Lengnau BE
Anwohner wollen kein Sexgewerbe im Quartier

An der Gemeindeversammlung von Lengnau BE wurde emotional um die geplante Umnutzung einer Wohnung für das Sexgewerbe diskutiert. Dabei wurde die gute Jahresrechnung 2014 in den Hintergrund gerückt.

Margrit Renfer
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Kein weiterer Platz mehr in der Aula Dorfschulhaus an der Gemeindeversammlung.

Kein weiterer Platz mehr in der Aula Dorfschulhaus an der Gemeindeversammlung.

Margrit Renfer

Mit emotional geführten Diskussionen rund um das geplante Umnutzen einer Wohnung für das Sexgewerbe im Wohngebiet rückten die gute Jahresrechnung 2014 und die genehmigte Zonenplanänderung Ulmenweg für das Bauvorhaben der Rado an der Gemeindeversammlung in den Hintergrund. Fast einen Rekord gab es mit 179 Teilnehmenden.

«Einerseits braucht es gute Argumente, um die vom Kanton geplanten Durchgangsplätze für Fahrende in unseren Nachbardörfen zu verhindern, andererseits blockieren uns Einsprachen und Beschwerden, dass ich die Gesetze nicht mehr verstehe», sagte Gemeindepräsident Max Wolf an der Lengnauer Gemeindeversammlung. Auch auf verschiedene Arten beurteilen die Anwohner im Quartier die Umnutzung einer Wohnung für das Sexgewerbe und die Behörden den Weg zur Ablehnung des gestellten Gesuches. Initianten stellten einen Erheblichkeitsantrag zur Änderung des Baureglementes und dieser wurde mit 141 zu einer Stimme genehmigt.

Einsprache machen

Obwohl die IG und der Gemeinderat wohl das gleiche Ziel verfolgen, es braucht den üblichen Rechtsweg. «Wir wollen die bestmögliche Situation auf Grund der heutigen Datenlage. Macht alle eine eigenständige Einsprache. Dann ist die Argumentation für die Behörde einfacher», sagt dazu Marcel Krebs, Leiter der Präsidialabteilung. Der Auftrag an den Gemeinderat und die Bürger ist nun erteilt.

Parat für HRM 2

Keine Diskussion gab es zur Jahresrechnung 2014. Wie gewohnt sachverständig präsentierte die aus beruflichen Gründen nicht weiter für das Amt kandidierende Nicole Ermel die Lengnauer Zahlen. Wiederum werden alle Investitionen für die Renovation des Reservoirs, den neu gestalteten Friedhof, Pausenplatz, Kindergarten, Trafostation und Schulweg direkt abgeschrieben. Für zuviel einbezahlte Steuern wurde eine Million Franken zurückgestellt. Total erfolgten für 4,28 Mio. Franken Abschreibungen. Damit startet Lengnau mit einem Anlagen-Saldo von Null bis auf die nicht abschreibbaren Aktien wie des Seelandheimes Worben in das harmonisierte Rechnungsmodell 2.

Das 24 Steuerzehntel umfassende Eigenkapital von 17,35 Mio. Franken zum Bau der Halle wäre nach wie vor vorhanden. Genehmigt wurde die Änderung des Baureglementes der Zone mit Planungspflicht Ulmenweg für das Bauvorhaben der Rado. Rado möchte den Standort Lengnau sichern, Arbeitsplätze schaffen und längerfristig die Marke Hamilton wieder in Lengnau ansiedeln. An der Versammlung wurde auch die Erneuerung der Elektroeinspeisung ab Unterwerk Pieterlen zur Versorgungssicherheit genehmigt. Dazu kommt der Neubau der Wasserverbindungsleitung Industriezone West.

Unmut macht sich breit

Gegen die Parkzone, die Halle, die Passerelle, die Industrieansiedlung, die Einladung zur Gemeindeversammlung – 22 Einsprachen und Beschwerden sind seit 2010 von den gleichen Personen eingegangen. Es regt sich der Unmut vieler Lengnauerinnen und Lengnauer, die die Einsprechenden sogar zum Wegzug aus dem Dorf aufforden. Da bleiben die aufmunternden Worte von Mario Ghisoni. Er hat sich über 50 Jahre in den Lengnauer Behörden eingesetzt. «Es hat trotz allem Spass gemacht», ermutigt er die Jungen zum mitmachen.