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An der Centralstrasse in Grenchen steht seit Wochen ein blaues Fahrzeug slowenischem Kennzeichen, dem die Polizei nun einen «Sheriff» (Radblocker) verpasst hat. Wem gehört es?
«Der Wagen steht seit spätestens 8. Januar, 12 Uhr dort, ohne dass dessen Besitzer den Obolus, also die fälligen Parkgebühren, entrichtet hätte», sagt Robert Gerber, der Kommandant der Polizei Stadt Grenchen auf Anfrage. Will heissen: Der Fahrzeugbesitzer hat seinen Wagen seit Wochen auf einem gebührenpflichtigen Parkfeld direkt beim Viadukt abgestellt.
Pikant: Der Wagen hat ausländische Nummernschilder, ist in Slowenien immatrikuliert. Und offiziell wissen die Grenchner Beamten nicht, wem der Wagen gehört. «Wir haben zwar einen konkreten Verdacht aufgrund eines Hinweises. Indizien weisen darauf hin, dass es sich um eine Person handelt, die hier keinen Wohnsitz hat, jedenfalls keinen offiziellen», so Gerber.
Nach einer gewissen Zeit habe man dann den Wagen mit einem sogenannten «Sheriff» blockiert, einer Wegfahrsperre, die ein Rad umschliesst, sodass es auch nicht möglich wäre, das Rad abzumontieren. «Wir haben natürlich gehofft, dass der Besitzer mal vorbeikommt, wenn er wieder mit seinem Auto herumfahren möchte, denn das passiert in solchen Fällen in der Regel eher schnell. Aber bisher ist er nicht bei uns aufgetaucht.» Dem Vernehmen nach sei der «Verdächtige» in Italien in den Ferien. Laut Gerber müsse er mit einer Anzeige rechnen, wenn er sich bei ihnen melde. «Das kostet ihn dann wahrscheinlich ein paar hundert Franken.»
Als weiteren Grund für die Anbringung der weithin sichtbaren Wegfahrsperre nennt Gerber auch Folgendes: «Kein Bürger soll sagen können ‹ich muss ständig Gebühren bezahlen und solche lässt man laufen›.»
Laut Gerber hat man versucht, den Fahrzeughalter zu ermitteln, indem man in Slowenien mit den zuständigen Stellen Kontakt aufgenommen habe, aber dieser Versuch sei erfolglos verlaufen. «Mit den deutschen Behörden gibt es in solchen Fällen keinerlei Probleme, auch die Franzosen geben relativ schnell Auskunft.» Österreich sei ebenfalls problemlos. Aber schon mit Italien sei es schwieriger, und je weiter entfernt ein Land sei, desto kleiner sei die Chance auf Erfolg.
Drei- bis viermal im Jahr werde der «Sheriff» zum Einsatz gebracht, meist nur für kurze Zeit. Eben gerade so lange, bis die Besitzer ihre Fahrzeuge wieder benötigen. «Wir hatten aber auch schon Fälle, in denen so ein Auto einfach monatelang stehen gelassen wurde.» Darunter auch Fahrzeuge, die wahrscheinlich irgendwo gestohlen worden waren und deren rechtmässige Besitzer man nicht mehr ausfindig machen konnte. Laut Gerber werden solche Fahrzeuge dann in Absprache mit der Staatsanwaltschaft weiterverwertet, das heisst entweder verkauft oder verschrottet. Denn oft seien sie in einem schlechten Zustand. «Es gibt Autos, deren Wert sich verdoppelt, wenn man sie volltankt», meint der Polizeikommandant lachend.
Auch den blauen Kombi mit den slowenischen Kontrollschildern, der nun schon seit über 40 Tagen beim Viadukt steht, werde man noch etwas genauer anschauen und hinsichtlich der Verkehrssicherheit überprüfen müssen, falls sich der Besitzer melde.
«Geöffnet haben wir das Fahrzeug nicht, und auch nicht durchsucht, obschon wir eventuell konkrete Hinweise auf den Besitzer finden würden.» Aber dazu brauche es erst einen dringenden Verdacht, dass sich etwas Ungesetzliches im Fahrzeug befinde, und demzufolge einen Beschluss der Staatsanwaltschaft. «Wir hoffen jetzt erst einmal, dass der Besitzer aus den Ferien zurückkehrt, wenn es hier etwas wärmer wird.»