Es gibt immer viel zu nörgeln, trotzdem bewerten viele Rentner die Lebensqualität in Grenchen als ausgezeichnet.
Die Stadt hat eine Umfrage gemacht, wie es den Rentnerinnen und Rentnern in Grenchen so gefällt. 370 Fragebögen sind zurückgekommen, eine stattliche Anzahl. Noch mehr erstaunt hat die durchführende Pro Senectute, wie positiv die Senioren ihre Lebensqualität in Grenchen beurteilen. Die finden vieles toll, über das andere immer nur schnöden: die BGU (jedenfalls, wenn die Chauffeure süferli genug anfahren), die Einkaufsmöglichkeiten, den Flughafen (!), ja sogar den Marktplatz(!!). Da ist man ganz baff.
Und vielleicht auch etwas beschämt. Die älteren Mitmenschen haben nämlich schon allerhand gesehen und erlebt in dieser Stadt, wovon die Jüngeren nichts wissen oder dann nur vom Hörensagen. Und sie kommen dank ihrer Lebenserfahrung zum Schluss, dass es zurzeit gar nicht so schlecht ist hier. Altersmilde, könnte man das auch nennen.
Ich frage mich, ob es mir in etwa 15 Jahren (ja, so schnell kanns gehen ...) dann auch so ergeht, dass ich Grenchen durch die Weichzeichnerlinse angucke. Im Moment ist es leider noch nicht so weit. Überall findet man etwas zum Nörgeln: Wilde Abfalldeponien mitten im Quartier, das Patchwork, in das die SWG nach und nach jede Strasse verwandelt mit ihrem «einzigartigen Bauverfahren», Politiker, die den Fünfer und das Weggli versprechen – und das womöglich selber noch glauben. Es dauert wohl noch etwas, bis ich altersmilde werde.
Diese Woche wurden – in aller Stille, wie das heute ja zunehmend üblich ist – die Kirchgemeinderäte besetzt. Auffallend ist, dass bei den Reformierten kein französischsprachiger Vertreter mehr dabei ist, wo es dort doch gelegentlich welsche Gottesdienste gibt. Die Französischsprachigen seien halt am Aussterben hier, beschied mir ein Kirchenfunktionär mit leicht resigniertem Unterton.
Wie bitte?! Noch nie hab ich im Migros-Restaurant am Mittag so viel welsch gehört wie heute. Klar, die wohnen die wenigsten hier, aber das ist doch noch kein Grund für die Kirche, den Kopf in den Sand zu stecken. Wie wär es mal mit einem Angebot über Mittag auf Französisch, etwa nach dem Vorbild von «Sternschnuppe»-Veranstaltungen in anderen Städten? Wir Deutschschweizer könnten dabei gleich noch unser «Franz» etwas auffrischen.