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Am Sonntag wird die Skiliftsaison auf dem Grenchenberg beendet. Der Trainingslift muss ersetzt werden, das Pistenfahrzeug auch. Die Politik beginnt, Druck aufzubauen.
Am Sonntag wird der Skilift auf dem Grenchenberg zum letzten mal für diese Saison angelassen. Pascale Ris, Sprecherin der Skilift Grenchenberg AG, spricht von einer durchschnittlichen Saison 2017/2018. «Wir hatten einen sehr guten Saisonstart, da bei Eröffnung im Dezember bereits genug Schnee lag, was das erste Mal seit fünf Jahren der Fall war.»
«Dazwischen gab es aber einen Durchhänger mit warmem Wetter und Regen. Die Sportferien waren wieder ordentlich besucht und wir können die Lifte jetzt auch bis Saisonende laufen lassen», erklärt Ris. Auch die Nachfrage beim Nachtskifahren bezeichnet sie als «durchschnittlich gut».
Morgen Sonntag, 16 Uhr ist endgültig Schluss mit Skifahren auf dem Grenchenberg für diese Saison. Man hält sich an die im Voraus kommunizierten Termine, obwohl es noch genug Schnee hätte fürs Skifahren. «Wir möchten, dass der Oberberg-Wirt die Strasse wieder benützen kann. Auch er braucht eine gewisse Planungssicherheit», sagt Adrian Cslovjecsek, zuständig für die Administration bei der Skilift AG dazu.
Statt der Arbeit am Skilift wartet auf die Skilift-Mitarbeiter und Fans des Wintersportes jetzt Überzeugungsarbeit, denn rund um das Skigebiet Grenchenberg stehen bedeutende Investitionen an, soll es mit dem Skifahren wie bisher weitergehen. Die Baustellen heissen Pistenfahrzeug und Trainingslift.
Laut Adrian Cslovjecsek musste schon für diese Saison ein Pistenfahrzeug gemietet werden, weil sich beim alten Fahrzeug nach 29 Betriebsjahren die Reparaturen häuften. Schon dieser Pistenbully war als Occasion gekauft worden. Manche Ersatzteile waren nicht mehr erhältlich oder mussten extra hergestellt werden, was allmählich ins Tuch ging, so Cslovjecsek. Eine Generalüberholung würde 150'000 Franken kosten, was für ein so altes Fahrzeug kaum sinnvoll ist.
Der Gemeinderat hatte vorerst der Miete eines Ersatzfahrzeuges mit Kaufoption im vergangenen September zugestimmt, und dafür 25'000 Franken gesprochen wobei die Stadt mit der Skilift AG noch in Verhandlung steht über eine Beteiligung an den Unterhaltskosten. Die Baudirektion soll grundsätzlich nicht mehr zuständig sein für das Pistenfahrzeug. Die Skilift AG wurde aufgefordert, bis 15. März 2018 eine Vereinbarung für einen finanziellen Beitrag der Stadt für den gesamten Betrieb und Unterhalt inklusive Garagierung auszuarbeiten. Cslovjecsek erklärt, man habe der Stadt entsprechende Vorschläge unterbreitet.
Das Geld, um ein eigenes Pistenfahrzeug zu kaufen, habe die AG nicht. Neu koste ein solches bis 600'000 Fanken Wobei Cslovjecsek betont, dass ein Skiliftbetrieb ohne Pistenbully heute nicht denkbar sei. «Früher war das vielleicht noch möglich, aber heute kontrollieren die Behörden nicht nur die Anlagen, sondern auch die Piste.»
Ungewiss ist auch, ob und wie es beim Trainingslift weitergeht. Dieser ist aufgrund der Vorschriften bzw. seiner Antriebstechnik nur noch bis Ende 2019 zugelassen und muss spätestens auf diesen Zeitpunkt stillgelegt werden. Der Trainingslift ist inzwischen sogar 47-jährig und gehört der Stadt. Diese sorgte auch für den Unterhalt und stellte bisher einen Mitarbeiter, der den Lift bei Betrieb überwachte.
Ebenfalls im vergangenen September hatte der Gemeinderat beschlossen, den Lift letztmals für die Saison 2018 aufzustellen und nachher zu verschrotten. Über einen Ersatz wurde bisher nicht gesprochen, denn die heutige Anlage würde einem Windrad des geplanten Windparks im Weg stehen.
Dies rief nun die Politik auf den Plan. Die SP-Fraktion reichte anlässlich der letzten Gemeinderatssitzung eine Interpellation zum Thema ein. Erstunterzeichner Alex Kaufmann erkundigt sich darin, ob die Stadt eine Ersatzanlage plant, allenfalls an einem topografisch besseren Ort, damit der Lift eine Verbindung vom Unterberg zum «grossen» Lift herstellen könnte. Auch stellte er die Frage, ob die SWG im Zusammenhang mit der geplanten Windkraftanlage als Sponsor infrage kommen könnte. «Ich erwarte von der Stadt ein rechtzeitiges Eingreifen, um die nahtlose Weiterführung des Kinder-Skiliftes zu gewährleisten», unterstreicht Kaufmann auf Anfrage. Er habe auch schon erste Gespräche mit SWG-Chef Per Just aufgenommen.
Die Stadt werde sich auch erneut mit dem Thema Pistenfahrzeug auseinandersetzen müssen. «Das gemietete Pistenfahrzeug kann unmöglich alleine von der Skilift AG finanziert werden», meint der SP-Fraktionschef. «Die Stadt muss weiterhin für die Defizitgarantie aufkommen. Entweder stehen wir zu unserem kleinen aber feinen Skigebiet oder wir lassen auch dieses Juwel dem Sparwillen zum Opfer fallen», meint Kaufmann.
Laut Auskunft von Cslovjecsek ist für einen Trainingslift mit Kosten von rund 1000 Franken pro Meter Liftlänge zu rechnen. Ob der Lift neu sei oder Occasion mit anschliessender Revision falle dabei nicht gross ins Gewicht. Man schaue sich schon seit mehreren Jahren nach geeigneten Objekten um.
Wie die Stadt auf diese Begehrlichkeiten reagieren wird, ist zurzeit noch offen. Stadtpräsident François Scheidegger verweist auf die hohen Investitionskosten und fordert von den Skiliftbetreibern und den Wintersportlern vermehrt, Sponsoren zu suchen für ihre sportlichen Aktivitäten. Cslovjecsek meint dazu, diese Möglichkeiten ziehe man sehr wohl in Betracht und habe in der Vergangenheit auch schon vieles über Sponsoring finanziert. Doch das Geld aus der Privatwirtschaft aufzutreiben werde immer schwieriger, weil dort die Identifikation mit der Region abnehme.