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«Meine – deine – keine Religion»: Im Landhaus in Solothurn wurde und wird an über zehn «Marktständen» über unterschiedliche Weltanschauungen und Religionen informiert und die Möglichkeit zum Gespräch geboten.
Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?», zitierte Regierungsrat Peter Gomm in seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung «meine – deine – keine Religion» die berühmte Gretchenfrage aus Goethes «Faust».
Wie hat man’s mit der Religion? Im Landhaus in Solothurn wurde und wird an über zehn «Marktständen» über unterschiedliche Weltanschauungen und Religionen informiert und die Möglichkeit zum Gespräch geboten.
So erklärt der «Marktfahrer» des Forums für einen fortschrittlichen Islam, dass sie für das Kopftuchverbot und die Selbstbestimmung der Frau, gegen die Zwangsehe sind. Das Respektieren der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit gehöre zu ihren obersten Prinzipien.
Die Freidenker Solothurn und Grenchen sind dezidiert für die Trennung von Kirche und Staat, da nicht alle von der Kirchensteuer profitieren können. «Der Mensch ist frei geboren – konfessionsfrei», fasst ein Plakat ihre Überzeugung zusammen.
Dass sich die Menschheit zu einer Einheit in Vielfalt entwickle, formuliert man seitens der Bahai Olten das Hauptanliegen. Jede der Offenbarungsreligionen sei göttlich inspiriert. Ähnlich wie das Christentum im Judentum haben die Bahai ihre historischen Wurzeln im Islam. Für die Christkatholiken ist der Papst als juristischer Leiter bedeutungslos, geistliche Ämter wie auch das Bischofsamt können von Männern und von Frauen besetzt werden. Das Zölibat sei schon lange abgeschafft worden.
Etwa 80 Prozent der Kurden sind Aleviten, deren Religion unter anderem ihre Wurzeln in der Lehre Zarathustras, im Judentum, im Islam, im Christentum und im Schamanismus hat. «Unsere Philosophie ist stark alltagsbezogen», hält die alevitische «Marktfahrerin» fest.
Mit dem Satz «Die Vielfalt und das Eine» bringen die reformierten Kirchen des Kantons Solothurn ihr Anliegen auf den Punkt. Das Eine, das sei ein Gott, eine Bibel. Die Vielfalt sei in der je eigenen Art gegeben, wie man seinen Glauben lebt, wie man die Schrift interpretiert, so die reformierte «Marktfahrerin».
«Alle unsere Handlungen sollen im Namen Gottes beginnen, alle unsere Handlungen sollen so an Gott erinnern», hält die Vertreterin der Moscheen Solothurn fest. Wichtig sei die richtige Erziehung der Kinder im Glauben, dann könne es keinen Radikalismus geben.
«Toleranz, Humanität, Kosmopolitismus», erklärt der «Marktfahrer» der Freimaurer die drei Grundprinzipien. Von der Seite der Freimaurer aus wird die Religion eines jeden Menschen respektiert. Oder wie es der Preussenkönig Friedrich II., der selbst Freimaurer war, ausdrückte: «Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.» Für die Vertreterin der römisch-katholischen Kirche steht die Menschwerdung Gottes im Zentrum ihres Glaubens: «Gott wird uns so nah, für uns folgt daraus auch der Respekt vor den Menschen.»
Das Kreuz sei das Symbol für den Wandel von Not und Dunkelheit in Licht und Hoffnung. «Wir sitzen alle in einem Boot», fasst der «Marktfahrer» des Tamilischen Kulturvereins Olten zusammen. Ziel aller sei doch ein Zusammenleben, ein Zusammenarbeiten in Frieden.
Da steht man nun mit seinem gefüllten «Marktkorb». Wie hat man’s mit der Religion? Wie haben es die vielen Menschen hier im Landhaus mit der Religion? Toleranz, Gemeinschaftsbewusstsein und Gerechtigkeit wünschte sich Regierungsrat Peter Gomm in seiner Ansprache. Der Erfüllung dieses Wunsches kommt man an diesem Wochenende nahe.
Der Markt, die Ausstellung «meine – deine – keine Religion» ist heute Sonntag von 13.30 bis 14.45 Uhr geöffnet. Weitere Anlässe unter www.integration.so.ch