Stadtgärtner Tobias Würsch führte durch die ökologisch aufgewerteten Räume in der Stadt Grenchen.
Mohn, Salbei, dazwischen Esparsetten und zarte Gräser. Solche Blumeninseln lockern eine hügelige Steinlandschaft auf. Ein Stapel alter Betonplatten dient als Unterschlupf für Eidechsen. Ein Insektenhotel bietet Raum für allerlei Bewohner. In einem Kreis angeordnete Steinquader sind die Bänke im Aussenschulzimmer.
So präsentiert sich der Platz südlich des Eichholzschulhauses den rund 50 Leuten, die zum Anlass des nationalen Festivals der Natur an der Stadtführung durch Stadtgrün Grenchen teilnehmen. «Ein Bijou, was die Natur anbelangt, ein ökologischer Hotspot», schwärmt Tobias Würsch. Mit der Gestaltung einer ganz neuen Art von Spielraum sollen die Kinder die Möglichkeit haben, die Natur zu erleben, erklärt der Stadtgärtner.
Unter Mitwirkung von Lehrern, Schülern, Eltern und dem Vogel- und Naturschutz Grenchen (VNSG) gestaltete die Stadt den Platz naturnah und erlebnisreich für die Kinder. «Die Schüler tragen Sorge dazu», weiss Würsch. «Sie haben ja selber mitgewirkt und sind nun neugierig auf das Gedeihen.»
Kein Verständnis für Pilotprojekt
Auf Aufklärungsarbeit legt Stadtgrün grossen Wert. Es soll nicht passieren wie vor zwölf Jahren, als der Girardplatz - das nächste Ziel der Stadtführung - umgestaltet wurde. Dieses Pilotprojekt, initiiert vom damaligen Stadtgärtner Max Mehr, war auf wenig Akzeptanz bei der Bevölkerung gestossen. «Die Leute fanden den Platz ungepflegt. Und es mussten dafür Parkplätze geopfert werden», erinnert Stadtplanerin Darja Crnek.
Max Mehr hatte damit seine Idee umgesetzt, die Natur in die Stadt zu holen. Eine Idee, die nun in diversen Projekten ihre Fortsetzung findet.
Unbeliebte Saatkrähen
Eine weitere Station der Führung ist vor dem Hôtel-de-Ville. Ein Platz, wo die unterschiedlichen Bedürfnisse von Tier und Mensch mit Wucht aufeinanderprallen. Insgesamt 33 Horste haben Saatkrähen auf den Bäumen errichtet. Lärm und Exkremente der Vögel stören Anwohner und Passanten. «Es gibt noch keine erfolgreiche Methode, die Vögel loszuwerden», sagt Crnek.
Man müsse versuchen, mit ihnen auszukommen. Reto Gardi vom VNSG rät, an die nützlichen Seiten der Tiere zu denken. «Sie vertilgen viele Schädlinge», macht er bewusst.
Frische Luft durch Stadtbäume
An der Lindenstrasse lobt Würsch die Lindenbäume als gestalterische Objekte und betont ihre ökologische Wichtigkeit. «Sie spenden Schatten, filtern die Luft und verdunsten eine Menge Wasser, was eine Abkühlung von zwei bis drei Grad bewirken kann», zählt er auf. Zudem böten sie Lebensraum für unzählige Kleintiere, Vögel und Insekten. Der Friedhof ist nicht nur für die Toten eine Ruhestätte. Viele Leute würden hierherkommen, um Ruhe und Stille zu geniessen, hat Crnek beobachtet.
Auf den leeren Feldern neben den Gräbern blühen bunte Wiesenblumen. Crnek betrachtet diesen Ort als Kernpunkt der ökologischen Vernetzung. Sie ist sich bewusst, dass innere Verdichtung bei einer Ortsplanungsrevision immer auf Kosten wertvoller Grünflächen erfolgt. Deshalb ist ihr wichtig, dass verbleibende Grünräume wie beispielsweise der Friedhof qualitativ optimal und nachhaltig für die Förderung der Biodiversität gestaltet werden.
Natur auch im Bachtelen
Auch die Schüler im Bachtelen dürfen sich neuerdings über einen naturnahen Spielraum freuen. Der Bachtelenbach wurde offengelegt und schlängelt sich nun durch eine vorerst noch karge Kieslandschaft. An seinen Rändern jedoch treiben die Weidenruten, die die Schüler in den Boden gesteckt haben, bereits die ersten Blätter.
Holzstrünke und Steinhaufen, eigenhändig von den Kindern aufgeschichtet, bieten Platz zum Sitzen. Neben dem Nutzen für die Natur und die Schüler bietet die neue Bachführung auch Schutz vor Hochwasser.