Bettlach
Alles, nur nicht mit Grenchen zusammenwachsen

In einem Workshop konnte die Bevölkerung skizzieren, wie die Gemeinde in 20 Jahren aussehen soll. In Gruppen wurden die verschiedenen positiven und negativen Aspekte der Gemeinde erarbeitet.

Oliver Menge
Drucken
Intensiv diskutierte man die Gegenwart Bettlachs und entwarf in Gruppen Visionen für die Zukunft.

Intensiv diskutierte man die Gegenwart Bettlachs und entwarf in Gruppen Visionen für die Zukunft.

om

«Dem Bettlacher ist eigentlich recht wohl», konstatierte Thomas Ledermann von «BSB und Partner», der mit seinem Team den Workshop in Form einer Zukunftswerkstatt durchführte.

64 Bürgerinnen und Bürger hatten sich in der Büelenhalle eingefunden, um gemeinsam die Zukunft Bettlachs zu diskutieren, festzuhalten, was an Bettlach gefällt und wo der Schuh drückt.

Gemeindepräsident Hans Kübli meinte, man dürfe die räumliche Entwicklung der Gemeinde nicht dem Zufall überlassen und müsse die Bedürfnisse und Zielsetzungen erst einmal skizzieren. Die Ortsplanungsrevision erfordere ein räumliches Leitbild und die Bevölkerung solle die Möglichkeit haben mitzuwirken.

In Gruppen wurden die verschiedenen positiven und negativen Aspekte der Gemeinde erarbeitet: Man war sich einig, dass die Lage Bettlachs als grosses Plus zu werten sei.

«Hier kann man ruhig und ohne Hektik wohnen.» Mit der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Autobahn könne man zwar in einer ländlichen und dörflichen Atmosphäre leben, sei aber dennoch schnell im urbanen Gebiet.

Die Naherholungsgebiete am Wasser und am Berg wurden lobend erwähnt, auch dass Bettlach noch über eine Post und zwei Banken verfügt, was die Gemeinde auch für ältere Menschen lebenswert mache.

Öffentlicher Verkehr und Infrastruktur positiv

Der öffentliche Verkehr und die Infrastruktur wurden positiv gewertet, das Dorf verfüge über eine lebendige und aktive Vereinskultur und auch der tiefe Steuerfuss mache die Gemeinde attraktiv.

Aber gerade beim letzten Punkt, dem Steuerfuss, schieden sich die Geister. Denn der bringe auch negative Begleiterscheinungen mit sich:

Die Bodenpreise seien im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden sehr hoch und mache es für junge Bettlacher nahezu unmöglich, zu erschwinglichen Preisen Bauland zu kaufen.

Auch die Mieten seien hoch, günstige Wohnungen finde man nur in Quartieren, in denen man eher nicht wohnen wolle. Dies führe zu einer Abwanderung der Jungen und zu einer Überalterung. Man müsse den Investoren, die nur teuren Wohnraum erstellten, einen Riegel schieben. Eingezontes Land sei blockiert.

Als weitere Problemkreise wurden genannt: das Fehlen eines eigentlichen Dorfkerns, die Parkplatzsituation, die erst kürzlich eingeführte 30er-Zone und verschiedene heikle Strassenabschnitte.

Auch wurde kritisiert, dass sich das Littering-Problem – nach der Sperrung des Bettleranks für den Verkehr – an den Waldrand am Berg verlagert habe.

Nur nicht zu stark wachsen

Im zweiten Teil der Veranstaltung konnten die Bürgerinnen und Bürger ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Visionen skizzieren, wie zum Beispiel ein neues Begegnungszentrum in Form einer Plattform auf Pfählen.

Auch ein attraktives Dorfzentrum mit vielen Einkaufsmöglichkeiten wurde vorgeschlagen. Um die Jungen im Dorf zu behalten, solle man einen sozialen Wohnungsbau fördern – im Sinne von Genossenschaftsbau – gleichzeitig aber möglichst verhindern, dass zu viele sozial schwache Auswärtige oder Ausländer nach Bettlach ziehen und «Wohnsilos» entstehen.

Überhaupt solle die Gemeinde nicht zu stark wachsen, weder bevölkerungsmässig noch in räumlichem Sinn, und – das war vielen sehr wichtig – Bettlach dürfe auf keinen Fall mit Grenchen zusammenwachsen.

Auch wenn eigentliche Argumente fehlten, für viele Bettlacher ist Grenchen ein rotes Tuch, ein Zusammenschluss müsse unter allen Umständen vermieden werden, meinten sie.

Die Gemeinde habe eine Vielzahl von Vereinen, welche stetig wüchsen. Die Infrastruktur stosse langsam an ihre Grenzen. Wünschenswert sei deshalb eine Mehrzweckhalle im Neufeld.

Auch solle man auf die Jugend setzen und vermehrt eine Jugendförderung ins Auge fassen. Das Kleingewerbe müsse ebenfalls gefördert werden, Landreserven sollten freigegeben, aber bestehende Freiräume beibehalten werden. Eine Verdichtung der Gemeinde nach innen sei anzustreben.