«coffre ouvert»
48 Autos machten Grenchner Marktplatz zur Freiluft-Galerie

Mit den Autos hinfahren und einfach ausladen: Das ist das einfache Konzept von «coffre ouvert». Dabei geht es längst nicht nur um den Verkauf der Werke. In Grenchen wurde dieses Mal aus 48 Kofferräumen Kunst angeboten.

Patric Schild
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Bunter Anblick auf dem Marktplatz: Das Niveau sei gehoben, fandenam «coffre ouvert» teilnehmende Künstler.

Bunter Anblick auf dem Marktplatz: Das Niveau sei gehoben, fandenam «coffre ouvert» teilnehmende Künstler.

Patric Schild

Ob Neuinteressierter in der Welt der Künste oder jahrelanger Sammler: Am Samstag kam jeder Kunstliebhaber in Grenchen auf seine Kosten, als sich der Marktplatz bei der fünften Ausgabe des «coffre ouvert» in einen Treffpunkt für Kunstfreunde verwandelte. Von imposanten Skulpturen bis zu abstrakten Bildern war alles vertreten.

Besonders am Morgen, als noch mildere Temperaturen herrschten, erfreute sich die alternative Kunstausstellung grosser Beliebtheit und lud die Bevölkerung ein in eine Welt der Farben, Formen und Künste einzutauchen. Aber auch am Nachmittag, während das Thermometer bereits weit über 30 Grad anzeigte, liessen es sich einige unerschrockene Besucher nicht nehmen und schlenderten, gut ausgerüstet mit einem erfrischenden Eis, durch die Ausstellung.

«Gute Werbeplattform»

Rund 48 Autos konnten auf dem Marktplatz gezählt werden, aus deren Kofferräumen heraus Künstler aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland ihre Werke zum Verkauf darboten. Aber nicht jedem Kunstschaffendem ging es primär um die Veräusserung seiner Werke. «Der Anlass ist für mich vor allem eine gute Werbeplattform», erklärt Nadja Lerch aus Oberdorf, welche zum zweiten Mal am «coffre ouvert» teilnahm. Denn auf diese Weise würden sich auch Menschen mit Kunst auseinandersetzen, die bis anhin wohl nie auf die Idee gekommen seien, eine Galerie zu besuchen. Deshalb sei es für die Mitmachenden wichtig, auch dann wiederzukommen, wenn es mal nicht so rund läuft. «Die Leute müssen einen ja zuerst auch kennen lernen», so Lerch.

Beatrice Aebischer hingegen erlebte dieses Jahr ihre Premiere. Die ältere Dame aus Thun wurde durch die Basler Künstlerin Ruth Kissling via Facebook auf die unkonventionelle Ausstellung in der Uhrenstadt aufmerksam gemacht. «Mich erfreut vor allem das gehobene Niveau unter den Künstlern», sagt Aebischer. Denn man merke schnell, dass hier Leute am Werk seien, die sich über einen längeren Zeitraum und intensiv mit Kunst auseinandergesetzt hätten. Oftmals sei es leider so, dass sich an solchen Kunstmärkten auch Hobbykünstler tummeln würden, die ein- bis zwei Kurse besucht hätten und dann auf das schnelle Geld hoffen würden. Ausserdem, so die Thunerin weiter, sei der Anlass auch Gelegenheit, um Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen.

Überhaupt stösst das Konzept bei den Ausstellenden durchweg auf positive Resonanz. «Dieses unkomplizierte Verfahren ist genial», sagt Nadja Lerch. Man fahre einfach mit dem Auto vor und sei quasi schon startklar. Ausserdem sei der Grenchner Marktplatz geradezu prädestiniert für diesen Anlass.