Grenchenbergtunnel
Bahnhof Grenchen Nord ist in der Literatur verankert

Die MLB, die Moutier-Lengnau-Bahn, besitzt auf ihrer 13 km langen Strecke nur gerade einen einzigen Bahnhof – Grenchen Nord. Dieser hielt sogar Einzug in die Literatur.

Rainer W. Walter
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Der Bahnhof Grenchen Nord, eine wichtige Station - bekannt auch in der Literatur.

Der Bahnhof Grenchen Nord, eine wichtige Station - bekannt auch in der Literatur.

RWW

Der Bahnhof Grenchen Nord ist heute nicht mehr bedient. Wo früher das BLS-Team arbeitete, befindet sich heute ein «Migrolino». Der Bahnhof Grenchen Nord war seiner umfassenden Dienstleistungen wegen sehr beliebt. Als Markus Siegrist und seine Kollegen zusätzlich neben ihren Tagesaufgaben noch ein kleines, aber sehr leistungsfähiges Reisebüro angliederten, wurde der Bahnhof zu einem Treffpunkt der Reisefreudigen der ganzen Region.

Für Grenchen besass der Standort Grenchen Nord einen weiteren Vorteil. Bei der Rekrutierung von Lehrlingen und Personal gab die BLS-Leitung Bewerbern aus ihren Bahnregionen, wenn immer möglich, den Vorrang. Das bedeutete, dass junge Grenchnerinnen und Grenchner in den Diensten der BLS gute Arbeits- oder Ausbildungsplätze finden konnten.

Ältere Grenchner erinnern sich heute noch, dass es eine Zeit gab, als man mit dem direkten Zug von Grenchen Nord über Delle nach Paris reisen konnte. Und man erinnert sich auch, dass jeweils am Mittwochnachmittag ein Zug in Grenchen Nord anhielt, der einen direkten Wagen nach Moskau führte.

«Grenchen Nord» –
in der Literatur angekommen

Weniger bekannt dürfte sein, dass Grenchen Nord auch in der Literatur eine Rolle spielte. 1978 erschien der Roman «Un Amour à Grenchen-Nord» des Walliser Schriftstellers Maurice Zermatten. In diesem Roman erzählt der Autor die Geschichte eines pensionierten Inspektors einer internationalen Hotelkette. Dieser befasste sich mit der Abschrift seines eigenen Tagebuchs, das er 50 Jahre zuvor geführt hatte.

Er erinnert sich an seine Zeit als Volontär bei einem Bauern in Grenchen. Hier sollte er Deutsch lernen, hier litt er an Heimweh und fühlte sich nicht verstanden, ausser von Sophie, der jüngsten Tochter des Hauses. Er verliebte sich in das Mädchen. Eines Tages wachte er aus seinen Träumen auf und stellte fest, dass seine Angebetete einen andern liebt. Es ist eine zarte Geschichte, die in Grenchen spielt.

Grenchen Nord, das war eine Destination, die auch Friedrich Dürrenmatt kannte. Er erzählte, dass er hier oft nachts Station machte, als er am Theater in Basel bei den Proben eines seiner Stücke war. Dieser Bahnhof und dessen Umgebung hätten ihn fasziniert, berichtete er und erklärte, er habe, inspiriert von Grenchen Nord, eine Geschichte zu schreiben begonnen, die genau hier sich abspielt. Diese Geschichte ist in dieser Form zumindest nie erschienen. Allerdings ist anzunehmen, dass Teile davon da und dort in Dürrenmatts Werk ihren Niederschlag gefunden haben.

Die Ausstellung «100 Jahre Grenchenbergtunnel» startete im Kultur-Historischen Museum Grenchen mit der Vernissage am Donnerstag vor einer Woche. Die Ausstellung zum gleichen Thema im Museum von Moutier beginnt am 1. Oktober 2015.