Flughafen Grenchen
Aus Sicherheitsgründen bleibt der Flughafen offen: Piste und Luftraum frei für den Fotoflieger

Am Flughafen Grenchen ist der Betrieb fast zum Erliegen gekommen, dennoch bleibt er aus Sicherheitsgründen offen.

Daniela Deck
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Der PC 12 der Firma Swiss Flight Services, ausgerüstet mit hochauflösenden Kameras, beim Start in Grenchen.

Der PC 12 der Firma Swiss Flight Services, ausgerüstet mit hochauflösenden Kameras, beim Start in Grenchen.

Oliver Menge

Die Fliegerei ist fast stillgelegt, einerseits auf Grund fehlender Nachfrage und andererseits auf Grund der behördlichen Einschränkungen. Dennoch wird das Personal am Flughafen Grenchen nicht die Hände in den Schoss legen. Lediglich am Morgen und am Abend sollen bei den Öffnungszeiten bis auf weiteres die erste und die letzte Stunde gestrichen werden, wobei auf Voranmeldung der Flughafen auch dann geöffnet sein wird. Das erklärt Flughafendirektor Ernest Oggier auf Anfrage.

Der Grund, die Öffnungszeiten im Tower aufrechtzuerhalten, liegt bei der Sicherheit. Grenchen müsse weiterhin als Ausweichflughafen für die umliegenden Flughäfen zur Verfügung stehen, sagt Oggier. «Was wir an Flugbewegungen noch haben, sind Rettungs- und Arbeitsflüge, letztere zum Beispiel für Holztransport, dazu Trainingsflüge der Armee.

Schulungen seien nach dem zeitweiligen Verbot unter gewissen Auflagen seit dem letzten Freitag wieder erlaubt, führt Oggier aus. Darüber sei er froh, «denn so hat der eine oder andere Fluglehrer und -schüler trotz der Krise eine sinnvolle Beschäftigung». Letzte Woche hat es zudem eine Reihe von Repatriierungsflügen gegeben (siehe Textbox).

Mit dem Businessjet aus Europa evakuiert

Landesweit wurden die meisten Linienflüge gestrichen, immer mehr Flughäfen im Ausland sind geschlossen. Seit dem 18. März dürfen Flüge aus allen Nachbarländern sowie Spanien zudem nicht mehr direkt in Grenchen landen, sondern nur noch auf den Zollflughäfen Zürich, Genf und Basel. Dennoch haben Grenchner Flugzeuge in den letzten Tagen Repatriierungsflüge durchgeführt. «Am 17. März, kurz vor der Restriktion am Zoll, haben wir mit der «Piper M600» einen unserer Kunden vorzeitig aus St. Tropez heimgeholt», sagt Mark Meyer, Geschäftsführer der Firma Transwing. Erst letzten Sonntag habe die jüngste Errungenschaft der Firma, die Cessna Citation M2, ein Paar aus Athen evakuiert und nach Grenchen gebracht, das nach sechsjähriger Weltreise mit dem Wohnmobil gestrandet war.

Auch die DiaMair SA hat mit ihrer Hawker Beechcraft Premier via Basel bisher zwei Repatriierungsflüge nach Grenchen durchgeführt, aus Bari und Valencia. Mit weiteren Interessenten sei man in Verhandlung, sagt CEO Thomas Schaad. «Ich hoffe, die Leute begreifen endlich den Ernst der Lage und kommen heim, solang wir sie noch holen können.» Hugo Dobler, Geschäftsführer der Gribair, erklärt, auch er habe diverse Anfragen für Repatriierungen erhalten. Doch ihm sei das Risiko, mit dem Flugzeug plötzlich im Ausland festzusitzen, zu gross erschienen. Deshalb habe er die Interessenten an andere Firmen verwiesen. Die Heimreise im Businessflugzeug geht ins Geld. Aus Europa kostet der Flug nach Grenchen zwischen einem mittleren vierstelligen und einem tiefen fünfstelligen Betrag. Genauere Angaben wollen die Flugzeugbetreiber nicht machen.

Daniela Deck

Ideale Bedingungen für Kartierung

Wer von der Ausnahmesituation profitieren kann, sind die Firmen, die auf Luftaufnahmen der Topografie spezialisiert sind. Erstens ist die Luft aufgrund der geringen Verschmutzung klar und damit die Sicht aussergewöhnlich gut, und zweitens gibt es kaum Störungen durch andere Flugzeuge.

Der Unterschied von uns zu einer Airline besteht darin, dass wir keine Passagiere transportieren, sondern nur die Crew.

(Quelle: Samy Dadoucha, Geschäftsführer Swiss Flight Services)

Eine Kartierungsfirma, die aktuell mit einem PC-12 täglich ab Grenchen unterwegs ist, ist das Neuenburger Unternehmen Swiss Flight Services (SFS). Topografie-Aufnahmen würden derzeit in den umliegenden Ländern bis nach Belgien und Grossbritannien stattfinden, erklärt Geschäftsführer Samy Dadoucha. Aufgrund der Coronakrise landet das Flugzeug nicht im Ausland, sondern kehrt nach vier bis sechs Stunden Flugzeit jeden Abend in die Schweiz zurück. Anders als in Colombier, der Heimbasis der SFS-Flugzeuge, kann die PC-12 dank der längeren Piste in Grenchen mit Volllast starten, «und aktuell brauchen wir die volle Kapazität», so Dadoucha.

Was wir an Flugbewegungen noch haben, sind Rettungs- und Arbeitsflüge.

(Quelle: Ernest Oggier, Direktor Flughafen Grenchen)

Was die Arbeitsorganisation angeht, so habe SFS schon vor vier Wochen in den Krisenmodus geschaltet. Das betreffe alle Arbeitsabläufe und auch die Hygienemassnahmen, erklärt der Geschäftsführer. Aktuell werde die Situation zweimal pro Tag evaluiert und die Arbeit an die Erfordernisse angepasst.

Ein riesiger Berg von Vorschriften

«Der Unterschied von uns zu einer Airline besteht darin, dass wir keine Passagiere transportieren, sondern nur die Crew», sagt der Dadoucha. Dennoch sehe man sich mit einem Riesenberg Vorschriften konfrontiert. Es sei schwierig geworden die Kosten zu decken.

Eigentlich bietet sich jetzt die einmalige Gelegenheit, um die grossen internationalen Flughäfen aus der Luft zu fotografieren. Doch bisher habe man diese Chance für die Kartierung kaum nutzen können, so Dadoucha. Denn dort sei die Flugsicherung so stark reduziert worden, dass erneut keine Kapazität für Fotoflüge übrig ist.