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Auf dem Flughafen Grenchen denkt man nicht nur an die Personen, die beim Absturz der Junkers Ju 52 am Samstag im Büdnernland ums Leben kamen, sondern auch an die Kollegen von der Flugzeugwartung.
Der tragische Absturz des historischen Flugzeuges Junkers Ju 52 mit 20 Todesopfern am vergangenen Samstag im Kanton Graubünden ist auch auf dem Flughafen Grenchen Gesprächsthema. Die Flugzeugmechaniker rätseln trotz grossem Vorsprung an Fachwissen über die Absturzursache: Pilotenfehler oder doch technische Ursache? - «Spekulieren bringt nichts», meint Pius Kaufmann. Er ist Spezialist in der Wartung historischer Flugzeuge bei der Firma Aerotec. «Der Absturz hat mich schockiert», sagt Kaufmann.
Das tragische Ereignis löse Betroffenheit aus. Man denke nicht nur an die Familien der Flugpassagiere, sondern auch an die Kollegen, welche wie er historische Flugzeuge warten und damit auch mitverantwortlich sind für die Sicherheit der Flugpassagiere. So kennt er auch die Kollegen der betroffenen Flugfirma, welche ihre historischen Ju-52 selber gewartet habe.
Dass bei der Wartung geschlampt wurde, kann sich Kaufmann kaum vorstellen. Er weiss: «Die Situation ist sehr belastend für einen Flugzeugmechaniker. Denn auch wenn man noch so gewissenhaft arbeitet, kann man ja nie hundertprozentig ausschliessen, dass man etwas übersieht.»
Er kenne die Situation aus eigener Anschauung, denn dass ein Flugzeug eines Kunden verunglückt ist, habe er auch schon erleben müssen. «Zum Glück kommt so etwas nur selten vor, sonst würde ich wohl nicht mehr auf diesem Job arbeiteten.» Denn die Ungewissheit während der Flugunfall-Untersuchung sei für alle Involvierten eine grosse Belastung.
Wenn die Unfall-Untersuchungsstelle Sust einen Bericht verfasst, ist Akribie angesagt. Die Wartungsfirmen, welche in der Regel die Dokumente für ihre Kunden aufbewahren, bekommen Besuch von den Behörden und müssen die Wartungs-Historie lückenlos dokumentieren.
Doch während es bei modernen Fliegern genaue Wartungsvorgaben der Hersteller gibt, die manchmal auch angepasst werden aufgrund von Schwachstellen, die sich mit den Jahren zeigen, ist dies bei Flugzeug-Veteranen oft nicht der Fall. Dies weil die Herstellerfirmen nicht mehr existieren. So auch bei der verunglückten Ju 52 mit Baujahr 1939. «Die Junkers Flugzeugwerke existieren schon lange nicht mehr», ruft Kaufmann in Erinnerung.
Doch Wartungsvorgaben gebe es selbstverständlich trotzdem. Diese würden von den Betreibern und Servicefirmen in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl erarbeitet. Und dass man dort genau hinschaue und auf der sicheren Seite bleibe, sei bekannt.
Die Ju 52 hatte keinen Flugschreiber an Bord. Dies ist bei historischen Flugzeugen auch nicht üblich. Nach dem Unglück dürfte womöglich die Forderung aufkommen, künftig auch in Flugzeug-Oldtimer eine Black Box einzubauen.
Kaufmann hat da seine Zweifel, ob dies die richtige Lösung wäre. Denn der nachträgliche Einbau einer Black Box samt neuer Zulassung sei zwar technisch machbar aber eine sehr teure Sache und würde auch die Flüge massiv verteuern. Auch ältere Business-Jets seien heute oft noch ohne Flugschreiber unterwegs.