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Nach der Dernière des «Uhregrüblers» hat Autorin und Regisseurin Iris Minder schon Ideen für das nächste Stück, sucht aber auch eine Nachfolge. Das nächste Stück soll 2015 aufgeführt werden.
Die letzte Vorführung des «Uhregrüblers» ist vorbei. Was ziehen Sie für eine Bilanz?
Iris Minder: Am Sonntag, nach dem Aufräumen und Abbauen entstand bei uns allen eine grosse Wehmut. Eine harmonische, kreative und leidenschaftliche Zeit ist vorbei. Beim Abschiednehmen kam ein Spieler zu mir und meinte: «So ein grossartiges Team hatten wir noch nie.» Ich denke, das sagt viel aus. Es ist immer schwierig, ein Team zu bilden, das wirklich harmonisch ist und das Gemeinsame pflegt. Sobald Diven und Stars darunter sind, wird es schwierig. Zu einem guten Team gehören jedoch nicht nur die Spielenden, sondern auch die Bühnenbauer, die Bistroleute, das OK und diesmal in ganz besonderem Masse auch die vier Musiker. Les Rubis sind eine Band, von der ich hoffe, noch viel zu hören. Vor allem aber freut es mich, dass sie 2015 wieder im Team sein werden.
Das heisst, Sie haben schon Ideen für das nächste Theater in zwei Jahren. Verraten Sie uns etwas?
Mit den Ideen ist es so eine Sache: Man arbeitet, es fliesst, man kreiert ... und nebenher läuft schon eine weitere Idee, ein Nächstes. Mal sehen, was daraus wird.
Wie sind Sie mit dem Publikumsaufmarsch zufrieden? Am Anfang war das Wetter ja nicht optimal.
Ja, das Wetter. Es hat uns am Anfang einen riesigen Streich gespielt. Wir konnten zwar jede Vorstellung ausser die Uraufführung spielen, aber es war kalt. Meine Angst galt eigentlich weniger dem Publikumsaufmarsch, als viel mehr meinem Team. Wird keiner krank? Haben sie genügend warme Sachen unter den Kostümen? Klar, das Publikum hat auch lieber warm, und deshalb haben viele abgewartet. So hatten wir nach etwas harzigem Beginn die letzten zwei Wochen eine fast immer ganz volle Tribüne, was auf der einen Seite dem Wetter zuzuschreiben ist, aber zum grossen Glück auch der Mund-zu-Mund-Propaganda. Was besonders erfreulich ist, es haben sich über 50 Personen als Mitglieder der Freunde Freilichtspiele neu eingeschrieben.
Wie gut haben sich die Grenchner in der Geschichte selbst erkannt? Hatten Sie diesbezügliche Rückmeldungen?
Ich schreibe ja keine historischen Stücke. Ich nehme etwas aus der Geschichte und schreibe meine Version im Stile einer Parabel, die mit «Geschichte» Aktuelles thematisiert. Trotzdem gab es immer wieder Rückmeldungen von älteren Besuchenden, welche die Arbeiterströme vor sich sahen oder sich an die Saridonbrote erinnerten.
Sie haben auch Verpflegung angeboten, wurde das Angebot genutzt?
Sehr gut. Unser Bistro ist ein sympathischer Treffpunkt, zum Essen und Trinken, sich Austauschen und Diskutieren. Und das Bistroteam – alles Freiwillige – gibt den Leuten zu verstehen, wie willkommen sie sind.
Wie gross war Ihr Budget und konnte es eingehalten werden?
Dadurch, dass wir in in diesem Jahr – neben mir als Autorin und Regisseurin und dem Bühnenbildner Marc Reist – noch fünf Profimusiker im Team hatten, lag es etwas höher als in anderen Jahren. Dank langjähriger treuer Sponsoren und zwei grosszügigen Defizitgarantien jedoch liegt alles im grünen Bereich. Für mich steht als professionelle Theaterschaffende trotzdem nie das grosse Geld im Vordergrund, sondern die Bühnenkunst, die Leidenschaft und die Liebe zu einem Thema.
Dann sagen Sie uns also keine konkreten Zahlen?
Im Moment nicht.
Freilichttheater werden aber heute landauf, landab angeboten. Wie positionieren Sie sich in diesem Wettbewerb?
Das ist vielleicht das Besondere an den Freilichtspielen Grenchen: Wir geben in erster Linie unser Herzblut hinein und wollen nicht das grosse Geld rausnehmen. Drum wage ich auch immer wieder etwas, versuche halt mal etwas Verrücktes zu machen, etwas Eigenständiges, Neues. Keine Retorte oder Schenkelklopfer. Gerade habe ich ein Mail von einer mir unbekannten Zuschauerin erhalten, die meinte: Endlich wieder einmal ein intelligentes Stück. Vielleicht macht das alles das Besondere der Freilichtspiele Grenchen aus.
Wie viele Freilichttheater wird es in Grenchen von Ihnen noch geben? Sie denken noch nicht ans Aufhören?
Diese Frage stelle ich mir immer selber nach jedem beendeten Freilichtspiel. Ich bin kein abgeklärter, cooler Mensch, der hinter einem Panzerglas seine Arbeit tut, dann die Türe zu und Feierabend. Ich bin immer total, mit Haut und Haar, mit Emotionen, Ängsten, Zweifeln und Sorgen dabei. Das kostet viel Energie. Von Herzen gerne würde ich noch 10 weitere Jahre Freilichtspiele inszenieren. Alles hängt davon ab, ob Doris Durrer und das OK weiterhin an meiner Seite stehen werden. Es hängt davon ab, ob ich die Kraft noch habe. Auf jeden Fall bin ich auf der Suche nach einer möglichen Nachfolge. Aber alles sachte, sachte. Der nächste Termin ist der 11. Juni 2015 mit dem neuen Spiel gemeinsam mit Les Rubis.