Kommunalwahlen
54 wetteifern um einen der 15 Sitze im Grenchner Gemeinderat

15 Sitze gilt es zu besetzen. Die Ausgangslage für die Gemeinderatswahlen in Grenchen ist denkbar anders als noch vor vier Jahren. Es könnte zum grossen Sesselrücken kommen, vorallem die GLP hat gute Chancen.

Patrick Furrer
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So sah es nach den letzten Gemeindewahlen im Ratssaal aus – wer dort künftig die Geschicke der Stadt mitlenken und -gestalten soll, darüber entscheiden die Stimmbürger Grenchens am 14. April. (Archiv)

So sah es nach den letzten Gemeindewahlen im Ratssaal aus – wer dort künftig die Geschicke der Stadt mitlenken und -gestalten soll, darüber entscheiden die Stimmbürger Grenchens am 14. April. (Archiv)

Oliver Menge

54 Kandidatinnen und Kandidaten treten für die Wahl in den Grenchner Gemeinderat an. Am 25. Februar lief die Anmeldefrist ab. Das wohl Speziellste an den Erneuerungswahlen ist die Tatsache, dass erstmals seit 2001 wieder mehr als die alteingesessenen vier grosse Stadtparteien ins Rennen um die 15 Ratssitze steigen. Vor zwölf Jahren wurde der Gemeinderat von 30 auf 15 Sitze verkleinert. Mit dieser Zäsur verschwanden auch die Grünen und die Freiheitspartei vom politischen Spielfeld der Uhrenstadt.

Neu sind die Grenchner Sektion der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) und die Sektion Grenchen-Bettlach der Grünliberalen (GLP). Die BDP will es mit drei, die GLP gleich mit sechs Kandidierenden versuchen. Die einzige volle Liste hat die Sozialdemokratische Partei (SP), auf jeweils elf kommen die FDP und die CVP. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) tritt mit einer 7er-Liste an.

Wieder ein parteiloser Kandidat

Fast unbemerkt hat sich ausserdem ein parteiunabhängiger Kandidat aufstellen lassen: Ubeländer Philipp ist Landwirt mit Jahrgang 1987 und damit auch gleich der drittjüngste Kandidat von allen. Dass ein Parteiloser sein Glück versucht, ist derweil nicht neu: Bei den Wahlen 2009 trat Sozialpädagoge Matthias Meier-Moreno an, der dieses Jahr bei der CVP auf der Liste erscheint und seine Wahl in den Kantonsrat soeben verpasst hat.

Vermutungen kann man über die künftigen Machtverhältnisse und die Sitzverteilung im Gemeinderat der kommenden Amtsperiode 2013 - 2017 anstellen: Nach den letzten Wahlen lag die SVP mit 22,5 Prozent nur noch knapp hinter der zweitstärksten Fraktion nach der SP, der FDP, die 24,6 Prozent erreichte. Dieses Jahr gibt es einige Variablen, die diese Rechnung beeinflussen werden: Das Zugpferd der SVP, Heinz Müller, ist nach seinen Gerichtsverfahren möglicherweise geschwächt, die FDP stellt mit François Scheidegger als Gemeinderatskandidat auch den Gegenkandidaten für das SP-Stadtpräsidium. Andererseits holte die SVP vor vier Jahren für ihre Kandidaten die deutlich besseren Ergebnisse als die FDP, wenn auch ohne BDP-Konkurrenz. Zum Schutz vor dem Verlust von Restmandaten ist die CVP zudem eine Listenverbindung mit den Jungparteien BDP und GLP eingegangen - zum Ärger der Freisinnigen, die dasselbe vorhatten. Die SP wiederum gehörte an den Kantonsratswahlen zu den Verlierern. Wahrscheinlich, dass es - anders als 2009 - deshalb in Grenchen zum Sesselrücken kommen könnte, vor allem die GLP scheint gute Chancen zu haben. Aufgrund der Kampfwahl ums Präsidium kann auch mit einer höheren Wahlbeteiligung gerechnet werden.

Rekordtief beim Frauenanteil

Aktuell liegt der Frauenanteil im Grenchner Gemeinderat bei 6,7 Prozent - auf 14 Gemeinderäte kommt eine einzige Frau. Auch für die nächste Amtszeit stellen sich nur zehn Frauen zur Wahl, das sind 18,5 Prozent aller Kandidierenden. Ob der Frauenbonus zieht, ist offen. Vor vier Jahren kandidierten 13 Frauen, nur SP-Frau Clivia Wullimann erhielt aber genügend Stimmen, Anna Duca (SP) und Sibylle Probst (SVP) schafften es nur zum Ersatz. Vergleicht man die Zahlen beispielsweise mit Solothurn, zeigen dich deutliche Unterschiede: In Solothurn sind 17 von 30 Gemeinderäten weiblich. Für die dortigen Wahlen haben sich bei 108 Kandidierenden 39 Frauen gemeldet - das sind immerhin 36 Prozent.

Vergleicht man die Grenchner Listen untereinander, stellen die SP und die GLP beide jeweils drei Frauen. Die GLP kommt damit intern auf einen Anteil von 50 Prozent. Darunter auch Nicole Hirt, die am Sonntag den Sprung in den Kantonsrat schaffte. Die FDP stellt zwei, SVP und CVP jeweils eine, die BDP mit ihren nur drei Anwärtern gar keine Frau.

Fast alle «Cracks» kommen wieder

Von den Bisherigen treten bis auf Daniel Trummer (SP) alle wieder an. Dafür kann die «Regierungspartei» mit Kunsthistorikerin Angela Kummer auf eine neue, vielversprechende Kandidatin hoffen. Sie erreichte bei den Kantonsratswahlen ein gutes, wenn auch ungenügendes Resultat.
Die jüngste Kandidatin ist Andrea Heiri von der CVP mit Jahrgang 1994; die ältesten sind Bernhard Schröder von der FDP (1944) und Ulrich Decker von der BDP (1942). 21 Kandidaten sind über 50, 5 über 60 Jahre alt. Nebst Stadtpräsident Boris Banga tritt auch Vize-Stadtpräsident und Lehrer Hubert Bläsi wieder an.

Ausserdem fällt auf, dass sämtliche Parteien mit ihren Präsidenten antreten: Das sind Remo Bill (SP), Richard Aschberger (SVP) und neu auch Alexander Kohli (FDP), Marco Crivelli (CVP) sowie Eric von Schulthess (GLP) und Roland Hartmann (BDP). Diese Entwicklung könnte der Kandidatenarmut in der Stadt zuzuschreiben sein. Zumindest teilweise.