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Anlässlich eines Infoanlasses über die laufenden und geplanten Bauprojekte in der Stadt wurde erstmals der «Innovationspreis Stadtbau» verliehen. Unter den sieben Nominierten schwang Armin Meier mit seinem privaten Wasserkraftwerk obenaus.
«Der Entscheid der Jury fiel einstimmig», sagte Stadtpräsidenten François Scheidegger in seiner Laudatio. «100 Jahre Grenchenbergtunnel heisst auch 100 Jahre Wasserkraft aus dem Tunnel.» Im Jahr 2004 sei der damals als Energieberater der Regionalplanung Grenchen Büren tätige Armin Meier auf die Idee gekommen, das Wasserkraftwerk Wiesenstrasse wieder in Betrieb zu nehmen. Dieses war 1965 von der BLS stillgelegt worden.
Mit viel persönlichem Engagement und unter Überwindung zahlreicher Hürden habe Meier das Projekt weiterverfolgt, grosses persönliches und finanzielles Engagement gezeigt und das Ziel beharrlich während zehn Jahren verfolgt. Jetzt könne mit dem Kraftwerk der Bedarf von 50 Einfamilienhäusern gedeckt werden, «oder 1 Mio. Tesla-Kilometer gefahren werden», wie Scheidegger eine moderne Masszahl herbeizog. «Die Nutzung dieser einzigartigen Möglichkeit durch eine Privatperson steht der Energiestadt Grenchen gut an.»
Mit sichtlicher Freude nahm Armin Meier die Auszeichnung, ein Multiple von René Walter, aus den Händen des Stadtpräsidenten in Empfang. «Es ist eine Riesenüberraschung und ich bis Stolz darauf, denn ich war mehrmals drauf und dran aufzugeben», sagte Meier. Jetzt könne er jährlich 200 000 kWh ins Netz einspeisen. «Jeder kann seinen Beitrag zur Energiewende leisten», meinte er weiter. Nicht jeder könne ein Wasserkraftwerk betreiben, aber die Solarenergie habe ein grosses noch weitgehend ungenutztes Potenzial. Er wies auch darauf hin, dass im von ihm vorerst mechanisch genutzten Tunnelwasser noch viel mehr Energie stecke. «Auch die Nutzung der Wärme würde sich auf jeden Fall lohnen.»
Folgende sechs weitere (Bau-)Projekte waren für den Innovationspreis Stadtbau nominiert: Sanierung Liegenschaft Schlössli, Sunnepark, Umbau Schulhaus Eichholz, Neubau SWG, Grenchner Wohntage und Quartierplanung Alemannenweg.
Der Anlass «Fokus Stadtbau» wurde von der Bauverwaltung zum ersten Mal durchgeführt. «Noch immer wird in Grenchen viel gebaut und es kommen auch immer noch Anfragen für industrielle Neuansiedlungen», sagte der Stadtpräsident. Ziel des Anlasses sei es, die Bevölkerung über den Stand der wichtigsten baulichen Vorhaben privater und öffentlicher Natur zu orientieren.
Stadtbaumeister Daniel Gäumann orientierte über die Areale, die mit Studienwettbewerben beplant werden. Die Resultate wurden letzte Woche vorgestellt (wir berichteten), und die rund 50 Anwesenden konnten sich in einer kleinen Ausstellung über die Siegerprojekte informieren. «Die Detailhändler Coop, Migros und Denner, welche alle in Grenchens Stadtzentrum vertreten sind, sind in diesen Planungen wichtige Akteure.» Dazu kämen rund 80 weitere Verkaufsgeschäfte.
Dass der Wohnungsbau noch keineswegs abflaut, konnte man den Ausführungen von Stadtplaner Fabian Ochsenbein entnehmen: Sieben grössere Überbauungen mit zusammen mehr als 200 Wohnungen sind zurzeit in Bau, die grösste darunter diejenige eines Solothurner Investors in der Freimatt, wo bis in zwei Jahren 70 Mietwohnungen entstehen. An weiteren fünf Standorten sind zurzeit 130 weitere Wohnungen baubewilligt, darunter die Überbauung Hinzihöfli am oberen Stadtrand. Rund 300 Wohneinheiten sind Gegenstand weiterer Gestaltungspläne, wovon derjenige auf dem Areal des Alten Spitals (Sunnepark) noch hitzig diskutiert werde. Anwohner sorgten sich um die «Quartierverträglichkeit» der dort geplanten bis zu 160 Wohnungen (wir berichteten).
Der Konflikt sei exemplarisch für eine Diskussion, welche Grenchen im Rahmen der Ortsplanungsrevision jetzt führen müsse, wie Ochsenbein weiter erläuterte: «Nämlich die Frage nach dem richtigen Mass der inneren Verdichtung.» Im Rahmen der Revision soll geklärt werden, inwiefern auch zukünftig an der für Grenchen typischen Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen festgehalten werden soll. Auch stelle sich die Frage, wie lange die Strassen den zusätzlichen Verkehr noch schlucken können. Da Grenchen als Top-Entwicklungsstandort der Hauptstadtregion gilt, entstehe hier mittelfristig Handlungsbedarf.
Nächstes Jahr wird unter Mitwirkung der Bevölkerung das räumliche Leitbild erarbeitet, die neue Ortsplanung könnte danach bis 2019 abgeschlossen werden.
Vize-Stadtbaumeister Jürg Vifian orientierte über die aktuellen Hochbauprojekte der Stadt. Messungen haben ergeben, dass das renovierte Schulhaus Eichholz nur noch halb so viel Heizenergie verbraucht. Die Bauabrechnung falle mit 8 Mio. Fr. 500 000 Fr. unter dem Kredit aus.
Zurzeit und bis 2017 sind Umbauten in den Zentrumsschulhäusern im Bau (Kredit 3,65 Mio. Fr.), bis März 2016 werden die Personalräume im Werkhof erweitert (800 000 Fr.). Ferner beginne man anhand einer Test-Tranche mit der Sanierung der Schwimmbad-Tribüne, dies unter Einbezug des Denkmalschutzes (600 000 Fr.). Überarbeitet werden zurzeit die Planungen für den Südbahnhof und das neue Stadthaus. Vorprojekte für eine Sanierung der Minigolfanlage und einen Umzug der Bibliothek in die alte Turnhalle sind in Arbeit.
Über diverse Tiefbauvorhaben wie Belags- und Kanalisationssanierungen referierte schliesslich Daniel Gäumann. Soeben fertiggestellt worden sei eine neue Metallbrücke über den Witibach.