Littering
Auf zu sauberen Aareufern: Repla sammelte fast 50'000 Liter Abfall ein

Mitglieder der Regionalplanung Raum Grenchen-Büren sammeln seit 10 Jahren Abfall entlang der Aare ein. 2012 wurde erstmals weniger Müll zusammengetragen als in den Vorjahren. Bald könnte es den Schmutzfinken von Gemeindeseite her an den Kragen gehen.

Jonas Liniger
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Viktor Stüdeli im Gespräch
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Aktion gegen Littering in Altreu
Martin Huber (Planer BSB + Partner) stellt Projekt-Konzepte vor
Jean-Pierre Ruch, Martin Huber und Viktor Stüdeli
Abfall bei einer Feuerstelle in Altreu

Viktor Stüdeli im Gespräch

Jonas Liniger

«Bezüglich Littering hat in den letzten zehn Jahren kein Umdenken stattgefunden.» Eine ernüchternde Bilanz, die Jean-Pierre Ruch zieht. Doch der Geschäftsleiter der Regionalplanung Raum Grenchen-Büren (Repla GB) ist guter Laune. Er ist überzeugt, ohne die Repla GB und ihr Anti-Littering-Projekt sähe man entlang den Aareufern mehr Abfall.

An das Flachufer nahe Altreu lud die Organisation ein, um über das zehnjährige Bestehen der Anti-Littering-Aktionen zu informieren. Ruch beschrieb die Anfänge. Startschuss war der Rekordsommer von 2003. Die anhaltende Hitze trieb die Leute an die Aareufer und mit ihnen den Abfall.

Die vier Littering-Typten

• Ist-mir-doch-egal-Typ
Alle Altersgruppen. Sehen Littering als gegeben, etwas, das manchmal passiert. Denken nicht darüber nach, haben kein Problembewusststein und nicht die Absicht, Verhalten zu ändern.
• Ich-bin-doch-kein-Streber-Typ
Jüngere Menschen, littern kaum alleine; unter Gruppendruck anderes Verhalten. Wollen nicht als Streber gelten und littern folglich. • Ich-bin-ja-so-toll-Typ
Jüngere und Ältere mit Alpha-Status in Gruppe. Littering als Zeichen der Rebellion, und um Status zu beweisen. Littern besonders in Gegenwart ihrer Gruppe.
• Ist-ja-kein-Abfalleimer-da-Typ
Grösstes Segment der Litterer. Suchen nach Rechtfertigung für Littern. Schuld sei fehlen von Abfalleimern. Schuldbewusstsein jedoch vorhanden.

Die Repla GB sammelte in der Folge die Hinterlassenschaften der Aarebesucher ein. Möglich macht das die Hilfe von Sozialwerken wie der Perspektive Solothurn und ProWork Grenchen. Jeden Montag während 48 Wochen des Jahres sind die Helfer im Einsatz. Finanziert werden die Aufräumarbeiten durch ein Budget von 30 000 Franken. Dieses setzt sich zusammen aus Einzelbeträgen der Repla GB, der Repla espaceSolothurn, der Juragewässerkorrektur und den beteiligten Gemeinden.

Riesige Mengen Abfall gesammelt

2008 wurden 25 000 Liter Abfall gesammelt. 2009 waren es bereits 45 000 Liter. Grund für den Anstieg seien die damals beliebten, bierseligen Treffen (Botellones) gewesen, erklärt Jean-Pierre Ruch.

Im Jahr 2011 sammelten Perspektive und ProWork eine Rekordmenge Abfall – zirka 68 000 Liter. Am Bettlacher Rank habe man am Tag nach einer Freiluftparty gar 3000 Liter Müll in Säcke gefüllt. Eine Zahl die Änderungen zur Folge hatte. Im Frühjahr 2012 wurde ein Fahrverbotssignal in Richtung des beliebten Rankes aufgestellt. Das Verbot wirkte. Am sensiblen Bettlacher Rank sammelte man 2012 einen Drittel weniger Abfall als im Vorjahr. Und: Auch gesamthaft verringerte sich die Menge erstmals.

Es wurden noch 49 000 Liter eingesammelt. Heuer prognostiziert Ruch ein noch tieferes Sammel-Total. Das sei auf die bisher wenigen heissen Tage zurückzuführen. Denn gutes Wetter und die Menge an Abfall entlang der Aareufer korrelieren.

Littern aus Bequemlichkeit

Littering könne durch unterschiedliche Beweggründe verursacht werden, erklärt eine Broschüre der Repla GB. Vier verschiedene Littering-Typen werden darin gelistet. (siehe Kasten). Weitere Gründe sieht Viktor Stüdeli, Gemeindepräsident von Selzach im Bussensystem: «Für Littering bezahlt ein Abfallsünder 40 Franken. Das ist eine Weicheier-Busse!» Ausserdem müsse die Polizei den Übeltäter in flagranti erwischen. Als Gegenbeispiel führt er an, das Hundebesitzer für einen nicht angeleinten Vierbeiner im Witi-Gebiet fünfhundert Franken Busse bezahlen. Nach einer solchen Strafe fände meist ein Umdenken statt.

Hoffen kann Stüdeli auf einen hängigen Auftrag im Kantonsrat. Da die Polizei aus Personalmangel andere Prioritäten als den Kampf gegen Littering setzt, sollen Gemeinden ermächtigt werden, selbst gegen Abfallsünder vorzugehen. Dies mache Sinn, da die litteringanfälligen Orte einer Gemeinde bekannt seien und so die Kontrolle erleichtert werde. Hauswarten oder Gemeindearbeitern soll es möglich sein, Bussen zu verteilen. Ob stärkere Repression der Weg zu einem sauberen Aareufer ist, muss nun der Kanton entscheiden.