Im Rahmen des Projekts Riedförderung des Kantons wurden in der Grenchner Witi 800 neue Sträucher gepflanzt. Mitglieder des Vereins Vogel- und Naturschutz Grenchen halfen mit.
Eine fast unheimliche Atmosphäre herrscht in der Grenchner Witi zwischen dem Hölzligraben und dem Autobahnportal Ost. Nebelschwaden ziehen gespenstisch über die Felder. Am Boden sind unzählige seltsame Löcher auszumachen. Im Abstand von rund einem Meter, in drei parallelen Reihen. Jedes Loch etwa 30 Zentimeter tief. Dies ist nicht etwa das Werk von Ausserirdischen, sondern gehört zum Projekt Riedförderung Grenchner Witi.
Mit diesem Aktionsprogramm will das kantonale Amt für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft (ARP) die ehemalige Riedlandschaft in der Grenchner Witi wieder instand stellen und damit gefährdete Tier- und Pflanzenarten erhalten und fördern.
Eine Hecke aus 800 Sträuchern
Ein Dutzend Mitglieder des Vereins Vogel- und Naturschutz Grenchen verteilen unter der Leitung von Jonas Lüthy vom Kanton die gut 800 bereitliegenden Pflanzen auf die Löcher. Pfaffenhütchen, Schwarzer Holunder, Korbweide, Heckenrosen oder Weissdorn werden in die Vertiefungen gesteckt, die Wurzeln sorgfältig mit Erde bedeckt und gut angepresst.
Der heftige Regen in den folgenden Tagen wird das Seine dazu beitragen, dass die Sträucher gut anwachsen und einen optimalen Start haben.
Rückzugsgebiet für Kleintiere
Die Hecke, die hier entsteht, ist ein wichtiges ökologisches Vernetzungselement, welches das Aareufer mit den bereits aufgewerteten Flächen um das Autobahnportal Ost und den Witihof verbindet. Nach einigen tiefgreifenden Eingriffen in die Natur, wie die Entwässerung durch die Juragewässerkorrektur oder ein weitläufiges Drainagesystem, ist die Witi heute ein grossflächiges, intensiv bewirtschaftetes Kulturland. Die noch vorhandenen Riedelemente sind isoliert.
Viele Tierarten sind jedoch auf Verbindungskorridore angewiesen. Mit der Vernetzung der Riedflächen können Amphibien, Feldhasen oder Insekten zwischen geeigneten Lebensräumen wandern. Vor allem im Winter, wenn die Felder abgeerntet sind, finden die Tiere in den Hecken Unterschlupf. Bodenbrüter, denen der frühe und häufige Schnitt der Wiesen zum Verhängnis wird, können hier ungestört ihre Brut aufziehen. Arten, die das Projekt fördern möchte, sind beispielsweise der Kreuzkröte, die Ringelnatter oder das Schwarzkehlchen.
Ein Lob den Landwirten
Jonas Lüthy, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft, windet den Landwirten, die bei diesem Projekt mitmachen, ein Kränzchen. «Ohne ihre Mitarbeit wäre ein solches mehrjähriges Projekt nicht durchführbar», betont er.
Die Bauern müssen Erschwernisse bei der Bewirtschaftung in Kauf nehmen. Sie verpflichten sich auch langfristig, die Hecken fachgerecht zu pflegen, damit sie ihren Zweck erfüllen, nämlich regionaltypischen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum zu bieten und zum Fortbestand gefährdeter Arten beizutragen.