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Einige Gäste der Badi Grenchen ärgern sich über den Lärm der Presslufthämmer, die mit den seit 20 Jahren überfälligen Bauarbeiten einhergehen.
Im grossen Becken der Badi Grenchen schwimmen einige Unentwegte ihre Bahnen und trotzen den eher kalten Temperaturen der Luft. Doch das Wasser ist geheizt und angenehme 22 Grad warm. Nichts würde also das Vergnügen stören, wären da nicht die Presslufthämmer, mit denen sich Arbeiter am westlichen Teil der Tribüne zu schaffen machen.
So jedenfalls haben es Besucher des Schwimmbads vor einiger Zeit geschildert. Und manch einer fragt sich, warum mit diesen Arbeiten erst jetzt begonnen wurde, zumal das Bad erst seit ein paar Wochen geöffnet ist und davor rund sieben Monate geschlossen war – Zeit genug, um solch lärmintensive Arbeiten auszuführen.
Chefbademeister Paul Markus Joss hat Verständnis für den Ärger seiner Gäste. Aber er liefert auch gleich die Begründung, weshalb nicht schon längst wenigstens die «lauten» Arbeiten erledigt wurden: Man durfte nicht früher damit beginnen. Denn das Gartenbad in seiner Gesamtheit steht unter kantonalem Denkmalschutz. Dies wurde vom Kanton im Februar dieses Jahres in Aussicht gestellt und von Gemeinderat der Stadt Grenchen im März beschlossen.
Die Unterschutzstellung hat in vielerlei Hinsicht Folgen: Zum einen zahlt der Kanton einen Teil der Sanierung der Tribüne, welche die Stadt mit rund 600'000 Franken veranschlagt hat, man rechnet mit etwa 15% der Baukosten. Zum anderen waren aber auch Fachleute der Denkmalpflege involviert, die jeden Schritt genauestens überprüft und entschieden haben, welche Arbeiten an den denkmalgeschützten Bauten zulässig sind und welche nicht.
Mitte April gab die kantonale Denkmalpflege grünes Licht für die Arbeiten, Ende April begann man mit dem Pilot-Projekt im westlichen Teil, wegen des schlechten Wetters einige Zeit später als vorgesehen.
Fakt ist: Zeit und Witterung haben der Anlage aus dem Jahr 1956 arg zugesetzt. Die Tribüne aus Beton wurde seit ihrer Erstellung noch nie umfassend saniert, sondern lediglich ausgebessert, wie Christian Egli, zuständig für die Arbeiten bei der Baudirektion, erklärt. Zwar sei in den 80er-Jahren eine umfassende Untersuchung gemacht, jedoch auf die Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen verzichtet worden: «Das Ganze ist eine komplexe Geschichte und ein aussergewöhnlicher Bau, sowohl was die Statik angeht als auch die Entwässerung. Dieser filigrane und schöne Bau könnte heutzutage so nicht mehr erstellt werden».
Die Konstruktion könnte man wie folgt erläutern: Auf einer Tragkonstruktion mit vorgespannten Armierungen ruhen Betonplatten, die treppenartig nordwärts nach oben gehen, jeweils mit Glassteinen im Stirnteil. Die unterste, südliche Reihe, der sogenannte Sammelgang, ist mit einer Entwässerungsrinne versehen, die das Wasser, welches die Tribüne hinunterfliesst, durch die Tragkonstruktion ableitet.
Zwischen den aufliegenden Betonplatten, auf denen im Sommer die Badegäste es sich gemütlich machen können, gibt es Fugen, die mit der Zeit undicht geworden sind. Einerseits weil der Bau «arbeitet», andererseits wurde das Fugenmaterial aus Altersgründen spröde und porös. Dadurch konnte Wasser in die Tragkonstruktion laufen und dort Schäden verursachen. Im Winter konnte es gefrieren und verursachte so Abplatzungen im Beton. Die Armierung der Trägerelemente ist teilweise gerostet.
Die Sanierung erfolgt etappenweise, das war von Anfang an so geplant und auch die Kosten entsprechend projektiert: Für das Pilotprojekt budgetierte man 120'000 Franken, für den Rest 480 000 Franken. «Wir wussten nicht, was zum Vorschein kommt», so Egli. Man habe den Umfang der notwendigen Arbeiten nur schwer abschätzen können.
Weil man das schon von Beginn weg wusste, wurde die Sanierung überhaupt erst in die zwei Etappen aufgeteilt. In einem ersten Schritt wurden nun die Platten des Sammelgangs im Pilotbereich – rund ein Fünftel der gesamten Tribüne – mit einem Autokran entfernt.
Erst jetzt konnten Ingenieure den Zustand der Trägerelemente darunter beurteilen und geeignete Reparaturmassnahmen vorschlagen. Nach der Ausführung dieser Massnahmen werden die Elemente wieder montiert. Auch die Entwässerung soll geflickt werden, aber das erweist sich als schwierig. Pläne sind sozusagen keine vorhanden, man wusste nicht einmal, wo die Entwässerung genau durchgeht und in was für einem Zustand sie war, nur, dass sie durch die Träger geht. Mittels Kanalfernsehen hat man die Ableitungen überprüft und wird die entsprechenden Reparaturen vornehmen können.
Bei sämtlichen Elementen wird der Beton instandgesetzt. Die Fugen werden mit Spezialbändern abgedichtet und die horizontalen Betonoberflächen werden beschichtet – allesamt Arbeiten, die man nur in der warmen Jahreszeit ausführen kann.
Die Badegäste im Grenchner Gartenbad müssen sich also auch fürs nächste Jahr darauf einstellen, dass auf und an der Tribüne gearbeitet werden wird, während sie ihre Kilometer schwimmen. Allerdings, so Egli, sei vorgesehen, die lärmintensiven Arbeiten soweit als möglich ausserhalb der Saison auszuführen, sofern der Kredit bewilligt wird. Die Sanierungsarbeiten allerdings werden in die Sommersaison 2017 fallen, das sei nicht zu vermeiden.