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Mit einer Vernissage wird morgen Donnerstag um 19 Uhr die 19. Grenchner Grafik-Triennale in der Tennishalle eröffnet. 1958 fand dieser Anlass zum ersten Mal statt und hatte auf Anhieb grossen Erfolg. Damit begann Grenchens Weg zur Grafik-Stadt.
Irgendwann in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre war es, als Grenchner Kunstfreunde unter der Leitung des Künstlers Ferdinand Kaus besprachen, womit der in den 30er-Jahren gegründete Kunstverein zu neuen Aktivitäten bewegt werden könnte. Die Runde kam zur Auffassung, dass in der Stadt regelmässig eine grosse Grafikausstellung stattfinden sollte.
In Lugano existierte damals die Ausstellung «Bianco e Nero» und war der Schwarz-weiss-Grafik gewidmet. Um sich abzugrenzen, nannten die Initianten ihre zukünftige Ausstellung, die alle drei Jahre stattfinden sollte, «Internationale Triennale für farbige Originalgrafik». Das Kernstück war der freie Wettbewerb, an dem sich weltweit alle Künstler teilnehmen konnten und von dem die Grafik-Verlage ausgeschlossen waren.
Keiner zu fein, ein Helfer zu sein
Im Herbst 1958 war es so weit: Im Beisein von Bundesrat Philipp Etter wurde im Parktheater die allererste Triennale eröffnet. Dem Ereignis voraus gingen Wochen und Monate harter Arbeit. Rund 1000 Künstler aus 28 verschiedenen Ländern sandten über 3000 Arbeiten ein. Diese mussten im Zoll von Biel herausgelöst werden, was mit viel Schreibarbeit verbunden war.
Editeure und Galerien für zeitgenössische Originaldruckgrafik präsentieren an der 19. Triennale Grenchen das aktuelle Grafikschaffen in der Kunstmesse «art limited - multiple art» mit über 200 Künstlerinnen und Künstlern. Die grösste Kunstausstellung am Jurasüdfuss zeigt auf 2500 Quadratmetern 19 Galerien mit aktueller Originaldruckgrafik von 150 Künstlern, die erste Retrospektive zum grafischen Schaffen von Antoni Tàpies - dessen Werke auch in der Schweiz polarisierten - und die erste Grossausstellung mit 50 Künstlern über Druckgrafik aus dem Balkan. Originaldruckgrafiken aus den Balkanstaaten sind bisher nur wenig bekannt. Die 19. Triennale in Grenchen wird von der Kunstgesellschaft Grenchen veranstaltet und in der Tennishalle an der Flughafenstrasse 38 durchgeführt. Öffnungszeiten: Freitag 13 -21 Uhr / Samstag und Sonntag 11 -21 Uhr, Montag 13-18 Uhr. (fup)
Alle Helferinnen und Helfer waren ehrenamtlich tätig und besorgten die Geschäfte von der Zollabfertigung bis zur Kassenführung und den nächtlichen Wachdiensten. Grenchen befand sich in einem eigentlichen Triennale-Rausch. OK-Präsident das Anlasses war der damalige GT-Redaktor Fernand Trachsel. Ihm zur Seite standen neben Ferdinand Kaus und dem Galeristen Toni Brechbühl bekannte Industrielle, Beamte, Baumeister, die späteren Präsidenten der Stiftung Kunsthaus Grenchen Eduard Rentsch und Professor Walter Schluep. Die dreiköpfige internationale Jury sprach den ersten Preis von 2000 Franken der ersten Triennale dem französischen Künstler Alfred Manessier zu. Nebenbei sei erwähnt, dass das prämierte Blatt für 300 Franken erworben werden konnte.
Zeichen standen bald auf Sturm
Die nächsten drei Auflagen organisierte Paul Glocker. Er führte im Wohlfahrtshaus der Ebosa SA eine private Galerie, die in Kunstkreisen hohes Ansehen genoss. Er stellte der Triennale finanzielle Mittel und den Einsatz zahlreicher seiner Mitarbeiter zur Verfügung und engagierte sich sehr stark für diesen Anlass.
Nach Abschluss der vierten Triennale stellte man aber ein grosses finanzielles Defizit von 6000 Franken fest, das die Gemeinde zusätzlich zu ihren übrigen Leistungen nicht übernehmen wollte. Der Kunstverein verhandelte mit der Stadt Bern. In allerletzter Minute gelang es Harald Schärz, dem Präsidenten der Gesellschaft für ein Grenchner Kunstmuseum, den Anlass für Grenchen zu retten. Von der 5. Triennale an trug die Kunstgesellschaft, die aus der Fusion der Gesellschaft für ein Grenchner Kunstmuseum mit dem Kunstverein entstanden war, die Verantwortung für die Organisation. Am kommenden Donnerstag ist es das fünfzehnte Mal, dass die Kunstgesellschaft die Grafik-Triennale aus der Taufe hebt.
Grosser Einfluss auf die Stadt
In den folgenden Triennale Jahren entwickelte sich der Kunstanlass in ruhigen Bahnen: Immer wieder wurden zeitentsprechende Anpassungen vorgenommen. 1973 wurde erstmals der von zwei Gemeinderäten ins Leben gerufene «Prix Etoile» an Rolf Iseli vergeben. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Grafik fand im Rahmen verschiedener begleitender Sonderausstellungen statt. Zudem fand der Begriff «Freier Wettbewerb» eine neue Bedeutung. Künstler konnten zuerst Fotos ihrer Werke einschicken. Aufgrund des vorhandenen Materials wurden dann die einzelnen Künstler eingeladen. Das hatte zur Folge, dass die zeit- und arbeitsintensiven Zollbesuche wegfielen. Noch später wurden die Künstler zur Teilnahme eingeladen, und seit 2003 finden jeweils an fünf Tagen reine Verkaufsausstellungen statt.
Die Triennale übte einen grossen Einfluss auf die Stadt Grenchen aus. Augenfällig ist dieser in einer der bedeutendsten Grafischen Sammlungen des Landes, die sich im Kunsthaus befindet. Aber auch die Tatsache, dass in den Strassen und Plätzen der Stadt über 100 öffentliche Kunstwerke öffentlich sichtbar sind, dürfte zu einem guten Teil auf die Triennale zurückzuführen sein.