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Die Bedingungen zum Säen und Anpflanzen waren im Kanton Solothurn ideal. Nun braucht es - nach der anhaltenden Trockenperiode - aber endlich Regen.
Des einen Freud, des anderen Leid: Die seit Wochen anhaltende Trockenheit und die vielen Sonnentage lassen bei den Menschen die Frühlingsgefühle spriessen. Falls die niederschlagsarme Wetterphase noch längere Zeit anhält, wird im Gegensatz dazu die Freude bei den Landwirten rapide sinken; die gesäten und angepflanzten Kulturen benötigen dann nämlich dringend Feuchtigkeit.
Wie trocken das Wetter im Mittelland momentan ist, zeigen die auf der Internetseite wetterdaten-solothurn.ch publizierten Daten über die Niederschlagsmenge für den Jurasüdfuss. Seit Anfang Jahr wurden pro Quadratmeter 76,4 Liter Wasser gemessen. Im langjährigen Durchschnitt sind es in der vergleichbaren Periode aber 208 Liter.
Unterschiedlicher Wasserbedarf
Vorerst aber gibt Jonas Zürcher, Pflanzenbauberater im Solothurner Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz, Entwarnung. «Es gibt noch keine Probleme wegen der Trockenheit», sagt er, um gleichzeitig zu differenzieren. Die bereits im vergangenen Herbst gesäten Pflanzen wie Getreide oder Raps hätten inzwischen ein genug grosses und starkes Wurzelwerk, um die nötige Feuchtigkeit in tieferen Schichten aufzunehmen. Etwas schwieriger sei die Situation bei den in diesen Wochen angesetzten Kulturen wie etwa Zuckerrüben oder Sonnenblumen. Die Samen lägen in der obersten Schicht auf den Äckern und würden bald mehr Wasser benötigen. Die Wasser-Reservespeicher im Boden seien nicht gefüllt. «Wenn die Trockenheit anhält und die Regenfälle ausbleiben, dann könnte es kritisch werden», schildert Zürcher die Situation.
Beim Obstbau sieht der Fachmann weniger Probleme. Die Bäume hätten ein grosses Wurzelwerk und könnten die tiefer liegenden Wasserreserven «anzapfen». Zwar fehle auch den Gemüsebauern nach der langen Trockenperiode das Wasser für die angepflanzten Kulturen. Schäden werde es allerdings deshalb kaum geben. Die Gemüseproduzenten könnten ihre Pflanzungen vorzeitig künstlich bewässern.
Grenchner Witi hat genug Wasser
Dies wird an der Front bestätigt. «Wir müssen den gepflanzten Salat etwas früher bewässern als in anderen Saisons», erklärt beispielsweise Willi Gloor, Gemüsebauer in Grenchen. Aber klagen mag er nicht, im Gegenteil. «Die Bedingungen waren sehr gut zum Aussäen von Karotten und Spinat sowie zum Pflanzen der Salatsetzlinge. Dank der Trockenheit gab es beim Einsatz der Landwirtschaftsfahrzeuge keine Bodenschäden.» Etwas Regen wäre zwar ideal, aber selbst wenn es noch zwei, drei Wochen trocken bleibe, müsse man keine Spezialmassnahmen ergreifen. Gloors Gelassenheit hängt auch mit einer Besonderheit zusammen. Unter der Grenchner Witi liege eine dicke, stark wasserhaltige Lehmschicht. «Der Lehmboden ist also ein sehr guter Wasserspeicher.»
Aussaat auf Bestellung
Überhaupt noch keine direkten Auswirkungen hat die Trockenheit auf die Arbeit von Jürg Schönmann. «Wir haben gar noch nicht angesät», sagt der Landwirt und Präsident der Pflanzer-Vereinigung Oensingen. Als Produzent von Verarbeitungsgemüse für die Konservenindustrie wird er die Erbsen und Bohnen erst im April/Mai ansäen.
Der Anbau erfolge schweizweit gestaffelt und die Abnehmer bestimmten, wer wann an der Reihe sei. Trotzdem beschäftigt ihn die Trockenheit. «Falls es in den kommenden vier bis fünf Wochen nicht regnet, muss abgewogen werden, ob überhaupt gesät oder auf später verschoben wird.»