befallen, dann schon von jenem der «Schuelschwänzer». «Virös» nannten sie nämlich ihren Auftritt. Hinreissend waren ihre Kostüme, fesselnd ihre Musik. Für mächtig Stimmung sorgten die diversen Gäste-Guggen.
Als «gfürchige», zottelige Gestalten mit viel Ausstrahlung taten es die «Wüudbach Blosofoniker» aus Oberdorf. Die «Schnabuwetzer» aus Selzach waren nicht nur «schön schreeg», sondern auch mit viel unterhaltendem «Brimborium» unterwegs. Die «Altstadt-Mutze» brachten «ärdeschöni» Musik aus der Bundeshauptstadt mit, die «Figorowa-Gugge» schmissigen Sound aus Zug, und die Gassensprenger aus Waldenburg verblüfften mit «Gmischti Kostüm».
Die «Krachwanzen» aus Bettlach schliesslich hatten eine ganze Schiffscrew an Bord. Matrosen, Smutjes, Offiziere, Heizer und weitere seetüchtige Gestalten gefielen nicht nur mit Vielfalt, sondern auch mit bombastischem Sound.