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Ein Anwohner der Haldenstrasse ist bereits mehrmals aufgefallen, weil er Nachbarn und Passanten belästigt hat. «Die Polizei war bereits des Öfteren hier wegen ihm», sagt eines seiner Opfer. Das Verfahren gegen den aggressiven Mann läuft.
Maria N. (Name geändert und der Redaktion bekannt), eine Mutter, die ihre Kinder täglich mit dem Auto ins Haldenschulhaus bringt und abholt, wurde am Freitagmittag vor zwei Wochen auf der Haldenstrasse direkt vor dem Schulhaus von einem Mann auf das Übelste beschimpft und sogar bedroht. «Er hat mir die schlimmsten Schimpfwörter ins Gesicht geschrien und mich bedroht ‹jetzt kommst du dann dran›. Dabei ist er mir so nahe gekommen, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich hatte meine beiden Kinder links und rechts an der Hand. Erst als ein älterer Herr, der ebenfalls im Quartier wohnt, dazwischen ging und den Mann aufforderte, mit dem Geschrei aufzuhören, liess er ab von mir und ging stattdessen auf den Helfer los.» Dies vor den Augen der Mutter und ihrer Kinder. Auch andere Kinder hätten laut Maria N. die Szene verängstigt beobachtet.
Der ältere Herr, Thomas H. (Name geändert und der Redaktion bekannt), wohnt ebenfalls an der Haldenstrasse, nur ein paar Häuser vom Ort des Geschehens entfernt. Er schildert die Szene wie folgt: «An jenem Tag hatte ich frei und befand mich im Garten. Meine Frau machte mich darauf aufmerksam, dass der betreffende Typ wieder aus seinem Haus kam und die Nummern der Autos aufschrieb, die gegenüber parkten. In dem Moment kam Maria N. mit ihren Kindern vom Schulhaus her und ging in Richtung ihres Autos. Er stürmte auf sie los und beschimpfte sie aufs Übelste. Als ich das sah, sprang ich von der Gartenmauer und rief ihm zu, er solle damit aufhören. Da ging er auf mich los. Ich versuchte ihn, auf Abstand zu halten, worauf er mir ins Gesicht schlug. Dabei ging meine Brille zu Bruch. Ich wehrte mich und habe ihn ordentlich durchgeschüttelt. Er verzog sich zurück in seine Garage und kam mit dem Stiel eines Beils in der Hand wild fuchtelnd zurück. Damit ging er auch auf die Polizeibeamten los, die inzwischen eingetroffen waren, Maria N. hatte sie gerufen. Die beiden Beamten zwangen den Mann mit einem Elektroschocker auf die Knie und entwaffneten ihn. Die eine Beamtin begleitete ihn dann zurück zu seinem Haus, der andere Beamte nahm die Aussagen auf.»
Nicht das erste Mal
Es sei nicht das erste Mal, dass es Schwierigkeiten mit dem aggressiven Nachbarn gebe, sagt Thomas H.: «Er war auch schon mit einem anderen Nachbarn vor dem Friedensrichter, weil er dessen Briefkasten ‹vermooret› hat. Die Polizei war bereits des Öfteren hier wegen ihm.» Er vermute, dieser Mann sei psychisch oder geistig krank und er frage sich einfach, ob er überhaupt in Behandlung sei und ob man das nicht irgendwie anordnen könne. «Das ist doch einfach gefährlich, so einer in unmittelbarer Nähe von Kindergärtlern und kleinen Schulkindern.»
Beide, Maria N. und Thomas H., erstatteten Anzeige gegen den Aggressor. Die Polizei sandte in den darauffolgenden Tagen jeweils einen Streifenwagen an die Haldenstrasse.
«Das geht schon länger so», hört man auch von anderen Anwohnern. Lehrpersonen seien von diesem Mann beschimpft, bespuckt und sogar mit Steinen beworfen worden. Er fühle sich durch jedes Auto gestört, das durch die Haldenstrasse fahre. Er habe auch Kinder angeschrien und verängstigt. Anwohner mit Kindern haben dieser Zeitung gegenüber bestätigt, dass sie ihren Kindern verboten haben, vor dem Haus des aggressiven Zeitgenossen, das in unmittelbarer Nähe zum Schulhaus liegt, zu spielen, aus Angst, er könne einem Kind etwas zuleide tun.
Hausverbot fürs Schulareal
«Das Gärtli vor dem Erstklasszimmer darf auf Anweisung von Lehrpersonen von den Kindern nicht mehr zum Spielen betreten werden, weil man Angst hat, er geht auf die Kinder los», so Maria N. Diese Massnahme ziehe man einer beaufsichtigenden Person vor. Gemäss der Auskunft, welche Maria N. von Schulleiter Roger Kurt erhalten hat, wurde gegen den Mann ein Hausverbot für das gesamte Schulhausareal ausgesprochen. Laut Auskunft des Schulleiters gegenüber dieser Zeitung hat sich aber bisher keiner der Vorfälle auf dem Schulhausareal ereignet. Betroffene Lehrpersonen müssten also privat aktiv werden und hätten diesbezüglich Order bekommen.
Und die Polizei? Maria N: «Sie haben mir gesagt, es sei ja nichts passiert, weil er mich nicht angefasst hat.» Und, sowieso sei wegen der häufigen Einsätze infolge von Nachtruhestörung während der WM die Personaldecke knapp, weshalb man auch nicht ständig einen Streifenwagen dort Patrouille fahren lassen könne. Auch Thomas H. ist der Meinung, es gehe einfach nicht weiter in der Sache. Er wisse nicht, ob seine Anzeige überhaupt weiterverfolgt werde. Einer anderen Frau, die ebenfalls beschimpft und bedroht wurde (Name der Redaktion bekannt), habe die Polizei abgeraten, in ihrer Sache auch noch eine Anzeige zu machen, denn dies müsse sie von Angesicht zu Angesicht mit dem Beschuldigten tun. Also habe sie es bleiben lassen, aus Angst, der Mann könnte sich später an ihr rächen, so berichtet Maria N.
Auch einen Termin in dieser Sache beim Stadtpräsidenten zu erhalten, sei schwierig gewesen, sagt Maria N. Sie sei sich einfach abgewimmelt vorgekommen. Niemand wolle etwas gegen diesen Mann unternehmen. In ihrer Verzweiflung habe sie beschlossen, sich an die Presse zu wenden. Inzwischen gehe sie, wenn überhaupt, nur noch mit Pfefferspray in der Tasche aus dem Haus.
Verfahren läuft noch
Polizeikommandant Robert Gerber meinte zum Vorfall, die Befragungen seien noch nicht abgeschlossen. Deshalb könne er auch noch keine genaueren Angaben machen. Aber von den Eskalationen auf öffentlichem Grund an der Haldenstrasse habe er vor zwei Wochen zum ersten Mal gehört. Auf die Frage, weshalb man den Mann nicht gleich auf den Posten mitgenommen habe, sagte Gerber: «Es gab keinen Grund dazu. Wir sind in einem Rechtsstaat und halten uns an die geltende Strafprozessordnung. Jemand wird dann auf den Posten mitgenommen, wenn man seine Identität überprüfen muss oder andere, zwingende Gründe vorliegen. Das traf in diesem Fall nicht zu, man hatte die beiden Streitenden ja getrennt und Haftgründe lagen keine vor.»
Zum weiteren Vorgehen sagte Gerber, man werde die Befragungen abschliessen, die Strafanzeigen erstellen und diese an die Staatsanwaltschaft weiterleiten.