Grenchen
Alle 4 Kandidaten für das Grenchner Stadtpräsidium standen Red und Antwort

An der mia in Grenchen trafen sich alle vier Kandidaten für das Stadtpräsidenten-Amt zu einem Podiumsgespräch. Grosse Überraschungen bereitete das Podium jedoch nicht mehr. Die Positionen sind bezogen und bekannt.

Hans Peter Schläfli
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Boris Banga (SP, amtierender Stadtpräsident), Daniel Flury, Philipp Ubeländer (beide parteilos) und François Scheidegger (FDP; v.l.) stellten sich den Fragen von Canal-3-Moderatorin Monika Mrazek

Boris Banga (SP, amtierender Stadtpräsident), Daniel Flury, Philipp Ubeländer (beide parteilos) und François Scheidegger (FDP; v.l.) stellten sich den Fragen von Canal-3-Moderatorin Monika Mrazek

Hans Peter Schläfli

Zum ersten Mal in diesem Wahlkampf trafen sich diese Woche an der mia alle vier Kandidaten, die gerne Stadtpräsident von Grenchen werden möchten, um gemeinsam über ihre Pläne und Vorstellungen zu diskutieren. Das von Monika Mrazek (Radio Canal 3) und Matthias Dick (TeleBielingue) moderierte Podiumsgespräch verlief ausgesprochen fair und respektvoll.

Grosse Überraschungen bereitete das Podiumsgespräch an der mia so kurz vor den Wahlen aber nicht mehr. Die Positionen der vier Kandidaten sind bezogen und bekannt. Wie man es sich schon gewohnt ist, sprach der amtierende Stadtpräsident Boris Banga (SP) am längsten, und er unterstrich dabei seine Verdienste aus den bereits 22 vergangenen Amtsjahren.

«Eiszeit»

Herausforderer François Scheidegger (FDP) machte wieder die Führungsprobleme zum Thema und beschrieb die Stimmung im Gemeinderat als «Eiszeit», weshalb es jetzt Zeit für einen Wechsel sei. Beim parteilosen Herausforderer Philipp Ubeländer spürte man eine gewisse Nervosität. Er ist sich offensichtlich nicht gewohnt, vor grossem Publikum aufzutreten. Ubeländer setzte ein Ausrufezeichen mit dem Versprechen, sich dafür einzusetzen, dass Grenchen wieder ein eigenes Spital erhält. Der ebenfalls parteilose Kandidat Daniel Flury wirkte abgeklärt und sehr eloquent. Er beschrieb sich als bürgerliche Alternative. Er war als Einziger gegen den Bau des Windparks auf dem Grenchenberg.

«Kinderleben sind wichtiger als Geld»

Interessant war die Diskussion über den von der SP geforderten, aber vom Gemeinderat abgelehnten neuen Kindergarten für das Quartier Lingeriz, obwohl alle vier Kandidaten dafür sind: «Das Geschäft wurde schlecht vorbereitet», kritisierte François Scheidegger - deshalb sei es von den bürgerlichen Gemeinderäten abgelehnt worden. «Ich persönlich bin anderer Auffassung. Ein Kindergarten im Lingeriz ist wichtig für unsere Kinder und eine positive Quartierentwicklung.» Philipp Ubeländer brachte es plakativ auf den Punkt: «Ich bin für einen Kindergarten im Lingeriz, weil Kinderleben wichtiger sind als Geld.»

Stadt für die Jungen zu unattraktiv?

Weiter wurde über die Thematik diskutiert, dass Grenchen für die Jugend zu wenig attraktiv sei. «Wir haben diverse Klubs und Einrichtungen für die Jungen», sagte Boris Banga, «es ist nicht Sache der Stadt, eine Festhütte, und ganz sicher auch nicht einen 24-Stunden-Alkoholausschank einzurichten. Wir müssen nur die Rahmenbedingungen schaffen.» Mit dem Velodrome sei sicher eine neue Attraktion für die Jugend entstanden. François Scheidegger betonte, dass die Stadt nur Lokalitäten für unter 16-Jährige anbiete. «Die älteren Jugendlichen müssen nach Solothurn, Biel oder Zürich», sagt Scheidegger. Er würde sich dafür einsetzen, dass die Stadt ein neues Lokal bereitstellt. «Bevor wir für die Jungen neue Lokalitäten suchen, müssen wir uns mit ihnen zusammensetzen, um herauszufinden, was sie wirklich wollen», meinte Daniel Flury.

6 Windräder - 20 Prozent des Stroms

Dezidiert unterschiedliche Meinungen haben die Kandidaten über den Windpark auf dem Grenchenberg. «Diese riesigen Windräder verschandeln den Grenchenberg optisch und akustisch», meint Daniel Flury. Der Energiegewinn sei viel kleiner als angegeben. Boris Banga ist dagegen ein klarer Befürworter: «Wir können mit den sechs Windrädern für Grenchen rund 20 Prozent des Stroms produzieren.» Banga ist mit den Umweltverträglichkeitsprüfungen zufrieden, Fledermäuse und Zugvögel seien nicht in Gefahr.

«Wenn nicht auf dem Grenchenberg, wo dann?», fragte Banga. «Wir haben den Atomausstieg beschlossen, und von irgendwoher muss die Energie ja kommen», sagte François Scheidegger. «Es macht Sinn, die Energie dort zu produzieren, wo sie gebraucht wird. Ich vertraue darauf, das der Windpark ein durchdachtes und gutes Projekt ist.» Auch Philipp Ubeländer ist ein klarer Befürworter: «Ein Windrad gibt es ja schon auf dem Grenchenberg, und das stört niemanden.»