Im "Geschichtencafé" im Museum Grenchen erzählen ältere Grenchnerinnen und Grenchner von früheren Zeiten. Da ist allerhand Interessantes darunter.
Wie war das früher mit Waschen, Kochen und Putzen? Noch vor der Zeit mit Waschmaschine, Gefriertruhe und Kühlschrank? Was wurde eingekauft? Und was selber angebaut? Fragen, zu denen 14 Zeitzeugen, 11 Frauen und drei Männer beim 13. Geschichtenkaffee im Kultur-Historischen Museum viel zu berichten wussten, Anekdoten austauschten und sich unter der Leitung von Kulturvermittlerin Monika Bruder zurückerinnerten, wie sie diese Zeiten als Kinder oder Erwachsene erlebten.
Das Leben war – wenigstens für die Frauen – anders als heute, berichtet eine der Anwesenden. «Mädchen hatten in der Regel weniger Chancen auf eine Ausbildung, denn für Frauen war es in der Zeit während und nach dem Krieg bis in die 50er-Jahre normal, zu Hause zu bleiben, sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern und für die Familie da zu sein.» Das Geld war oft knapp, die Familien kinderreich. Und das hatte Auswirkungen auf das gesamte Leben: «Mädchen trugen häufig Zöpfe, weil das Geld für den Coiffeur fehlte.» Kleider wurden selber genäht und weitergegeben, wenn sie nicht mehr passten, damit sie andere Familienmitglieder nachtragen konnten. «Vieles, wie zum Beispiel Pullover, hat man selber gestrickt, weil eine vergleichbare Qualität zu kaufen schlicht nicht möglich oder unerschwinglich war», sagte eine ältere Dame.
Reihum berichten die Zeitzeugen von den Gärten ihrer Eltern oder ihren eigenen, in denen man alles Mögliche anpflanzte: Salat, Bohnen, Kohl, Lauch, Kartoffeln, Beeren und und und. Wer eine Hostet mit Obstbäumen besass, war noch etwas besser dran. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen. Vieles wurde für die Wintermonate eingemacht, in sterilen Einmachgläsern. Oder gedörrt, im Keller aufgehängt – Kohlköpfe und aufgefädelte Bohnen – umgekehrt in Sand gesteckt – Rüben und Lauch. Auf diese Weise konnte man die Lebensmittel haltbar machen. Ein Herr erzählte, wie man nach dem Heiss-Einfüllen der Lebensmittel ein wenig Alkohol in den Deckel des Einmachglases gab und anzündete, dann rasch den Deckel auf das Glas schraubte. So entstand ein Vakuum, die Gläser waren luftdicht verschlossen. Andere Hausrezepte zum Haltbarmachen von Lebensmitteln wurden erwähnt, längst vergessene Methoden, wie zum Beispiel das Einlegen von Eiern in Essig. Aber das war damals notwendig. Die ersten Gefrierfächer – übrigens der ganzen Schweiz – wurden erst Ende der 50er-Jahre im Luterbacherhof am Marktplatz eingerichtet.
Oft wurde in Naturalien bezahlt, vor allem von den Bauern. «Dann gab es auch mal ein Poulet, ein richtiges Festessen.» Suppe gehörte zu jeder Hauptmahlzeit. «Das gab den Boden und man brauchte dann nicht mehr so viel von den anderen Lebensmitteln», erklärt einer der Anwesenden.
Die Milch wurde vom Milchmann gebracht, mit Ross und Wagen, und das Pferd habe genau gewusst, wo auf seiner Tour es anhalten musste. Eier holte man beim Bauern, den Käse in der Käserei, Brot beim Bäcker, Fleisch beim Metzger. Erstaunlich: In der Blütezeit Grenchens Ende der 50er-Jahre zählte man in der Stadt rund 10 Bäckereien und sage und schreibe 16 Metzgereien. Wobei: Fleisch gab es bei den Zeitzeugen zu jener Zeit nur selten oder nur an besonderen Tagen: «Höchstes einmal die Woche. Und dann mussten oft 250 Gramm Hackfleisch für eine vierköpfige Familie reichen». Für wen aber war das Fleisch? Für die tausenden Uhrenarbeiter, die jeden Tag vom Südbahnhof aus der ganzen Region in die grossen Uhrenfirmen strömten, auf dem Weg zur Arbeit in den Läden ihre Bestellungen aufgaben und sie abends wieder abholten.
Migros und Coop, damals noch als Konsum in mehreren, nach Sparten aufgeteilten Läden in der Stadt präsent, wurden von vielen Leuten gemieden. Insbesondere, wenn man selber ein Geschäft besass. Man berücksichtigte die lokalen Geschäfte.
Besonders beschwerlich war in früheren Zeiten das Wäschewaschen. Der Waschtag begann in der Regel schon am Vorabend mit dem Einweichen der Wäsche. Um 6 Uhr morgens am eigentlichen Waschtag wurde das Wasser aufgeheizt, die Wäsche in verschiedenen Zuber gewaschen und gespült. Die nasse Wäsche wurde entweder unter dem Dach oder bei schönem Wetter draussen aufgehängt. Im Winter gab man dem letzten Spülwasser etwas Salz hinzu, damit die Wäsche nicht gefror. «Wir hatten damals schwere Barchent-Leintücher, die hatten ein enormes Gewicht, wenn sie nass waren. Meine Mutter war nach einem Waschtag jedesmal nudelfertig, das war echte Knochenarbeit», so eine Dame, die es als Kind schätzte, am Abend in den Zuber noch rumplanschen zu können.
Später kamen die ersten Waschmaschinen ins Dorf, zum Teil Mietmaschinen, die für das ganze Dorf reichen mussten. Das vereinfachte zwar die Arbeit, machte die Organisation dafür umso komplizierter. Noch später wurden in einzelnen Liegenschaften Gemeinschaftswaschmaschinen eingerichtet, und für die anderen, die solchen Luxus noch nicht hatten, gab es Waschsalons. Dort wusch man seine Wäsche, maximal einmal pro Monat, vielleicht aber auch nur alle drei Monate.
Monika Bruder konnte den Zeitzeugen auch noch einige Geheimtipps entlocken, wie zum Beispiel, dass man Fett- und Saucenflecken am einfachsten mit Kreide oder Pfeifenerde aus den Kleidern bekommt.