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Die umfassende Sanierung des Bürgerhauses in Grenchen geht in die letzte Phase. Der grosse Teil der Arbeiten ist abgeschlossen. Bald werden alle Wohnungen bezugsbereit sein.
Noch ist das Bürgerhaus auf der Südseite eingerüstet, noch bevölkern Handwerker, Küchenbauer und Maler das markante Haus an der Kirchstrasse. Der Grossteil der Arbeiten hingegen ist abgeschlossen. Die Wohnungen im 2. Stock und im Dachgeschoss sind bezugsbereit - erstere sofort, die Dachwohnung in rund zwei Wochen. Im ersten Stock sind bereits letzten Dezember das Treuhandbüro Rovedyma Treuhand AG und die Anwaltskanzlei Reto Gasser, Partner der Kanzlei Stampfli Rechtsanwälte, Solothurn, eingezogen.
«Eigentlich wollten wir schon Anfang Dezember 2013 mit dem Umbau fertig werden, aber verschiedene Probleme brachten eine geringfügige Verzögerung mit sich», erklärt Renato Müller, Verwalter der Bürgergemeinde Grenchen.
Ein Gang durch das frisch renovierte Haus zeigt auch warum: Der markante Erker auf der Südseite des Hauses, der im Erdgeschoss und im ersten Stock einen Bestandteil des Innenraums bildet, wurde im 2. und 3. Stock zu gedeckten, grossen Balkonen ausgebaut, indem man die Fassade um rund drei Meter nach innen versetzte, die Fenster des Erkers entfernte und das Mauerwerk durch schlanke Säulen ersetzte.
Eine grosszügige Fensterfront zu diesen neuen Loggien hin bringt viel Licht und Raum in die neuen Wohnungen. «Die Abstützung des Fassadenmauerwerks gestaltete sich schwieriger als angenommen und verzögerte die Arbeiten ein wenig», so Müller.
Lift, wo einst Badezimmer waren
«Die Pièce de Résistance aber war der Einbau des Lifts». Nachdem die Bürgergemeindeversammlung den Einbau eines solchen bewilligt hatte, wurde dieser im nördlichen Teil des Gebäudes realisiert. «Dort befanden sich vor dem Umbau auf jedem Stock die Badezimmer, die wir nun wegen des Lifts versetzen mussten. Ebenso wurde der Liftschacht bis ins Kellergeschoss geführt, denn ein Lift, der nur bis ins Erdgeschoss fährt, macht wenig Sinn.»
Mit dem Umbau des Bürgerhauses hat sich die Bürgergemeinde Grenchen einen lang ersehnten Wunsch erfüllt. «Die Sanierung des Bürgerhauses ist ein Jahrhundertwerk», hatte Bürgergemeindepräsident Franz Schilt im Juni 2012 gegenüber dieser Zeitung geäussert. Man habe seit dem Baujahr 1915 nur sehr wenig am Haus gemacht, und ein Quantensprung sei nötig, wenn man vermeiden wolle, dass das altehrwürdige Haus zu einem Geisterhaus verkomme. Die letzten Mieter der Wohnung im dritten Stock sind bereits vor Jahren ausgezogen, die Spitex zog vor zwei Jahren in die neue Überbauung «Zuhause am Girardplatz» - sie hatte von 1997 bis 2012 den ersten und zweiten Stock belegt. Das Haus stand - abgesehen von der Verwaltung der Bürgergemeinde, dem Ratssaal und dem Försterbüro im Erdgeschoss, seither leer. 2012 genehmigte die Bürgergemeindeversammlung den Kredit von 1,5 Millionen Franken. (om)
Im Erdgeschoss ist der Lift ebenerdig von aussen zugänglich und fährt direkt in alle darüberliegenden Wohnungen. Liftmotor und Steuerung wurden unter dem Dach eingebaut. Der vormalige Eingang auf der Nordseite wurde versetzt, die Zugangstreppe musste entfernt und eine neue gebaut werden. Sämtliche Leitungen - Wasser, Abwasser und Strom - wurden im Haus neu verlegt.
Weil man auch die alten Schlackenböden herausriss, neue Böden betonierte und mit einer Isolation versah, war es möglich, die Nasszellen auf allen Stockwerken neu anzuordnen. «Der Einbau von neuen Betonböden, die Bodenöffnungen für den Lift und die offen gestaltete Küche zum Ess- und Wohnbereich bedingten auch eine aufwendige Anpassung der gesamten Gebäudestatik», so Müller.
Isolation nur von innen
«An der Fassade, die 2004 überholt worden war, wollten wir grundsätzlich nichts verändern, ausser den durch den Umbau nötigen Anpassungen, vor allem im Eingangsbereich auf der Nordseite. Das hatte aber zur Folge, dass das Haus teilweise von innen her isoliert werden musste», erklärt Müller.
Insbesondere in der Dachwohnung, die mit kleinen Dachschrägen und Erkern einen ganz eigenen Charme aufweist, ging dadurch etwas an Raum verloren, dies allerdings zugunsten einer guten Isolation. «Wir haben, wo möglich, den ursprünglichen Charakter durch das Sichtbarmachen von alten Balken zu bewahren versucht», so Müller.
Zwei grosszügige, moderne 41⁄2-Zimmer-Wohnungen mit einer Bruttofläche von je rund 140 Quadratmetern plus rund 10 Quadratmeter Loggia und mit gesteigertem Ausbaustandard sowie hohem Wohnkomfort sind entstanden. Beide werden nun ausgeschrieben. Mit einem Mietpreis von 2300 Franken pro Monat inklusive Nebenkosten liegt man für Grenchen im oberen Preissegment. Müller hegt aber keinen Zweifel daran, in Kürze gute Mieter zu finden. Zu den Wohnungen gehört auch je eine Garage, welche dazugemietet werden kann. Die vier alten, schmalen Garagen auf der Westseite wurden nämlich durch zwei grössere ersetzt, ebenso wurden zusätzlich neue Besucher- und Abstellplätze erstellt.
Punktlandung erreicht
Vom Finanziellen her gesehen macht man laut Müller beim Umbau eine Punktlandung: Der Kostenvoranschlag betrug 1,7 Mio., die tatsächlichen Kosten dürften sogar etwas darunter liegen. Ausstehend sind die bereits erwähnten Anpassungen an der Fassade sowie Umgebungsarbeiten, die man erst im Frühling erledigen kann. Auch wird vor dem Haus eine neue Beschriftung montiert, die die bestehende «Infotafel» ersetzt.
Im Erdgeschoss haben die Handwerker aber auch in der nächsten Zeit noch ein wenig Arbeit: «Eine Auffrischung der Büroräumlichkeiten der Bürgergemeindeverwaltung wird vorgenommen, dazu gehört auch eine Neumöblierung», erklärt Müller. Nicht angetastet werde selbstverständlich der Bürgerratssaal mit seinem wertvollen Inventar, versichert der Verwalter.